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Krebspatientinnen und -patienten werden während Reha per App begleitet – «Wir hoffen, auch andere Spitäler von diesem Programm überzeugen zu können»

Die Hirslanden Klinik Aarau und die Krebsliga Aargau haben ein wegweisendes Rehabilitationsprogramm für Krebspatientinnen und -patienten ins Leben gerufen. Die entscheidende Rolle spielt eine App.

Krebserkrankte durchleben Momente, die sie an ihre Grenzen bringen. Meist ist der Kampf auch nach erfolgreicher Behandlung lange nicht vorbei. Um Betroffenen die Rückkehr in den Alltag zu erleichtern, wurde 2019 von der Hirslanden Klinik Aarau und der Krebsliga Aargau das «ORA»-Programm ins Leben gerufen. Aufgrund der eindrücklichen Resultate wird es seit Juni diesen Jahres als dauerhaftes Angebot weitergeführt. Bisher konnten über 300 Patientinnen und Patienten in das Programm aufgenommen werden – dreimal mehr als erwartet.

Das Rehabilitationsprogramm der «ORA», kurz für ambulante onkologische Rehabilitation Aargau, zeichnet sich durch einen individuellen und breiten Ansatz aus. Neben ärztlich verordneten Massnahmen wie Physiotherapie oder Psychoonkologie können auch komplementärmedizinische oder nicht medizinische Therapien hinzugezogen werden. So zum Beispiel Achtsamkeitskurse, Yoga oder Sozialberatung durch die Krebsliga Aargau. Zudem haben die Teilnehmenden Zugang zu einer App von «Kaiku Health», in der sie ihr Befinden dokumentieren können. Dies ermöglicht den vernetzten Fachpersonen, den Gesundheitszustand in Echtzeit zu überwachen und bei Bedarf rechtzeitig einzuschreiten.

Dank App sind alle Beteiligten stets auf dem gleichen Informationsstand.
Bild: zvg

Dr. Christian von Briel, ehemaliger Leiter der Radiotherapie Hirslanden und Mitinitiant der «ORA», ist heute noch bewegt von den Resultaten: «Die ersten Rückmeldungen vor dem «ORA»-Programm zeigten uns, dass die Nebenwirkungen weit intensiver sind, als wir dachten – auch Monate nach der Therapie.» Die Onko-Reha dauert erfahrungsgemäss etwa 16 Wochen. «Dank den Daten können wir unser Programm laufend verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen messbar steigern», berichtet Anita Gutierrez, Leiterin des «ORA»-Programms. Das Alleinstellungsmerkmal sei, dass alle Beteiligten immer auf dem gleichen Informationsstand sind. Somit könne man die Patientinnen und Patienten optimal begleiten und sie persönlich kontaktieren, wenn sich gewisse Werte verschlechtern oder nicht verbessern.

Inspiration für andere Spitäler

Maja Pfeiffer war von Anfang an dabei. Die diplomierte Pflegefachfrau und Breast Care Nurse am Brust Zentrum in Aarau begleitet seit 2020 als «ORA»-Coach Patientinnen und Patienten durch die Rehabilitation. Pfeiffer: «Wir unterstützen die Betroffenen und ihre Angehörigen auch bei Fragen zur webbasierten App.» Ihr Ziel sei es, dass Krebserkrankte nach der Behandlung möglichst schnell in einen geregelten Alltag zurückkehren können.

Die Initianten des «ORA»-Projekts glauben, dass das Modell in Zukunft als Inspirationsquelle dienen könnte. «Es stellt einen wichtigen Fortschritt in der Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten dar, weil es zeigt, wie Digitalisierung und medizinische Betreuung Hand in Hand gehen können», so von Briel, der mittlerweile pensioniert ist. «Die Daten sind so beweiskräftig, dass wir hoffen, auch andere Spitäler von den Vorteilen des Programms zu überzeugen.»