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«Leuchtturmcharakter» oder «zu hoher Ausbaustandard»: Das sagen die Parteien zum geplanten Integrationszentrum im Aargau

Im Aarauer Torfeld Nord soll ein kantonales Integrationszentrum für über 280 neu zugeteilte Geflüchtete entstehen. Die öffentliche Anhörung zum 43,6 Millionen Franken teuren Neubau endete am Freitag. So haben sich die Aargauer Parteien dazu geäussert.

Der Kanton plant, bei der heutigen Asylunterkunft an der Rohrerstrasse in Aarau ein grosses Integrationszentrum zu bauen für geflüchtete Familien und Einzelpersonen, die dem Aargau zugewiesen werden und am Anfang des Integrationsprozesses stehen.43,6 Millionen soll der Bau kostenund dereinst 286 Personen beherbergen. Im Gegenzug sollen300 kantonale Unterbringungsplätze in der Region abgebaut werden.

Die öffentliche Anhörung dafür endete am Freitag. Praktisch alle Parteien unterstützen das Vorhaben, auch wenn mit Vorbehalten. Am positivsten äussert sich die SP: Das Projekt habe «Modell- und Leuchtturmcharakter», heisst es seitens der Partei. Sie lobt die Wahl des zentralen Standorts, für die Geflüchteten dank der Nähe zu den Ämtern wie für die Angestellten wegen der Gehdistanz zum Bahnhof. Wegen dieser soll aber die Anzahl Parkplätze «auf ein Minimum reduziert» werden.

Ähnlich äussert sich die Grüne Partei in einer Mitteilung: Anzahl und Ausstattung der Arbeitsplätze sowie der Grund für die Parkplätze sollen «klarer beantwortet werden», fordert sie, zumal die Geflüchteten kaum über eigene Autos verfügen werden. Ansonsten sei die Investition sinnvoll: «Eine frühzeitige und koordinierte Integration kann zur Entlastung bei Sozialhilfe, Bildung, Justiz sowie zur besseren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Teilhabe beitragen.»

Unverständnis für die Parkplätze zeigen auch die Grünliberalen: In einer Mitteilung fordern sie eine Reduktion dieser und «eine kritische Überprüfung» des Ausbaustandards. Zudem sei transparent darzulegen, ob und wie ein Sicherheitsdienst eingeplant ist.

Fragen zum Sportprogramm und zum Schulweg

«Sinnvoll und ausgewogen» ist das Projekt auch für die Mitte. Der Kanton könne dadurch Betriebsabläufe vereinfachen und «sich besser für die Aufnahme grösserer Personenzahlen im Rahmen von Flüchtlingskrisen wappnen».

Auch die EVP erwartete effizientere Abläufe, wie es in einer Mitteilung heisst. Die ständige Suche nach neuen Mietobjekten, meist für kurze Dauer, sei sehr aufwendig. «Ein grösseres Integrationszentrum bringt, im Vergleich zu den dezentralen Unterkünften, finanzielle Vorteile für die intensive Betreuungsphase während der Erstintegration nach der Zuweisung durch den Bund.»

Vermissen tut die EVP im Projekt ein Raumprogramm für Turnen und Sport sowie eine klare Gestaltung des Schulwegs. «Der EVP ist die Beschulung der Migrantinnen und Migranten wichtig.»

FDP schlägt Landabtausch vor – und ist gegen Kunst am Bau

Einverstanden mit dem Projekt zeigt sich in der Vernehmlassung auch die FDP, hegt jedoch einzelne Forderungen. Der Regierungsrat solle aufzeigen, inwieweit er einen Landabtausch mit Grundeigentümern an weniger prominenter Lage im Gebiet Torfeld Nord geprüft habe und ob da noch Potenzial bestehe.

«Völlig unverständlich» und «stossend» ist für die Parteien, dass Kosten für Kunst im öffentlichen Raum budgetiert wurden. «Das Integrationszentrum ist kein öffentlich zugängliches Gebäude.» Dazu fragt die FDP, ob weiter gespart werden kann: Der Grossteil der Zimmer sei für zwei Personen geplant, es gebe nur wenige 4- und 6-Personen-Zimmer. «Dieser Standard scheint für ein Integrationszentrum hoch zu sein.»

SVP stösst sich an den Lärmvorschriften

Das Projekt annehmen tut auch die EDU. Sie würde sich aber wünschen, dass der Neubau in einer ländlichen Gegend gebaut würde. Die Partei sei sich aber bewusst, «dass eine geeignete Parzelle schwer zu finden ist».

Gegen das vorgeschlagene Projekt ist die SVP: Sie habe zwar die erste Botschaft im Grossen Rat zum neuen Integrationszentrum unterstützt, müsse nun aber feststellen, dass der Bau teurer werde als geplant. «Dies aufgrund unnötiger Lärmvorschriften.» Den Standort bewertet die Partei als gut, vor allem dank der Nähe zu den Schulen.

Für weitere grössere Asylzentren solle der Regierungsrat günstigere Optionen prüfen, wie etwa Industriebauten oder solche in «Containerbauweise», so die SVP. Ansonsten unterstütze sie Grossunterkünfte im Asylbereich. «Dafür sollen kleinere Standorte aufgegeben werden können.» Aktuell sei dies aber kaum möglich. «Die SVP fordert den Regierungsrat auf, weiterhin in Bundesbern Druck zu machen, damit der Asylmisere Einhalt geboten wird. Die Flüchtlingszahlen sind wieder deutlich zu senken.»

Ein Auszug aus der Machbarkeitsstudie von Walker Architekten zum geplanten Integrationszentrum im Aarauer Torfeld Nord.
Visualisierung: zvg

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