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Ende 2025 ist Schluss: «Das Central und ich gehen von der Pflicht in die Kür»

Seit 23 Jahren führt Anita Müller das Restaurant Central. Ende 2025 schliesst sie die Türen zu ihrer Gaststube und freut sich auf einen neuen Lebensabschnitt.

Im Eingang des Restaurants Central riecht es verführerisch. Inhaberin und Gastwirtin Anita Müller steht in der Küche und kreiert aus Paprika, Kartoffeln und weiteren Zutaten ein Chutney. «Ich bin am Spielen in meinem Spielhaus», sagt die 48-Jährige lachend und fügt an: «In dieser Küche bin ich aufgewachsen. In der Wohnung oberhalb des Restaurants hat es keine.» In ihrem Leben dreht sich seit jeher alles ums Essen, das für sie viel mehr als Lebensmittel zubereiten bedeutet. «Ich verbinde damit Freundschaft, Zusammengehörigkeit, Spiritualität und Gemeinschaft.» Ihre Lieblingsbeschäftigung ist, ihre Kreativität und das Können ihrer vier gelernten Berufe als Köchin, Bank-Metzgerin, Konditorin-Confiseurin und Servicefachfrau auszuleben.

«Für mich gibt es nichts Schöneres als mein Wissen und Können zu vereinen und meine Rezepte zu verfeinern», sagt Anita Müller, die vor 23 Jahren den Familienbetrieb übernommen hat und eingesteht: «Ich bin erblich vorbelastet.» Ihre Grosseltern Emma und Ernst Müller sowie ihre Eltern, Anita und Willi, wirteten auf dem «Central» und führten im Nebengebäude eine Metzgerei. «Als Fünfjährige wusste ich, dass ich Köchin werde.» Da war aber noch eine weitere Passion – Anita Müller war eine ausgezeichnete Skifahrerin und gehörte mit 16 dem Schweizer Juniorenteam an. Bald stellte sie jedoch fest, dass sich der Spitzensport und die Kochlehre im renommierten Restaurant Chesery in Gstaad nicht verbinden lassen. Sie entschied sich für die Kochkunst.

«Als Fünfjährige wusste ich, dass ich Köchin werde.»: Anita Müller in der Gaststube des Restaurants Central in Safenwil.

«Der Mensch braucht Trinken, Essen, Lust und Liebe – mit diesen vier Kraftquellen hat man alles, was es braucht», betont sie. Offen, ehrlich und natürlich ist Anita Müller und so authentisch sind ihre Gerichte. So kommen immer nur frische, möglichst regionale Saisonprodukte ohne Chichi und Peterli auf den Teller. «Den Geschmack von guten Naturprodukten hervorzuheben ist mir eine Herzensangelegenheit.» Anita Müller lässt sich in kein Korsett zwängen. Auf Bewertungen in Gourmetführern pfeift sie wie auf deren Punkte und Auszeichnungen. «Die besten Tester sind meine Gäste. Sind sie zufrieden, habe ich alles richtig gemacht.» Sich mit anderen zu messen, widerstrebte ihr immer. «Beim Skifahren musste ich um FIS-Punkte kämpfen», sagt sie und betont: «Ich lasse mich nicht unter Druck setzen.» Aus diesem Grund nahm sie auch 2007 die Ehre von Gault-Millau nicht an, die ihre Kochkünste mit 14 Punkten dekoriert hatte.

Anita Müller geht ihren Weg oder wie sie es sagt: «Das Central und ich gehen von der Pflicht in die Kür.» Ende des Jahres 2025 setzt sie den Schlusspunkt als Gastronomin in ihrem Restaurant. Schrittweise verabschiedet sie sich von Tätigkeiten und Verpflichtungen. So ist seit Anfang Jahr die Gaststube von Montag bis Freitag nicht mehr über den Mittag, sondern ab 17 Uhr geöffnet. Auch mit der Ausbildung von Lernenden hört sie auf. «Ich habe mein Wissen und Können mit bestem Gewissen erfolgreich weitergegeben und zwanzig Lernende in der Küche und im Service ausgebildet.» Anita Müller widerstrebt es, dass sich die Kochlehre immer mehr der Lebensmittelindustrie anpasst und die Digitalisierung den Beruf rasant verändert. «Die saisonale Frischküche verkümmert, weil wir die Kreativität verlernen, mit Produkten zu hantieren und sie zu verstehen.»

Doch weshalb will Anita Müller mit ihrem Team, das sie sagenhaft nennt, aufhören? «Mit dem Start vor 23 Jahren war für mich klar, dass ich mit 50 aufhöre. Übernächstes Jahr ist es halt so weit und es passt auch für meine Crew.» Was sie danach macht, lässt sie auf sich zukommen. Zwei Dinge sind für Anita Müller jedoch klar: «Bestimmt werde ich mit meinem restaurierten Toyota-Oldtimer-Bus unterwegs sein und ich setze alles daran, dass es im Central kulinarisch oder auch kulturell weitergeht.»

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