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Alle Resultate: So hat der Zofinger Einwohnerrat am Montagabend entschieden 

Der Zofinger Einwohnerrat behandelte unter anderem zwei Sanierungs- und Aufwertungsprojekte, die zu reden geben dürften. Das Zofinger Tagblatt berichtet live.

Der Stadtrat muss sich mit einem Merkblatt beschäftigen

In einem Postulat – eingereicht von GLP-Einwohnerrat Attila Gygax – fordern die Parteien GLP, SP, Zofige macht’s, Mitte, EVP und Grüne den Stadtrat dazu auf, die Qualitäts- und Verfahrensanforderungen bei Gestaltungsplänen festzulegen, festzuhalten und zu veröffentlichen. So sollen «in erster Linie Transparenz und eine Präzisierung der Qualitätsanforderungen zu BNO und übergeordnetem Recht geschaffen werden», heisst es im Postulat. Weiter soll das Dokument Stadt, Planenden und Investoren als Arbeitsinstrument dienen. «Betroffene Anwohnende sollen sich im Rahmen von Mitwirkungen daran orientieren können», lautet eine weitere Begründung. Der Stadtrat teilt grundsätzlich die Anliegen des Postulats. «Die erwähnten Themenfelder sind bei der Erarbeitung eines Gestaltungsplans von grosser Bedeutung», erklärt er. Das erwähnte Instrument – also in Form einer Richtlinie, eines Merkblatts oder dergleichen – ist aus Sicht der Exekutive aber nicht zielführend. «Die Verfahrensanforderungen an einen Gestaltungsplan sind abschliessend im Baugesetz festgehalten», begründet der Stadtrat. «Weitergehende Detaillierungen und Präzisierungen sind auf kommunaler Ebene nicht erforderlich. Aus Sicht des Stadtrats brauche es für die integrale Sicherung der Qualitätsanforderungen spezifische Vorgaben und keine weiteren allgemein gehaltenen kommunalen Instrumente. Die vorhandenen Instrumente seien ausreichend. Entsprechend macht die Exekutive beliebt, dass das Postulat nicht überwiesen wird.

Attila Gygax von der GLP-Fraktion macht darauf aufmerksam, dass der Stadtrat in den Gestaltungsplänen Mühe habe, genau zu beziffern, was er unter Qualität verstehe. «Wenn wir das Postulat annehmen, wird verlangt, dass aufgeschrieben wird, was der Stadtrat ganz generell unter Qualität versteht. Ausnahmen soll es natürlich auch weiterhin geben. «Das Merkblatt soll keine Überregulierung sein.» Es gehe um Transparenz. Das schaffe Vertrauen in der Bevölkerung und bei Investoren.

Stadtpräsidentin Christiane Guyer nimmt Stellung: «Wir setzen uns für eine qualitätsvolle Siedlungsentwicklung ein. Das Instrument der Gestaltungspläne kennen wir schon lange.» Die Qualitätssicherung funktioniere gut und Transparenz sei auch gegeben. «Deshalb beantragen wir die Ablehnung des Antrags. Wir müssen aber nicht ein riesiges Politikum daraus machen. Wenn ihr meint, es braucht ein Merkblatt, dann machen wir eines.

Und so kommt es dann auch. Nachdem sich auch Adrian Borer von der GLP-Fraktion und Michael Wacker von der SP-Fraktion für das Merkblatt aussprechen, wird der Antrag des Stadtrats auf Rückweisung anschliessend mit 21 zu 14 Stimmen abgelehnt. Somit wird das Postulat an den Stadtrat überwiesen.

Fragen zur Klimastrategie zufriedenstellend beantwortet

Können die auf dem Gebiet der Gemeinde Zofingen ausgestossenen Treibhausgase verlässlich berechnet werden? Welchen Spielraum hat Zofingen innerhalb der nationalen und kantonalen Strategien zur Verminderung der Treibhausgasemissionen? Welche konkreten Massnahmen auf kommunaler Ebene haben aus Sicht des Stadtrats das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis in Bezug auf die Verminderung der Treibhausgasemissionen? Und welche das Schlechteste? Diese Fragen stellt die FDP/ZM-Fraktion des Einwohnerrats Zofingen in einer Interpellation, die sie an der Sitzung vom 20. März eingereicht hat. In seiner Antwort hält der Stadtrat grundsätzlich fest, dass der Klimawandel und seine Folgen bereits heute spürbar sind. «In der Regel treten klimatische Auswirkungen in städtischen Gebieten und Agglomerationen stärker in Erscheinung als in ländlichen Gebieten.» Die Exekutive macht zudem darauf aufmerksam, dass es gelte, zwischen den beiden Begriffen Klimaschutz und Klimaanpassung zu differenzieren. Beim Klimaschutz handle es sich um Massnahmen zur Eindämmung der menschengemachten globalen Erwärmung durch die Verringerung des Ausstosses von klimaschädlichen Treibhausgasen. Bei der Klimaanpassung handle es sich um Massnahmen zur Anpassung an die veränderten klimatischen Bedingungen. Der Stadtrat hält zudem fest, dass der Bundesrat den Treibhausgasausstoss bis zum Jahr 2023 halbieren und das Klimaziel 2030 erreichen wolle. «Die Gemeinden und Städte haben eine bedeutende Rolle bei der Umsetzung des lokalen Klimaschutzes.» Die regionale Energieplanung des Regionalverbands Zofingenregio enthalte zehn Leitsätze mit «quantitativen Zielsetzungen». Und auch das aktuelle Legislaturprogramm des Stadtrats enthalte Massnahmen für die Energie- und Klimapolitik.

Luc Zobrist von der FDP-Fraktion fasst sich sehr kurz: Er sei zufrieden mit den Antworten.

Langes Antwortschreiben zu den Fragen zur Schulwegsicherheit

Ist der Schulweg für die Zofinger Kinder und Jugendlichen sicher? Das will die Einwohnerratsfraktion der GLP in einer Interpellation vom Stadtrat wissen. Eingereicht hatte sie diese an der Sitzung vom 20. März. Die Unterzeichnenden wollen beispielsweise wissen, ob die Sicherheit gewährleistet ist, welches Ressort die Hauptverantwortung habe und ob Meldungen und Anregungen aus der Bevölkerung zentral gesammelt werden. Weitere Fragen stellt die GLP zu Dienstleistern der Stadt Zofingen. So will sie wissen: Ist die Schulwegsicherheit Bestandteil von Verträgen mit Dienstleistern (Abfallentsorgung, Schulbus, StWZ, Baufirmen usw.), die im Perimeter von Schulen und Kindergärten tätig sind? Die GLP fragt zudem – mit Blick in die Zukunft – wie das Sicherheitskonzept für die umliegenden Kindergärten und Schulen aussehen wird, wenn das neue Oberstufenzentrum gebaut wird. In der sechsseitigen Beantwortung der Fragen der GLP hält der Stadtrat fest, dass die Verbesserung der Schulwegsicherheit eine Daueraufgabe sei. «Der Strassenverkehr ist bekanntlich nicht besonders kinderfreundlich. Gefordert ist vor allem die öffentliche Hand.» Aber auch das Elternhaus stehe in der Verantwortung. Die Zusammenarbeit mit der Regionalpolizei sei entsprechend ebenfalls wichtig. Gemäss Stadtrat ist hauptsächlich die Schule, aber auch die Bauverwaltung zuständig für die Schulwegsicherheit. Und die Regionalpolizei sorge für die Verkehrserziehung. Letztlich ist es eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit. Zudem werde die Schulwegsicherheit in den Werkverträgen mit den Unternehmern, mit denen die Stadt arbeitet, festgehalten. «Im Rahmen der üblichen Baukontrollen werden die Auflagen der Baubewilligung kontrolliert», hält der Stadtrat fest. 

Nun nimmt Attila Gygax von der Grünen-Fraktion Stellung zu den Antworten des Stadtrats: «Die Antworten hätten durchaus auch kürzer sein könne.» Formell sei er aber sehr zufrieden. Ganze sechs Seiten lang sei das Antwortschreiben. Er holt weiter aus und möchte noch weitere Ausführungen anbringen, wird allerdings vom Präsident Christian Nöthiger unterbrochen. Weitere Ausführungen seien laut Reglement nicht erlaubt. Es gehe nur darum, ob die Antworten zufriedenstellend seien. Attila Gygax verlässt daraufhin das Rednerpult.

Die Mühlemattstrasse wird saniert und neugestaltet

Eine lange Debatte entbrennt bezüglich Sanierung und Neugestaltung der Mühlemattstrasse. Hintergrund: Die Obere Mühlemattstrasse soll saniert und neu gestaltet werden. Die Projektkosten belaufen sich insgesamt auf 1,42 Millionen Franken, wobei sich der Bund im Rahmendes Agglomerationsprogramms der 4. Generation mit 262’500 Franken daran beteiligt. Grund dafür, warum der Stadtrat das Projekt jetzt anpacken will: «Die Werkleitungen in der derzeit überdimensionierten Oberen Mühlemattstrasse haben Sanierungsbedarf», heisst es in der Botschaft an den Einwohnerrat. In einem breit angelegten partizipativen Prozess mit den Anwohnenden sei die Neugestaltung der Oberen Mühlemattstrasse erarbeitet worden. Es ist eine Begegnungszone mit Tempo 20 geplant. Die Verkehrsfläche wird auf 5,2 m verschmälert, wodurch bis zu 6,3 m breite Freiflächen entstehen. Ebenfalls wird der Spielplatz Buchmattweg aufgewertet. Auch dieses Projekt wurde von der FGPK abgelehnt – ebenfalls mit Stichentscheid des Präsidenten André Kirchhofer.

Entsprechend äussern sich wieder zwei Mitglieder der FGPK zum Projekt. FGPK-Mitglied Marco Negri von der SVP spricht für die knappe Mehrheit: Es habe kritische Fragen gegeben zum Umfang der Sanierung und der Neugestaltung. «Die wirkliche Notwendigkeit besteht nur bei der Sanierung der Werkleitungen und der behindertengerechten Umgestaltung der Bushaltestelle.» Die weiteren Massnahmen seien nicht notwendig, «sie resultieren aus einem partizipativen Prozess». Es gehe erneut darum, Wünschbares dem Notwendigen gegenüber zu stellen. «Wir sehen die Notwendigkeit im Umfang nicht und erachten die Kreditsumme als zu hoch.»

Für das Projekt spricht sich FGPK-Mitglied Michael Wacker von der SP aus. Die Kommissionsminderheit habe die Vorlage als «sehr gut betrachtet». Im vorliegenden Projekt habe man ein Strassenbauprojekt und Quartierentwicklungsprojekt verknüpft. «So baut man im Jahr 2023 Quartierstrassen!», meint Wacker. Die Alternative sei, den Graben öffnen, die Werkleitungen sanieren, den Graben schliessen und dann neuen Belag einbauen. Das koste aber letztlich fast gleich viel wie das vorliegende Projekt, dass zur Quartierentwicklung beitrage. Zusätzlich weist Wacker darauf hin, dass die Stadt Zofingen Defizite hat im Bereich Spielplätze. «Es geht also nicht nur um eine Strassenbauvorlage, sondern erstmals auch um ein Quartieraufwertungsprojekt», so Wacker. «Wir wären blöd, wenn wir das zu diesem Preis nicht machen würden.» Kritisiert wurde im Vorfeld auch das Thema Unterhalt. Denn Grünflächen müssen unterhalten werden. Wacker macht beliebt, dass man das ähnlich machen könnte wie im Rosengarten, wo sich Leute aus der Stadt beteiligen. Nicht zuletzt würden die Grünflächen dem Mikroklima helfen. Wenn man die Klimakarte anschaue, sei die Mühlemattstrasse rot eingefärbt und werde als nicht sehr lebenswert eingestuft. «Aus diesem Grund erachtet die Kommissionsminderheit das Projekt als notwendig», sagt Wacker.

Im Votum von Anders Sjöberg wird klar, dass sich die GLP für das vorliegende Projekt einsetzt. «Es macht absolut Sinn, nicht den gleichen Zustand wiederherzustellen nach den Sanierungsarbeiten», sagt er. Die breite Strasse sei ursprünglich als Kantonsstrasse vorgesehen gewesen. «Diesen Planungsfehler kann man jetzt rückgängig machen.»

Ganz anders sieht es Daniel Gygax von der Fraktion FDP/ZM. Er stellt einen Rückweisungsantrag. Die Fraktion anerkenne, dass es die Sanierung der Werkleitungen brauche. In der weiteren Debatte stellt sich heraus, dass die Fraktion FDP/ZM grosse Fragezeichen hat beim partizipativen Verfahren. So befürchtet André Kirchhofer von der FDP, dass mit der Annahme ein Präjudiz geschaffen wird und dass Anwohnende jeweils immer ihre Wünsche umgesetzt haben wollen. Er spricht sich für den öfteren Einsatz einer Vernehmlassung ein. Da könne sich jeder und jede beteiligen, es würde niemand ausgeschlossen. 

Die Debatte ufert aus über fehlende Konzepte bei den Sportanlagen und bei der Abfallentsorgung. Der Einwohnerrat findet den Rank dann aber doch wieder. SP, die Fraktion EVP-Die Mitte und die Grünen sprechen sich gegen den Rückweisungsantrag aus und befürworten die Vorlage. Ensprechend falliert der Rückweisungsantrag mit 16 Ja- zu 20 Nein-Stimmen. FDP und SVP bringen keine Mehrheit auf ihre Seite. Ähnlich fällt dann auch das Schlussresultat aus. Der Einwohnerrat genehmigt die Sanierung und Neugestaltung der Mühlemattstrasse mit 20 zu 16 und die Unterflursammelstelle mit 21 zu 16 Stimmen.

Lange Debatte über Renaturierung des Mühletychs und Ausbau der Velowege

Eine lange Debatte folgt danach. Es geht um das Traktandum Badi und BZZ – Verpflichtungskredit für Rad- und Gehwege sowie Aufwertung Mühletych. Eine wichtige Velowegroute in Zofingen verläuft auf den Wegen entlang des BZZ und der Badi. Sie verbindet den Bahnhof mit den regionalen Schulen, mit Wohnquartieren im westlichen Stadtteil, der Badi und den Sportanlagen. Weil die Stadt Zofingen sukzessive ihr Veloroutennetz ausbauen will, sollen nun auf einer Länge von 700 Metern – zwischen der Oberen Mühlemattstrasse bis zur Strengelbacherstrasse – die Velo- und Gehwege auf bis zu 3,5 Meter verbreitert werden. «Im Bereich der Badi ist zudem vorgesehen, den Weg auf einer Länge von rund 130 Metern auf die Südseite des Mühletychs zu verlegen. So kann zukünftig auf zwei bestehende Brücken verzichtet werden», schreibt der Stadtrat in der Botschaft an den Einwohnerrat. Geplant ist die gleichzeitige Renaturierung des Mühletychs zwischen der Oberen Mühlemattstrasse und dem ehemaligen Mühlrad der Landi. An den Gesamtkosten von 1,72 Millionen beteiligen sich Bund und Kanton voraussichtlich mit 679’682 Franken. Bis Ende 2023 sollen ein Finanzbeschluss sowie die Baubewilligung vorliegen; der Start der Arbeiten ist für Herbst 2024 geplant.Das Vorhaben wurde von der FGPK abgelehnt, allerdings brauchte es dazu den Stichentscheid des Präsidenten André Kirchhofer, der auch für die FDP im Einwohnerrat sitzt.

Es ist denn auch die FGPK, die zuerst Stellung nimmt. Gleich zwei Mitglieder treten ans Rednerpult. Zuerst Béatrice Zinniker, die für die knappe Mehrheit der FGPK spricht und der Fraktion FDP/ZM angehört. Sie führte noch einmal aus, was die Argumente der FGPK gegen das Vorhaben sind. Das Projekt, das heute vorliege, weise eine Kreditsumme von rund 1 Million Franken auf. «Das entspricht dem Vierfachen der ursprünglich geplanten Investitionssumme», sagt Zinniker. Der Stadtrat habe entschieden, das Wasserbauprojekt massiv auszubauen, um Synergien zu nutzen. Sie stellt die Notwendigkeit des Projekts in Frage. Die Diskussion in der FGPK habe gezeigt, dass das Projekt zwar wünschenswert ist, aber nicht notwendig. «Weder im Bereich Hochwasserschutz, noch bei der Mobilität noch bei der Aufwertung», so Zinniker. Es gebe bezüglich Hochwasserschutz keinen dringenden Handlungsbedarf. Mit den Massnahmen liesse sich ein Ereignis wie 2017 nicht verhindern. Weiter sei die Badi auf diversen Wegen problemlos erreichbar. Ein zusätzlicher Ausbau sei im Moment nicht dringend nötig. Und: Bei den Beiträgen von Bund und Kanton handle es sich nicht um Geschenke. Es handle sich dabei um Steuergelder, mit denen man sorgfältig umgehen müsse. «Subventionen können kein Argument sein, um ein Projekt umzusetzen, das aktuell nicht nötig ist.» Ein Blick in die Zukunft zeige, dass die Ertragskraft sinken werde und sich Zofingen verschulden wird. 

Es folgt ein langes Votum von Hans Rudolf Sommer. Er spricht für die Minderheit der FGPK und gehört der SP an. Aus Sicht der Kommissionsminderheit handle es sich um eine gut ausgearbeitete und massvolle Vorlage. «Es wird investiert in eine sicherere Verbindung für unsere Schülerinnen und Schüler auf dem Weg in die Schule, in die Badi oder ins Training», betont Sommer. Die Aufwertung des Mühletychs gebe mehr Sicherheit vor Hochwasser und mehr Lebensqualität für Tiere und Menschen. Auch aus finanzieller Sicht könne man profitieren, indem aus dem Agglomerationsfonds, von Bund sowie Kanton Gelder zu erwarten sind. «Die beiden Projekte liegen in der Verantwortung der Stadt und müssen ohnehin gemacht werden», so Sommer. Die Vorlage verdiene das Prädikat sehr gut. Beim Unterhalt könne gespart werden, die Überschwemmungsgefahr werde eingedämmt. Er betont weiter die Wichtigkeit des Mühletychs als Nebenarm der Wigger, wo die bedrohten Fischarten Laichen können. Und: Indem der Mühletych an zwei Orten für die Bevölkerung zugänglich gemacht werde, erhöhte sich die Lebensqualität für die Bevölkerung im Westen der Stadt Zofingen. «Ein naturnahes Gewässer kühlt die Umgebung, das ist positiv für das Lokalklima.» Zum Veloweg meint Sommer: «Es ist keine Luxuslösung. Im jetzigen Zustand müssen Velofahrer oder Fussgänger ins Kulturland ausweichen, wenn sie sich kreuzen wollen. Wir investieren in ein Oberstufenzentrum und in ein neues Veloparkhaus am Bahnhof. Darum müssen wir auch in das Velowegnetz investieren.» Die Kommissionsminderheit beurteile die Vorlage als notwendig, um gleichzeitig die Vorgaben von Kanton und Bund umzusetzen. Die Ausgaben seien finanzpolitisch vertretbar. Für sein Votum erhält Sommer Applaus von Anwesenden auf der Tribüne. Dieser wird von Einwohnerratspräsident Christian Nöthiger unterbunden.

Im Anschluss folgt eine lebhafte Debatte. Wie erwartet sprechen sich SVP und FDP/ZM gegen die Vorlage aus. Sie wiederholen mehrheitlich die Argumente von Béatrice Zinniker. Ebenfalls wie erwartet äussern sich die weiteren Fraktionen GLP, Grüne, EVP-Die Mitte und SP. Die SVP ahnt wohl, dass sie unterliegen wird und unterbreitet darum zwei Ergänzungsanträge, welche die Finanzierung des Projekts durch Bund und Kanton sichern sollen. Der Rat spricht sich für diese aus, wenn auch knapp mit jeweils 20 zu 17 Stimmen. Erfolg hat auch ein Änderungsantrag der Fraktion EVP-Die Mitte, welcher die Beiträge Dritter noch einschliesst. Die Fronten sind klar in der Schlussabstimmung: FDP und SVP sind geschlossen gegen die Vorlage. Ihre Stimmen reichen aber nicht aus, obwohl in der Fraktion der Grünen zwei Mitglieder fehlen. Beide Anträge kommen mit 19 zu 17 Stimmen durch, Zeno Schifferle von der Mitte enthält sich.

Die Anschaffung der neuen IT-Infrastruktur ist unumstritten

Für 1,235 Millionen Franken will die Stadt Zofingen die Arbeitsplätze der Mitarbeitenden sowie die IT-Infrastruktur ersetzen. (das ZT berichtete) Nötig wird das, weil die heutigen Geräte und die Infrastruktur ihre Lebensdauer erreicht haben. «Die eingesetzten Softwareversionen der Microsoft-Office-Programme stehen nicht mehr unter Softwarewartung und müssen auf neuere Versionen aktualisiert werden», heisst es in der Mitteilung des Stadtrats. «Für die Umsetzung ist ein enges Zeitfenster vorgesehen, um einerseits die Betriebssicherheit zu garantieren und anderseits möglichst eine kurze Phase des Parallelbetriebs der bisherigen und der neuen Infrastruktur zu haben», heisst es in der Botschaft an den Einwohnerrat. Die Umsetzung soll in den Jahren 2024 bis 2025 erfolgen. 

Claudia Schürch spricht für die FGPK. Für die Finanz- und Geschäftsprüfungskommission sei klar, dass das Weiterführen der jetzigen IT-Infrastruktur nicht infrage komme. «Es könnte einzig noch geprüft werden, ob ein Leasingmodell zielführender wäre», so Schürch. Die FGPK ist einstimmig für die Vorlage. Danach äussert sich Silan Kunz von der SP-Fraktion. Wie alle heutigen Vorlagen sei auch diese formal und inhaltlich auf einem hohen Niveau verfasst. «Angesicht des rasanten technischen Fortschritts, ist die Erneuerung der IT-Infrastruktur wichtig, um als Arbeitgeberin wettbewerbsfähig zu bleiben.» Die SP unterstützt die Vorlage einstimmig.

Carla Fumagalli von der glp-Fraktion sieht das ähnlich: «Die Investition ist aus Sicht der glp nötig.» Sie weist allerdings darauf hin, dass die Mitarbeiter während der Umstellung ausreichend ünterstützt werden müssen. Auch die glp werde sich einstimmig für die Vorlage aussprechen. Maik Müller von der Fraktion FDP-Zofige macht´s hält sich kurz. Es sei klar ersichtlich, dass das keine Luxuslösung sei, sondern eine Investition in eine zeitgemässe IT-Infrastruktur. Zofige macht´s unterstütze die Vorlage. Dem schliesst sich auch Gian Guyer von den Grünen und Stéphanie Szedlak von der EVP-Die Mitte-Fraktion an.

Bei der SVP-Fraktion ist die Meinung dieselbe. Barbara Willisegger sagt: «Die jetzige IT-Infrastruktur ist beinahe steinzeitlich.» Sie müsse ausgetauscht werden. Einzig beim Thema Homeoffice sei die SVP etwas skeptisch. «Die Verwaltung muss auch physisch für die Bevölkerung da sein.» 

Stadtpräsidentin Christiane Guyer dankt dem Einwohnerrat für die positiven Rückmeldungen und die Bereitschaft, diesen nötigen Kredit zu sprechen. Zum Thema Homeoffice sagt sie: «Wir müssen natürlich die Dienstleistung vor Ort garantieren. Das heisst aber nicht, dass immer alle vor Ort sein müssen.» Es werde vertraglich festgelegt, wie oft jemand Homeoffice machen dürfe. Das berücksichtige die Bedürfnisse der Mitarbeitenden, der Stadt und der Einwohnerinnen und Einwohner.

Bei der Detailberatung äussert sich niemand mehr. Die Vorlage wird einstimmig mit 38 zu null Stimmen angenommen.

Maja Freiermuth tritt aus Einwohnerrat zurück

Herzlich willkommen zur Live-Berichterstattung aus dem Zofinger Stadtsaal. Der Einwohnerrat debattiert heute über die IT-Strategie, zwei Aufwertungs- und Sanierungsprojekte, zwei Interpellationen sowie ein Postulat. Einwohnerratspräsident Christian Nöthiger begrüsst die Anwesenden. 38 von 40 Parlamentsmitglieder sind anwesend. Lena Hoffmann und Corina Friderich, beide von den Grünen, fehlen. Nöthiger informiert darüber, dass das Ratsbüro ein neues Geschäftsreglement ausgearbeitet hat. Die Fraktionen können sich bis Ende Jahr noch dazu äussern. Der Einwohnerratspräsident muss zudem einen Rücktritt aus dem Parlament verkünden: Maja Freiermuth von der FDP räumt ihren Sitz. Sie wird am Ende der Sitzung verabschiedet. Nach den Mitteilungen überreicht Christian Nöthiger der Stadt Zofingen, vertreten von Stadtpräsidentin Christiane Guyer (Grüne), ein Bild vom Gemeindewappen der Stadt Zofingen, das im Bundeshaus angebracht wurde, als man dieses 1902 gebaut hatte. Damals durfte der Kanton Aargau drei Gemeinden auswählen, deren Wappen in Bern vertreten sein soll. Der Kanton Aargau entschied sich gemäss Nöthiger für Aarau, Baden und Zofingen. Die Parlamentspräsidien der jeweiligen Gemeinden sowie die Kantonsratspräsidien wurden anlässlich des 175-Jahr-Jubiläums der Bundesverfassung von Nationalratspräsident Martin Candinas (Mitte) nach Bern ins Bundeshaus eingeladen. Da wurde den Präsidien das Bild überreicht. Nöthiger gibt dieses gerne an die Stadt Zofingen weiter. Christiane Guyer verspricht: «Das historische Wappen wird eine würdigen Platz erhalten.» Vermutlich werde man es irgendwo im Rathaus platzieren. Sie weist darauf hin, dass die Stadt Zofingen bis 1764 die grösste Gemeinde im Kanton Aargau war. Und bis 1850 war sie die zweitgrösste hinter Aarau. 

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