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Paukenschlag bei Bucherer-Stiftung: Stiftungsaufsicht setzt zwei Sachwalter ein

Der Präsident des Stiftungsrates, Urs Mühlebach, wird entmachtet.

Ungemach für die milliardenschwere Luzerner Jörg-G.-Bucherer-Stiftung: Die Eidgenössische Stiftungsaufsicht (ESA) stellt dem Präsidenten Urs Mühlebach zwei Sachwalter zur Seite, wie die NZZ und Inside Paradeplatz übereinstimmend berichten. Der Schritt konnte erwartet werden, nachdem erst vor wenigen Wochen bekannt geworden war, dass die ESA ein Verwaltungsverfahren gegen die Bucherer-Stiftung eröffnet hatte.

Die Sachwalter sollen das ordnungsgemässe und unabhängige Funktionieren der Stiftung überprüfen und begleiten. Ziel der Massnahme sei es, «die Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit der Stiftung zu sichern und das Vertrauen in eine korrekte Stiftungsführung zu gewährleisten». Der Stiftungsrat bleibt für die Vergabe von Fördergeldern zuständig.

Die Massnahme der ESA erfolgt laut der Behörde aufgrund von Hinweisen auf «potenziell gravierende strukturelle und personelle Interessenkonflikte im Stiftungsrat», zitiert die NZZ die ESA.

Im Zentrum der Auseinandersetzung steht Präsident und Anwalt Urs Mühlebach. Er war langjähriger Vertrauter des 2023 verstorbenen Juweliers Jörg Bucherer und ist zugleich dessen Willensvollstrecker. Im Stiftungsrat sitzen Urs Mühlebach als Präsident, sein Kanzleikollege Sören Schwieterka sowie Jessica De Ry, Bucherers Cou-Cousine. Zuletzt war es zu einem Konflikt zwischen Jessica De Ry und den beiden anderen Stiftungsräten gekommen. Auch hatten Führungspersonen die Stiftung verlassen, darunter der Geschäftsführer.

Das sagt Urs Mühlebach

Ein Sprecher von Urs Mühlebach sagt auf Anfrage dieser Zeitung: «Urs Mühlebach legt Wert auf die Feststellung, dass ihn Jörg Bucherer in seinen letztwilligen Verfügungen zum Willensvollstrecker und zum Stiftungsrat ernannt hat.» Mühlebach sei vom Stiftungsrat einstimmig – inklusive der Stimme von Jessica De Ry – zum Stiftungsratspräsidenten gewählt worden. Und weiter: «Die Regelung der Governance wie auch die Vergütung der Kanzlei Mühlebach entspricht damit im Detail den von Jörg Bucherer schriftlich festgelegten Vorgaben», so der Sprecher.

Eine Ernennung zum Präsidenten ist in den letztwilligen Verfügungen allerdings nicht festgehalten. Der Sprecher betont aber: «Jörg Bucherer hat verfügt, dass sich der Stiftungsrat selber konstituert und der Präsident vom Stiftungsrat gewählt wird.»

Die Jörg-G.-Bucherer-Stiftung verwaltet gemäss gut informierten Quellen 4 bis 5 Milliarden Franken und ist damit eine der grössten Stiftungen der Schweiz. Sie wurde zum grössten Teil mit dem Geld von Rolex alimentiert: Der Uhrenhersteller hatte den Luzerner Händler kurz vor Bucherers Tod übernommen. Der Kaufpreis war bislang nicht bekannt, wenn auch Schätzungen kursierten. Die NZZ hat nun in Erfahrung gebracht, dass der Kaufpreis 3,2 Milliarden Franken betrug.