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Eintauchen in den Kosmos der Stiftung azb

Bei der Stiftung azb zählt der Tag der offenen Tür zu den absoluten Höhepunkten. Am Samstag ist es wieder so weit. Zwischen 9 und 15 Uhr öffnet das azb seine Tore und bietet der Bevölkerung Einblick in seine vielfältigen Wohn- und Arbeitsbereiche.

«Ich habe höchstens eine Stunde Zeit, reicht das?», fragt Esther Lehmann gleich bei der Begrüssung. Sie hat ihren Kolleginnen aus der Wohngruppe Insel nämlich versprochen, dass sie beim Zubereiten des Abendessens mithelfen wird. Ein spezielles Abendessen. Ihre Mitbewohnerin Monika Suter hat kürzlich Geburtstag gefeiert – und heute Abend kommt das von der Jubilarin gewünschte Geburtstagsessen auf den Tisch: ein Wurst-Käse-­Salat. Wenn einige Cervelats und allerhand Käse in mundgerechte Stücke geschnitten werden müssen, will Lehmann keinesfalls abseitsstehen.

Nicht nur im azb, auch im Dorf kennt man die Hilfsbereitschaft von Lehmann. Insbesondere in der reformierten Kirche ist die 68-Jährige bestens integriert. «Ich helfe dort regelmässig beim Mittagstisch mit», sagt sie. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass in Strengelbach auch ausserhalb der Stiftung azb Inklusion gelebt wird.

Seit zwölf Jahren im azb wohnhaft

Aufgewachsen ist die stets aufgestellte Esther Lehmann in Zofingen. Dort hat sie auch gearbeitet – während 33 Jahren war sie in der Imprägnieranstalt AG Zofingen angestellt, als «Mädchen für alles», wie sie selbst sagt. Das war doch die Firma, die für ihre Bahnschwellen bekannt war, gleich hinter dem Bahnhof? «Nein, in der Fassfabrik», korrigiert Lehmann. Fassfabrik? Und tatsächlich: Seit 1923 betrieb die «Imprägnieri» in Zofingen eine Fabrikationsstrasse zur Herstellung von zylindrischen Holzfässern aus selbstgemachten Tannenholzbrettern. Und war 1953 auch das erste Schweizer Unternehmen, das radial gewickelte Fibredrums (Kartonfässer) herstellte. Ein Stück längst vergangener Zofinger Industriegeschichte.

Doch zurück zu Lehmann. Es waren unter anderem zunehmende körperliche Beschwerden, die sie zwangen, sich nach einer anderen beruf­lichen Betätigung umzusehen. In der Stiftung azb fand sie im August 1999 einen ihr zusagenden Arbeitsplatz. Bis zu ihrer Pensionierung arbeitete sie noch gut 20 Jahre in verschiedenen Abteilungen in den Geschützten Werkstätten der Strengelbacher Stiftung – unter anderem im Bereich Tampondruck sowie in der Montageabteilung für Baugruppen. Seit 2010 ist sie auch im azb wohnhaft, wo sie sich ausserordentlich wohlfühlt. «Im Wohnheim Insel haben wir tolle Betreuer, dort stimmt es für mich», betont sie, die in ihrer Freizeit viel im Wald unterwegs ist, gerne strickt, liest und Rätsel löst.

Gross ist ihre Vorfreude auch auf den Tag der offenen Tür vom kommenden Samstag. «Früher war es natürlich toll, dass wir zeigen konnten, was in den Werkstätten hergestellt wird und wie viel Menschen mit einer Beeinträchtigung zu leisten imstande sind», betont sie. Heute freue sie sich über die Besuche von Verwandten und Freunden. «Bestimmt werde ich gemeinsam mit meiner Schwester das Mittagessen im azb einnehmen», betont sie, aber das Dessert werde sie wohl auswärts ­essen. Denn am Samstag gibt es in der Agenda von Esther Lehmann eine Terminkollision. Der Mittagstisch findet nämlich gleichzeitig statt – und dort gehört die 68-jährige azb-Bewohnerin eben auch dazu.

Der neue Geschäftsführer Marco Sutter hat im azb seinen Traumjob gefunden.

Grosse Vorfreude auf einen speziellen Tag

Ganz bestimmt keine Terminkollision hat am Samstag Marco Sutter. Der neue Geschäftsführer hat die Arbeit in Strengelbach Ende Juli letzten Jahres aufgenommen und sich im azb sehr gut eingelebt. Ihm habe, so führt er aus, in seiner vorherigen Tätigkeit als Berater ein Heimathafen gefehlt. «Sobald ein ­Projekt beendet war, warst du weg.» Im azb habe er diesen Heimathafen gefunden. «Ein Unternehmen mit einer tollen Kultur und einem Super-Team», betont er.

Der kommende Tag der offenen Tür ist auch für ihn sehr speziell. Nicht ganz neu, denn als Gast war er schon im vergangenen Jahr dabei. «Ich bin nun gespannt, wie das von der anderen Seite her aussieht», sagt er, die Vorfreude darauf sei nicht nur bei ihm, sondern im ganzen azb riesig.

Zusammen mit seinem Team hat er auch schon erste kleine Änderungen in der Organisation angebracht. «Geführte Rundgänge wird es nicht mehr geben, dafür informative Hotspots, bei denen man beim Rundgang spannende Einblicke in die vielfältigen Tätigkeitsbereiche der Stiftung erhält.» Dazu dürfen sich die Besucherinnen und Besucher auf zahlreiche Attraktionen wie etwa Probefahrten mit E-Bikes der Marken Flyer und Hase Bikes sowie Vorführungen der neusten optischen Messgeräte oder des Tampondrucks freuen.

Auch ein Besuch in der azb-­Schreinerei und im Magazin des Gartenteams lohnt sich. Dort wird unter anderem die Montage von Photovoltaik-Dachziegeln gezeigt, die das azb für die Zürcher Ziegeleien vornimmt.

Am gewohnt abwechslungsreichen Rahmenprogramm wurden keine grossen Veränderungen vorgenommen. Auf dem Markt bietet die Stiftung eine grosse Auswahl an eigenen Produkten an. Spiele mit viel Unterhaltung gibt es für die jüngsten Besuchenden. Mit ihrer wunderbaren Stimme wird Beata Bereuter die Besucherinnen und Besucher verzaubern, wenn sie für musikalische Intermezzi sorgt.

Hungrig und durstig wird niemand das azb verlassen müssen. Das Küchenteam, wie immer unterstützt von den Hobbyköchen Strengelbach, wird ein Getränke- und Speiseangebot bereithalten, das keine Wünsche offen lässt. Dabei kommt es im kulinarischen Bereich auf vielfachen Wunsch von azb-Mitarbeitenden zu einem Comeback. «Die weit und breit besten hausgemachten Nussgipfel, die es früher jeweils am Dienstag im azb gegeben hat, gibt es wieder, auch am Tag der offenen Tür», verrät Sutter.

Im azb laufen verschiedene Sanierungen

Im azb ist momentan vieles im Fluss. Im baulichen Bereich wird das Wohnhaus West bald saniert. Dort wird die Stiftung azb ein neues Angebot für Menschen mit herausforderndem Verhalten erbringen. Ein nächstes Sanierungsprojekt steht in der Kantine an, ist diese doch in die Jahre gekommen. Im «Flow» sind auch die Mitarbeitenden in den Werkstätten. «Wir sind ein geschätzter Partner – die Werkstätten sind gut ausgelastet», darf Sutter zufrieden feststellen. Was will man also mehr? Für Lehmann und Sutter ist das ganz klar: «Viele Besucherinnen und Besucher am Tag der offenen Tür.»