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Von wegen Fax und Papierkrieg: Bundesrat will Digitalisierung für 400 Millionen vorantreiben

Nach Kritik in der Pandemie will der Bundesrat die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorantreiben. Um den Papierkrieg zu mindern und die Zusammenarbeit der Akteure zu verbessern, beantragt er dem Parlament rund 400 Millionen Franken.

Am Anfang war der Fax. In der Coronapandemie mussten Ärztinnen und Ärzte dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) positive Tests bekanntlich per Kopiertelegrafie mitteilen. Bis den Beamten die Arbeit zu viel wurde und sie ein elektronisches Erfassungssystem für Coronafälle auf die Beine stellten.

Doch damit war die Fax-Affäre für das BAG nicht ausgestanden. Sie hat dem Bund und der breiten Bevölkerung nämlich aufgezeigt, wie rückständig das Schweizer Gesundheitswesen punkto Digitalisierung ist. Oder positiv formuliert: Wie dringend diese vorangetrieben werden sollte. Und zwar mehr als nur die inzwischen vom Bundesrat bereits forcierte Einführung des elektronischen Patientendossiers.

Nach verschiedenen gescheiterten Anläufen während der Pandemie beispielsweise mit einem «Mister Digitalisierung» im Bundesamt für Gesundheit hat der Bundesrat am Mittwoch nun einen Masterplan für die Digitalisierung im Gesundheitswesen verabschiedet. Dieser zeigt auf, wie der Bund sein «Sorgenkind» doch noch ins 21. Jahrhundert bringen will.

Besser vernetzen, Doppelspurigkeiten abbauen

Wie das BAG und das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mitteilen, soll ein Programm zur Förderung der digitalen Transformation im Gesundheitswesen (DigiSanté) diesen Prozess beschleunigen. Der Bundesrat habe die dazu nötige Botschaft für einen Verpflichtungskredit über 392 Millionen Franken tags zuvor an das Parlament überwiesen.

Kernstück von DigiSanté ist demnach die bessere Vernetzung und Abstimmung der unterschiedlichen Systeme und Prozesse im Gesundheitswesen. Dadurch sollen Doppelspurigkeiten abgebaut und das Gesundheitssystem effizienter werden. Ziel ist aber auch mehr Effizienz, mehr Transparenz und eine erhöhte Patientensicherheit, wie der Bund weiter schreibt. Damit die Kosten dereinst sinken werden, sind zuerst jedoch einmal happige Investitionen nötig.

Handlungsbedarf ist unbestritten

In einer ersten Reaktion «begrüsst» Interpharma die Lancierung von DigiSanté. Das vom Bundesrat vorgelegte Programm sei «eine Chance, um den Rückstand bei der Digitalisierung des Schweizer Gesundheitswesens aufzuholen», so der Branchenverband in einer Mitteilung vom Donnerstag.

Bereits im Herbst, als Bundespräsident Alain Berset das Programm an einer Fachtagung der Branche vorgestellt hatte, waren sich laut Innendepartement (EDI) «alle Akteure» des Gesundheitswesens «einig darüber, dass die Digitalisierung zu langsam und zu wenig koordiniert verläuft, und der Handlungsbedarf gross ist», teilte das EDI damals mit.

Föderalistische Strukturen wahren

DigiSanté geht zurück auf Vorstösse im Parlament, hat eine Laufzeit von zehn Jahren (2025 bis 2034) und umfasst insgesamt rund 50 Vorhaben. Unterteilt ist das Transformationsprojekt in vier Pakete: Zuerst sollen Voraussetzungen für die digitale Transformation geschaffen und dann eine nationale Infrastruktur aufgebaut werden. Daraufhin sollen Behördenleistungen digitalisiert und schliesslich die Sekundärnutzung für Planung, Steuerung und Forschung aufgebaut werden.

Der weitaus grösste Teil der vorgesehenen Mittel soll dabei in die Digitalisierung der Behördenleistungen (221 Millionen) fliessen, gefolgt von Geldern für die Nationale Infrastruktur (76 Millionen) und die Sekundärnutzung (39 Millionen).

Aller Digitalisierung zum Trotz soll die föderalistische Struktur des Schweizer Gesundheitswesens gewahrt werden. «Der Bund bringt sich nur dort ein, wo eine nationale Basis nötig ist und diese nicht durch Kantone oder private Anbieter geschaffen werden kann», schreiben BAG und BFS. Es solle jedoch ein Netzwerk von IT-Systemen entstehen, welche ihre Daten nahtlos austauschen können. (sat)

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