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Nach Razzia in Olten: Geht es um einen Rachemord im Rocker-Milieu?

Nach der Grossrazzia im Oltner Industriegebiet am Freitag sind viele Fragen offen. Gemäss Medienberichten geht es dabei unter anderem um eine Entführung, ein 46-Jähriger Mann soll ermordet worden sein. Als Motiv wird Vergeltung vermutet. 

Der Fall sorgte am Freitag für Aufsehen: Eine grosse Anzahl von Polizistinnen und Polizisten der Kantonspolizeien Solothurn und Zürich hatten in der Oltner Industrie ein Gebäude gestürmt. Beim Einsatz wurden Computer und Hanfpflanzen beschlagnahmt, zwei Mieter zur Befragung mitgenommen.

Der gemeinsame Einsatz der Polizeien basierte auf einem «von den Zürcher Strafverfolgungsbehörden geführten Verfahren wegen eines möglichen Deliktes gegen die Freiheit». Ein Experte schloss gegenüber «Tele M1» auch eine Entführung nicht aus.

46-Jähriger ermordet?

Am Sonntag nun berichtet der «Blick», dass es sich tatsächlich um eine Entführung handeln könnte – mit tragischem Ende: Strafverfolger äussern gegenüber dem Boulevardblatt die Vermutung, dass ein 46-jähriger Montenegriner ermordet worden sei. Dieser sei seit dem 27. Juli als vermisst gemeldet.

Das Industriegebiet liegt im Nordosten von Olten, unmittelbar an der Aare Richtung Winznau.
Bild: Google Maps

Weiter berichtet der «Blick», dass das mutmassliche Opfer von einem Ex-Mitglied einer Motorradgruppe ermordet wurde – so zumindest der Verdacht. Beim Täter soll es sich demnach um einen Mann aus der Türkei mit Wohnsitz in der Schweiz handeln. Er soll die Schweiz mittlerweile verlassen haben.

Rund um das Motiv kreisen aktuell viele Versionen: Je nach Quelle soll es eine Abrechnung, ein Racheakt oder die Beseitigung eines «lästigen Gegners» gewesen sein. Dass offenbar die Zürcher Staatsanwaltschaft die Ermittlungen leitet, deutet auf die schwere des Falls hin: Sie ist zuständig für schwere Gewaltkriminalität wie vorsätzliche Tötung oder Mord.

Spur führt zu zwielichtigem Zürcher Wirt

Das mutmassliche Opfer sei eng mit dem Zürcher Milieu-Beizer Roland Gisler befreundet gewesen. Die beiden hätten sich im Gefängnis kennen gelernt.

Gisler ist Wirt des Lokals Neugasshof im Zürcher Kreis 5. Gisler wurde schweizweit bekannt, als im Dezember 2022 auskam, dass im Hinterhof seiner Kneipe über Jahre hinweg sensible Daten der Zürcher Justizdirektion lagerten: Strafakten, psychiatrische Gutachten, gesperrte Telefonnummern, private Wohnadressen von Richtern und Staatsanwälten.

Der Fall wurde von Roland Gislers Anwalt, dem damaligen SVP-Kantonsrat Valentin Landmann, publik gemacht. Der Neugasshof war früher laut «Blick» ein Treffpunkt der Hells Angels und anderer Motorradgangs aus ganz Europa.

Ein Zeuge sagte gegenüber «32 Today» am Freitag, er sei sechs Stunden von der Polizei ausgefragt worden. Der Polizeieinsatz habe um zirka 4 Uhr in der Nacht angefangen. Er sei im Gebäude am Jassen gewesen, als wohl «über 200 Polizisten» das Haus gestürmt hätten. Es sei «gewesen wie im Krieg», so der Zeuge weiter. Er selber habe mit der ganzen Sache aber nichts zu tun.

Das Areal an der Haslistrasse 72 mit mehreren Gebäuden gehört der Firma Hasli Liegenschaften AG. Verwaltungsratsmitglied Chiara Borner sagte auf Anfrage dieser Zeitung, dass es sich höchstens um 80 bis 100 Einsatzkräfte gehandelt haben dürfte. Der Sachschaden am Gebäude, etwa durch von der Polizei aufgebrochene Türen, beläuft sich laut Borner auf mehrere zehntausend Franken.

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