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Bund warnt Kantone: Bald ist jede sechste werktätige Person in Isolation

Von einer Wand war die Rede, die mit der hochansteckenden Omikron-Variante auf das Land zukomme. Oder von einer Monsterwelle. In einem Brief an die kantonalen Gesundheitsdirektoren konkretisiert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nun, was dies konkret bedeutet: Bereits seit Weihnachten seien die Fallzahlen stark ansteigend, und es müsse davon ausgegangen werden, dass sich dieser Anstieg auch in den kommenden Tagen und Wochen fortsetzen werde, heisst es einleitend in dem Schreiben, das am Montag verschickt worden ist:

«Es ist somit nicht ausgeschlossen, dass sich während einer gewissen Zeitdauer gleichzeitig zwischen 10 und 15 Prozent der arbeitstätigen Bevölkerung in Isolation befinden werden.»

Diese Arbeitsabwesenheiten würden nicht nur das Gesundheitssystem und die kritischen Infrastrukturen etwa in den Bereichen Verkehr, Energie oder Logistik vor grosse Herausforderungen stellen, sondern auch alle übrigen Unternehmen und die Verwaltungen.

Höhepunkt der Welle noch nicht erreicht

Wohlgemerkt: Bei den 10 bis 15 Prozent handelt es sich nur um jene Werktätigen, die sich wegen einer Ansteckung in Isolation begeben. Ihre Angehörigen und nahen Kontakte, die allenfalls in Quarantäne müssen, sind da noch nicht eingerechnet – und auch nicht die infizierten Nicht-Werktätigen. Mit dem Brief bestätigen sich inoffizielle Zahlen, die in Bundesbern kursieren.

Ausgehend von den aktuell rund 30’000 Fällen pro Tag und einer hohen Positivitätsrate von rund einem Drittel gehen Fachleute von einer Dunkelziffer von rund 100’000 täglichen Neuansteckungen aus. Wobei der Höhepunkt der Welle noch nicht erreicht sein dürfte. Es drohten eine bis zwei Verdoppelungen der Fallzahlen in den nächsten zwei bis drei Wochen, sagt eine mit dem Dossier vertraute Person. Das ergäbe einen Anstieg auf 200’000 bis 400’000 neue Fälle pro Tag.

Und weil eine Omikron-Erkrankung bis fünf Tage dauern kann, sei nicht ausgeschlossen, dass im Extremfall bis 2 Millionen Menschen zugleich mit Corona infiziert sein könnten.

Entsprechend dürften auch die Spitaleinweisungen zunehmen. Letzte Woche lag der Sieben-Tage-Durchschnitt bei 90 Hospitalisationen pro Tag, also etwas mehr als 600 Einweisungen pro Woche. Laut einer zuverlässigen Quelle befürchten Experten des Bundes einen Anstieg auf 2000 bis im Extremfall sogar 10000 Hospitalisierungen pro Woche.

Akutabteilungen neu im Fokus

Vor diesem Hintergrund ruft das BAG in seinem Brief die Kantone dazu auf, in den Spitälern genügend Kapazitäten bereit zu halten. Bemerkenswert: Das Bundesamt legt diesmal den Finger nicht auf die Intensivstationen, sondern auf die Akutabteilungen.

Zwar deuteten wissenschaftlich Daten darauf hin, dass Ansteckungen mit Omikron milder verlaufen als jene mit früheren Virus-Varianten. Der Anteil der Erkrankten, die auf Spitalpflege angewiesen seien, dürfte deswegen abnehmen. «Angesichts der äusserst hohen Fallzahlen wird dies jedoch nicht zu eine Entlastung des Gesundheitswesens führen», schreibt das BAG. Zudem würden vermehrt Patienten zu behandeln sein, die nicht wegen einer Covid-Erkrankung eingewiesen, dann aber positiv getestet würden «und somit eine spezifische Betreuung benötigen».

Das BAG fordert deshalb die Kantone auf, die Planung der nicht dringenden Eingriffe sowie die Abläufe in den Notfallstationen und bei der Patientenaufnahme «rechtzeitig auf die bevorstehenden Herausforderungen mit steigenden Patientenzahlen – sowohl auf den Intensivstationen wie neu auch in den Akutabteilungen – auszurichten.»

Mehr Kontrollen der Home-Office-Pflicht

Weiter bittet das Bundesamt die Gesundheitsdirektoren ihr jeweiligen Kantonsregierungen «für die anstehenden Herausforderungen zu sensibilisieren, (…) dass der Betrieb der kritischen Infrastrukturen aufrechterhalten werden kann.»

Zugleich sollten auch die Arbeitgeber darauf hingewiesen werden, die Arbeitsabläufe in ihren Unternehmen anzupassen, um Arbeitsengpässe wegen zu hohen krankheitsbedingten Ausfällen möglichst zu verhindern. Dies, indem die Massnahmen zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz eingehalten werden, um das Infektionsrisiko zu reduzieren. Das BAG empfiehlt den Kantonen diesbezüglich «eine vermehrte Kontrolle der Home-Office-Pflicht».

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