Sie sind hier: Home > Aargau > Bauern wollen die Aargauer Artenvielfalt nicht alleine erhalten

Bauern wollen die Aargauer Artenvielfalt nicht alleine erhalten

Die FDP verlangt mehr Feuchtgebiete. Immer mehr ökologische Ausgleichsmassnahmen gefährdeten aber die Lebensgrundlage der Bauern, warnen die Landwirtinnen und Landwirte. 

Vor zwei Wochen, am 8. November, hat der Grosse Rat ein Geschäft überwiesen, das im kantonalen Richtplan mindestens 1000 Hektaren Land für Feuchtgebiete fordert. Mit 87 zu 47 Voten stimmten die Parlamentsmitglieder dafür, die Forderung als Postulat zu deponieren. Der Regierungsrat muss sie also prüfen.

Der Vorstoss kam von der FDP und er irritierte die Bauern, die um ihr Land bangen. Die Freisinnigen wollten faktisch Landwirte enteignen, sagte in der Debatte Bauernverbands-Geschäftsführer Ralf Bucher (die Mitte). Zwar überwies auch er das Postulat. Das machten er und seine Fraktion aber nur, um durch die Prüfung des Anliegens weitere Argumente dagegen zu bekommen, stellte er klar.

Massnahmen nicht mehr auf Koten der Bauern

Auch Landwirt Christian Glur (SVP) liess kein gutes Haar am Vorstoss. Würde er umgesetzt, verlören 50 Bauernfamilien ihre Existenzgrundlage, warnte er. Und er lässt es nicht dabei bleiben: An der heutigen Grossratssitzung reicht Glur, zusammen mit Fraktionskollege Walter Stierli, seinerseits ein Postulat ein.

Gesetzlich geforderte ökologische Ausgleichsmassnahmen seien künftig nicht auf Fruchtfolgeflächen, sprich Landwirtschaftsland, auszuscheiden, finden die SVP-Grossräte. Brauche es Massnahmen, etwa beim Bau von Strassen oder Kraftwerken, so dürfe dies nicht mehr auf Kosten der Landwirtinnen und Landwirte gehen.

Reaktion auf Freisinnigen-Vorstoss

Christian Glur, Grossrat SVP, Landwirt.
zvg

«Wir reagieren damit natürlich auf den Vorstoss der FDP», sagt Christian Glur auf Anfrage. Es sei vorwiegend landwirtschaftlich genutztes Land betroffen, wenn wegen Strassenbauprojekten, Kiesabbau oder dem Hochwasserschutz Flächen für die Biodiversität bestimmt würden. «Die Fruchtfolgeflächen reichen aber nicht ewig, irgendwann geht uns das Land aus», befürchtet der Murgenthaler. Er möchte erwirken, dass vermehrt auch im Siedlungsgebiet, im Wald und am Waldrand, Ausgleichsmassnahmen umgesetzt werden.

Weiter soll man bereits bestehende Naturschutzflächen aufwerten, bevor man Landwirtschaftsland umnutze. «Bei der Biodiversität geht es nicht nur darum, auf wie vielen Hektaren man sie pflegt, sondern auch um ihre Qualität», gibt Christian Glur zu bedenken. Mehr Ökoflächen bedeuteten auch mehr Aufwand für deren Unterhalt, die Ausbreitung von Neophyten werde gefördert, die Kosten für deren Bekämpfung stiegen dabei übermässig an.

Existenz der Bauern ist gefährdet

Man müsse «definitiv mehr Sorge zu einem unserer wichtigsten Güter, unserem Landwirtschaftsland, tragen», heisst es im Vorstoss. Für die Ausgleichsmassnahmen brauche es also mehr Handlungsspielraum. Es gehe um die Existenz der Landwirtinnen und Landwirte, sagt Christian Glur:

«Die Ausscheidung von Fruchtfolgeflächen nimmt ein beängstigendes Ausmass an.»

Mit dem Vorstoss wollten er und Walter Stierli auch ein Zeichen setzen.

Mindestens einen Freisinnigen dürften sie auf ihrer Seite haben: Beat Käser, Gemeindeammann von Stein und einziger Bauer in der Fraktion. Er stimmte am 8. November gegen den FDP-Vorstoss.

Schreiben Sie einen Kommentar