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Wegen Züchtigungsvorwürfen gegen Schoggi-Patron: Zurich Film Festival beendet Partnerschaft mit Läderach

Die Vorwürfe wiegen schwer: In einer evangelikalen Privatschule mit starken Verbindungen zu Jürg Läderach sollen Kinder geschlagen und misshandelt worden sein. Das hat Folgen: Das Zurich Film Festival will nichts mehr mit dem Schoggiunternehmen zu tun haben.

Das Zurich Film Festival zieht einen Schlussstrich: Es beendet die noch junge Partnerschaft mit dem Schokolade-Unternehmen Läderach. In einer am Samstag publizierten Mitteilung heisst es: «Obwohl keine Vorwürfe an die aktuelle Firmenleitung von Läderach im Raum stehen, wird das Leid der mutmasslichen Opfer doch mit dem Familien- und Firmennamen in Verbindung gebracht.» Deshalb habe man «nach einem offenen Austausch» mit Läderach «gemeinsam entschieden», die Zusammenarbeit zu beenden.

Die Auflösung der Partnerschaft kommt überraschend: Noch am Freitag hatte das Zurich Film Festival gegenüber mehreren Medien betont, man stehe «voll und ganz zur Partnerschaft mit Läderach». Davon ist nun keine Rede mehr.

Schüler wurden mit Gurt geschlagen

Grund für die beendete Zusammenarbeit sind die in einem Dokumentarfilm von SRF bekanntgewordenen Missstände und Vorwürfe gegen den ehemaligen Schoggi-Patron Jürg Läderach. Mehrere ehemalige Schülerinnen und Schüler der von Läderach Mitte der 1990er-Jahre mitgegründeten Privatschule Domino Servite – heute Christliche Schule Linth – berichten im Film davon, wie sie mit Gürteln auf den nackten Hintern geschlagen worden seien. Die Rede ist von Züchtigung, Prügelstrafen und arrangierten Ehen. Die ehemalige Internatsleiterin der evangelikalen Privatschule bestätigt vor der Kamera die Aussagen der heute erwachsenen Opfer. Auch ein interner Untersuchungsbericht von 2022 offenbart deutliches Fehlverhalten von Lehrpersonen und Gemeindemitgliedern.

Die Vorwürfe richten sich unter anderem gegen Jürg Läderach und seine Frau Esther. Beide versichern in einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie nie Schülerinnen und Schüler geschlagen oder anderweitig misshandelt hätten. Gleichwohl liess Läderach gegenüber dem Ostschweizer Fernsehen TVO, das wie diese Zeitung zu CH Media gehört, am Freitag verlauten, dass er «die Zeichen zu lange nicht wahrgenommen und die Betroffenen allein gelassen habe».

Läderach junior betont den Generationenwechsel

Auch ihr Sohn Johannes Läderach, der seit 2018 Geschäftsführer von Chocolatier Läderach ist, nahm am Wochenende Stellung zu den Vorwürfen. Gegenüber der «SonntagsZeitung» sagt er: «Ich verurteile in aller Form, was da vorgefallen ist.» Das widerspreche allem, woran er glaube und was ihm wichtig sei. Er selbst habe als Schüler der Domino Servite weder körperliche Misshandlung erlebt noch beobachtet. Dennoch könne er bestätigen, dass es in den Anfangsjahren der Schule ein «Klima der Angst» gegeben habe.

Johannes Läderach führt das Schokoladeunternehmen seit 2018 in der dritten Generation.
Bild: Gaetan Bally/Keystone

Johannes Läderach legt wert auf die Feststellung, dass es in der Zwischenzeit bei der Schoggifabrik Läderach einen Generationenwechsel gegeben habe: «Weder im Untersuchungsbericht noch im Film gibt es irgendwelche Vorwürfe gegen uns von der dritten Generation.» Seine Eltern seien in keiner Weise mehr in der Firma involviert. Er glaube «fest daran, dass die Menschen zwischen der aktuellen Unternehmergeneration und der früheren unterscheiden können».

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