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Verzögerungen und höhere Kosten: Rechenzentrum bereitet Sorgen

Eines der Rechenzentren der Armee kommt nicht recht vom Fleck: Fehlendes IT-Personal verursacht weitere Verzögerungen und höhere Kosten. Das zeigt ein neuer Bericht des Bundes.

Das Verteidigungsdepartement (VBS) erneuert unter dem Namen «Fitania» die Netze, Infrastrukturen und Kommunikationsmittel der Armee. Das Programm ist in drei Projekte unterteilt: Telekommunikation der Armee, Führungsnetz Schweiz und Rechenzentren VBS/Bund. Vor allem letzteres bereitet dem VBS Sorgen: Gemäss dem am Dienstag veröffentlichten VBS-Projektbericht, der den Projektstand per Ende 2021 aufzeigt, kommt es zu Verzögerungen und höhren Kosten.

Zwar wurden die Rohbauten der ersten zwei Rechenzentren dem Betreiber übergeben. Das dritte Rechenzentrum «Kastro II» steht jedoch noch am Beginn der Bauphase, wie es im Bericht heisst. Der Grund: Die Suche nach einem neuen Standort führte zu Verzögerungen. Denn eigentlich hätte das Zentrum in den ehemaligen Kavernen des Munitionslagers Mitholz gebaut werden sollen. Dieses muss wegen Explosionsgefahr jedoch geräumt werden, das Dorf wird teilweise evakuiert.

Projekt braucht sieben Jahre mehr Zeit

Nun kommt es zu weiteren Verzögerungen: Der Innenausbau der Rechenzentren wird mit dem Teilprojekt Architektur und Infrastruktur realisiert. Dieses leide jedoch stark unter personellen IT-Ressourcenproblematik. Dadurch resultierten Verzögerungen und höhere Kosten. Eine Entlastung vor 2023 sei nicht zu erwarten. Gemäss Bericht hat die Gruppe Verteidigung die Ressourcen und Kompetenzen, um das Projekt längerfristig wieder auf Kurs zu bringen. «Sie hat die IKT-Gesamtplanung verabschiedet und darauf basierend Massnahmen ergriffen», heisst es darin.

Ursprünglich war das Projektende für 2023 vorgesehen. Nun wird es voraussichtlich 2030 abgeschlossen. Ursprünglich waren dafür Investitionen in Höhe von 900 Millionen Franken vorgesehen. Da am neuen Standort keine Synergien mit bestehenden Anlageteilen vorhanden sind, wird der Bau von «Kastro II» aber teurer werden als ursprünglich gedacht. Noch läuft das Vorprojekt, daher sind die Kosten noch nicht bekannt. Per Ende 2021 beliefen sich die Investitionen gemäss aktuellem Projektauftrag jedoch bereits auf über 1 Milliarde Franken.

Auch können die Verzögerungen beim Rechenzentrum zu Verspätungen bei anderen Projekten führen, da diese zusammenhängen und abgeglichen werden müssen.

Informatik-Personal fehlt

Fehlende Ressourcen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) ziehen sich wie bereits im Vorjahr wie ein roter Faden durch den VBS-Projektbericht. Von total 23 sogenannten «Top-Projekte VBS» verlaufen sieben in allen Aspekten plangemäss. Bei elf Projekten würden zwei oder drei Kriterien mit «plangemäss» beurteilt.

Bei weiteren fünf Projekten ist die Bewertung bei drei oder allen Kriterien jedoch «knapp» oder sogar «ungenügend», wie es weiter heisst. Direkter oder indirekter Grund für Plan-Abweichungen seien in den meisten Fällen mangelnde IKT-Ressourcen. Zu den als knapp beurteilten Projekten zählen etwa der Ersatz der Führungssysteme oder die Erneuerung der Sensorsysteme beim Luftraumüberwachungs- und Einsatzleitsystems Florako.

Auch der Markt gebe nicht die notwendigen IKT-Fachkräfte her. Das bedeutet: «Selbst wenn genügend finanzielle Mittel vorhanden sind, können die notwendigen Leistungen auf dem Markt nicht beliebig bezogen werden», schreibt das VBS. Dies habe allfällige, noch zu bestimmende Sistierungen oder Verzichte von Projekten zur Folge, was wiederum einen möglichen Leistungsverzicht der Armee bedeuten könne. (abi)

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