
Zwischennutzung im «Kreuz» zum zweiten Mal verlängert: Verein startet mit vielen Ideen – und einer Sorge
In der Politik spricht man gern von Salamitaktik und meint es nicht gut. Doch bei den Zwischennutzenden vom ehemaligen Restaurant Kreuz am Aarauer Weinbergkreisel löst die Salamitaktik – statt noch ein Rädli Wurst noch ein paar Monate mehr – Freudensprünge aus. Ursprünglich war das Mietverhältnis bis Ende 2024 befristet, später bis Ende Juni 2025. Damals hiess es aus den Reihen des Vereins Kultur im Kreuz, man habe nach kurzer Bedenkzeit beschlossen, weiterzumachen – «um zu geniessen, was wir geschaffen haben».
Nun ist das «Kreuz» in eine neue, dritte Saison gestartet: «Wir haben noch einmal eine Verlängerung bekommen und dürfen das Lokal nun bis Ende Mai 2026 nutzen», sagt Nadja Leuenberger vom rund 12-köpfigen Kernteam. Die Option auf Verlängerung hatte die Eigentümerin, die Versicherungsgesellschaft Swica, im April auf Nachfrage der AZ bereits angekündigt: Damals hatte die Swica mitgeteilt, dass das Baugesuch rechtskräftig geworden sei. Der Baustart für die vier Gebäude mit insgesamt 66 Wohnungen und Gewerbenutzung wurde für Herbst 2026 angesetzt, wobei das denkmalgeschützte «Kreuz» stehen bleiben wird.
«Etwas überrumpelt hat es uns schon, dass die Nutzung nun noch ein drittes Mal verlängert werden konnte», sagt Leuenberger. Und doch sei der Entscheid rasch gefallen – zu gross sind die Freude und die Begeisterung dafür, was in den letzten Monaten an Kultur hat organisiert und erlebt werden dürfen. «Wir hatten alle grosse Lust, weiterzumachen. Zudem sind in den letzten Monaten neue Köpfe mit neuer Energie in den Vorstand gekommen, die Aufgaben konnten so auf mehr Schultern verteilt werden.» So hat etwa auch das Präsidium gewechselt, von Nadja Leuenberger zu Claudia Mazzocco.
Aufgrund der Kurzfristigkeit startet der Verein nun in Bezug auf externe Künstlerinnen und Künstler mit einem etwas weniger vollen Programm in die Saison als die Jahre zuvor. «Aber wir haben für die kommenden Monate schon wieder viele Ideen», so Leuenberger. Gesetzt sind auch die verschiedenen Eigenanlässe, wie das Kreuz+Quer, Drink & Draw, die Pizzamania, KunstKleiderKreuz oder der Kreuzslam, die sich gut etabliert haben und regelmässig stattfinden.
Mit Crowdfunding Mietkosten decken
Was bei aller Vorfreude bleibt: die Sorge ums Geld. Zwar ist die Miete mit 800 Franken pro Monat moderat, doch sind die Heizkosten im letzten Jahr überraschend dermassen in die Höhe geschossen, dass sich die Auslagen für das Gebäude direkt verdoppelt haben. «Das macht es unglaublich schwierig, einen finanziell rentablen Kulturort zu führen, selbst wenn alles in Freiwilligenarbeit geleistet wird», sagt Leuenberger.
Weil der Verein vom Grundsatz, nur Kollekte und keinen Eintritt zu verlangen, nicht abrücken will, lanciert er nun ein Crowdfunding. Ab Anfang September wird über die Plattform «Lokalhelden» gesammelt, das Mindestziel liegt bei 5500 Franken. Damit wären die Mietkosten gedeckt, bei 11’000 Franken wären es auch die Neben- und Heizkosten. Ausserdem sei man daran, Stiftungen anzuschreiben und um Unterstützung zu bitten.
Und dann? Was passiert im Frühling 2026? Leuenberger lacht, so weit mag sie noch nicht denken. «Wir haben natürlich den Wunsch, Teil der Aarauer Kulturszene zu bleiben.» Wie und wo sei aber noch völlig offen, wobei: «Wir vereinen im Team so viele unterschiedliche Talente und Ideen, dass ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass im Mai die ‹Kreuz›-Türe zugeht und es das gewesen ist. Irgendwo wird dann eine andere Tür aufgehen, da bin ich mir sicher.»