Sie sind hier: Home > Bildung > Dringlichkeit unbestritten: Die Parteien wollen zwei neue Kantonsschulen

Dringlichkeit unbestritten: Die Parteien wollen zwei neue Kantonsschulen

Mit zwei neuen Kantonsschulen und dem Ausbau von zwei bestehenden will der Regierungsrat die überfüllte Infrastruktur entlasten. Damit sind die Parteien einverstanden. Aber es reiche nicht, auch die Neue Kantonsschule Aarau müsste ausgebaut werden, sagen die Linken.

Die sechs Kantonsschulen im Aargau stossen an ihre Kapazitätsgrenzen. Im letzten Schuljahr waren sie im Durchschnitt zu 112 Prozent ausgelastet. Und dabei wächst in den kommenden Jahrzehnten die Anzahl Aargauer Schülerinnen und Schüler noch an. Bereits beschlossen ist der Bau einer neuen Kantonsschule in Stein für die Fricktaler Schüler. Im Aargauer Mittelland fehlt aber bis in knapp 30 Jahren Schulraum für 126 Abteilungen.

Das sagte Bildungsdirektor Alex Hürzeler im Juni vor den Medien, als er den Standortentscheid des Regierungsrats zu den Mittelschulen vorstellte und diesen bei Parteien und Verbänden in die Vernehmlassung schickte. Er legte fünf Varianten für die Deckung des Platzbedarfs an den Kantis vor, nannte aber auch eine klare Präferenz: Die Alte Kantonsschule Aarau und die Kantonsschule Wohlen werden ausgebaut, in Lenzburg und Windisch werden neue Kantonsschulen gegründet.

Er empfehle den Anhörungsteilnehmern, den Bericht wirklich zu lesen und möglichst klare Rückmeldungen zu geben, sagte Hürzeler. Schnelle Antworten wolle er nicht.

Lenzburg und Windisch unbestritten

Die dreimonatige Frist ist abgelaufen, die Parteien haben ihre Eingaben gemacht. Die Antworten zeigen: Sie sind sich einig darin, dass es Aus- und Neubauten braucht. Auch stimmen die meisten dem Variantenvorschlag des Regierungsrats zu. Ausser SP und Grüne. Ihrer Ansicht nach müssten nicht nur Wohlen und die Alte Kanti Aarau ausgebaut werden, sondern auch die Neue Kantonsschule in Aarau.

Die SP erachte eine gewisse Raumreserve als sinnvoll, schreibt diese in ihrer Vernehmlassungsantwort. Schülerzahlprognosen und die lange Zeitspanne zwischen Planung und Eröffnung machten ansonsten womöglich teure Provisorien nötig. Oder erneute Ausbauten nach wenigen Jahren. Sie erwarte vom Regierungsrat, dass die Planung und Projektierung von kantonalen Schulbauten vorangetrieben und die Ausführung zeitnah umgesetzt werde, so die SP. Der Kanton stehe in der Pflicht, optimale Lernvoraussetzungen und Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Die Variante mit Ausbau der Neuen Kantonsschule Aarau lasse als einzige eine Entwicklungsreserve zu, schreiben auch die Grünen in ihrer Antwort. Die Suche nach Lösungen für knappen Raum sei teuer. Immerhin: Als zweitbeste Variante beurteilen die Grünen die vom Regierungsrat vorgeschlagene. Sie würde eine passende Kapazitätsverteilung im Kanton ermöglichen. Es brauche rasche Lösungen, um die jetzige Auslastung abzufedern. Dass der Aargau im Osten am stärksten wächst, spreche zudem dafür, den Standort Windisch vor dem Standort Lenzburg zu realisieren.

Zwar betonen auch die anderen Parteien die Dringlichkeit für neuen Schulraum, sie favorisieren aber den Regierungsvorschlag. Er sei eine gute Option, schreiben die Grünliberalen, die Anforderungen an moderne und zukunftsgerichtete Mittelschulen würden erfüllt. Sowohl der Ausbau der bestehenden Mittelschulen als auch die Neubauten in Windisch und Lenzburg seien wegweisend, schreibt die Mitte in ihrer Antwort. Weil der Handlungsbedarf dringend sei, brauche es jetzt vor allem Planungssicherheit, mit der Festsetzung im Richtplan, appellieren sie.

Offene Fragen wegen Arealabtausch

Für die Erweiterung der Alten Kantonsschule Aarau – und damit der Kanton eine langfristige Reserve erhält – ist ein Arealabtausch mit der Stadt Aarau vorgesehen. Diesbezüglich gebe es noch offene Fragen, schreibt die FDP in ihrer Antwort, ob auch die Aarauer Bevölkerung diesen Tausch unterstützen werde. Sollte er scheitern, brauche der Regierungsrat eine Alternativplanung für den Standort Aarau.

Grundsätzlich ist die FDP aber mit dem Regierungsvorschlag einverstanden. Die Herleitung sei schlüssig, die Lösung sei regional ausgewogen, sodass «regionalpolitische Störmanöver» wenig wahrscheinlich seien, was die Freisinnigen angesichts der Dringlichkeit als wichtig erachten.

Der Vorschlag des Regierungsrats sei aus regionalpolitischer Sicht zu favorisieren, schreibt auch die SVP in ihrer Antwort. Für die Variante spreche der letzte Planungsbericht zu den Aargauer Mittelschulen. Zwar sei die vorgeschlagene die zweitteuerste Version. Weil sie aber die schnellste Entlastung bringe, sich die Standorte Windisch und Lenzburg bestens eigneten, ausreichend Kapazitäten generiert werden könnten und dazu noch in Aarau durch den Arealabtausch die Strukturen entflochten würden, stimme das für die SVP in der Gesamtbeurteilung.