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Gewinne einstreichen, Verluste sozialisieren? Der Globus-Besitzer René Benko steht in Deutschland in der Kritik

Der deutsche Detailhandel steckt in einer tiefen Krise, Galeria Karstadt Kaufhof befindet sich in einem Insolvenzfahren. Dass der Kaufhauskonzern in der Vergangenheit viel Geld vom Staat erhalten hat, sorgt nun für Unverständnis.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des deutschen Kaufhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) durchleben eine Zeit quälender Ungewissheit: Am Dienstag eröffnete ein Essener Gericht das Insolvenzverfahren, doch wie das Unternehmen saniert werden soll, wird wohl erst Mitte März bekannt werden. Zuletzt war die Rede davon, GKK wolle bis zu 80 der 129 Filialen aufgeben. Auch in den verbleibenden Häusern dürfte es zu einem Abbau kommen. Sicher ist, dass viele der mehr als 17’000 Beschäftigten gehen müssen.

GKK ist nicht der einzige deutsche Detailhändler, der schrumpft: Seit dem Beginn der Coronapandemie Anfang 2020 seien insgesamt 40’000 Geschäfte geschlossen worden, schreibt der Handelsverband Deutschland. 2022 seien es 15’000 gewesen. Dieses Jahr dürfte sich die Lage kaum bessern, hat doch eine Krise die nächste abgelöst: Auf die Pandemie folgte der Ukrainekrieg. Inflation, gestiegene Einkaufskosten und nicht zuletzt höhere Energiepreise setzen den Unternehmen zu; gleichzeitig befindet sich die Kauflust der Konsumenten auf einem Tiefpunkt.

Die Luxushäuser dürften überleben

Auf eine Krise folgt oft ein Aufschwung. In der Detailhandelsbranche spricht allerdings einiges dafür, dass dies nicht der Fall sein dürfte. Vor allem der Corona-Lockdown dürfte als Katalysator eines langfristigen Trends gewirkt haben: der Abwanderung der Kundschaft in den Online-Handel. Laut einer Studie des Kölner Beratungsunternehmens Cima gehen in Deutschland nur noch 40 Prozent der Unter-30-Jährigen zum Einkaufen in die Innenstädte; 2015 seien es noch 75 Prozent gewesen.

Hinzu kommt, dass während der Pandemie auch viele Ältere das Einkaufen von daheim aus für sich entdeckt haben. Sie dürften kaum noch zurückzugewinnen sein, zumal bei zunehmendem Alter auch die Bequemlichkeit eine grössere Rolle spielt. Den Umsatzrückgang von rund 9 Prozent, den der Onlinehandel in Deutschland im Krisenjahr 2022 erlebte, halten Fachleute denn auch für ein vorübergehendes Phänomen. Dass der Discounter Aldi dieses Jahr erstmals Lebensmittel im Netz verkaufen will, zeigt, wo die Branche Wachstumspotenzial sieht.

Der Detailhandel könnte sich derweil mehr und mehr ins Luxussegment zurückziehen, wo sich das Einkaufen vor Ort als Erlebnis inszenieren lässt. Die drei Premium-Warenhäuser KaDeWe (Berlin), Alsterhaus (Hamburg) und Oberpollinger (München) wurden in den vergangenen Jahren für insgesamt 500 Millionen Euro neu gestaltet; das KaDeWe verpflichtete dafür den niederländischen Stararchitekten Rem Koolhaas.

Inhaber einer beeindruckenden Kollektion: Investor René Benko. 
Helmut Fohringer/APA

Eigentümer der drei deutschen Luxuskaufhäuser sind die thailändische Central Group und der österreichische Investor René Benko, der in der Schweiz 2020 ebenfalls gemeinsam mit den Thailändern acht Warenhäuser der Globus-Kette übernommen hat. Zusammen mit dem Londoner Kaufhaus Selfridges ergibt dies eine beeindruckende Kollektion von Traditionsbetrieben im High-End-Segment.

Der Staat schoss viel Geld ein

Benkos Signa Holding ist aber auch Eigentümerin der gebeutelten GKK-Gruppe – und steht als solche in der Kritik: 2020 griff der deutsche Staat GKK mit einem Darlehen von 460 Millionen Euro unter die Arme. 2021 machte das Unternehmen bereits wieder einen Verlust von 600 Millionen. Der Staat schoss daraufhin noch einmal 250 Millionen zu und wurde zum stillen Teilhaber ohne Mitspracherecht.

So wurden Verluste sozialisiert, während Benko Gewinn machte: 2021, so berichtet das Onlineportal «Business-Insider», soll der Jahresüberschuss der Signa Holding 570 Millionen Euro betragen haben. Bei GKK brachte dagegen auch der letzte Zustupf durch den Staat keine Wende zum Besseren: Ende Oktober stellte das Unternehmen den Antrag auf ein Schutzschirmverfahren.

Benkos Strategie bei GKK könnte darin bestehen, sich vom Kaufhausgeschäft zu trennen und die Immobilien, die sich oft in attraktiven Lagen befinden, zu behalten. Innerhalb der Signa Holding hat er beide Geschäftsfelder voneinander getrennt. Nun will der Investor offenbar 200 Millionen Euro bereitstellen, um zu einer Sanierung beizutragen. Ob er die notleidenden Kaufhäuser auch durch eine Senkung der Mieten unterstützen will, ist derzeit noch offen.