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Nach Pandemie: Aargauer Unternehmer blicken wieder positiver in die Zukunft – das sind ihre grössten Sorgen

Der Aargauische Gewerbeverband fragt zweimal im Jahr seine Mitglieder, wo der Schuh drückt. Fachkräftemangel und steigende Energiepreise belasten die Unternehmer – doch ein anderes Problem nimmt den Spitzenplatz im Sorgenbarometer ein.

Der Aargauische Gewerbeverband (AGV) befragt seine Mitglieder alle sechs Monate nach Sorgen, Auftragslage und Aussichten. Das aktuelle KMU-Barometer zeigt, dass die Mitglieder trotz Verzögerungen in den Lieferketten, Inflation und steigenden Energiekosten auf ein positives Geschäftsjahr zurückblicken und für 2023 optimistisch gestimmt sind.

So blieb die Auftragslage auf unverändert gutem Niveau. «Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass 61,4 Prozent der befragten Betriebe von einer guten bis sehr guten aktuellen Auftragslage sprechen», heisst es in der Zeitschrift «Aargauer Wirtschaft». Selbst die von der Coronapandemie besonders betroffene Gastronomie/Hotellerie, Reise- und Carbranche oder die Detailhändler können grösstenteils wieder auf eine bessere Nachfrage zählen.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer wieder positiver in die Zukunft blicken: Fast die Hälfte beurteilt die Perspektiven für das Jahr 2023 als gut bis sehr gut, 35 Prozent als befriedigend und nur rund 6 Prozent als schlecht bis sehr schlecht.

Verzögerungen in den Lieferketten gehen zurück

Doch was macht den KMU Sorgen? Das akuteste Problem ist laut Umfrage der Fachkräftemangel. Über die Hälfte der befragten KMU nennen dies als eine ihrer grössten Sorgen. Insbesondere in handwerklichen Berufen, in der Gastronomie und im Gesundheitswesen. Und obwohl 16,5 Prozent der Betriebe mit zusätzlichen Ausbildungsplätzen entgegenwirken möchten, rechnet ein Grossteil der Betriebe mit unveränderten Personalbeständen.

Während der Pandemie kam es in vielen Branchen zu Verzögerungen in den Lieferketten. In diesem Bereich ist eine Entspannung zu spüren, wie das KMU-Barometer zeigt. «Der Anteil der stark betroffenen oder gar in der Existenz bedrohten Betriebe hat deutlich abgenommen, auch wenn Lieferverzögerungen von mehreren Wochen an der Tagesordnung sind», schreibt Claudio Erdin, Geschäftsleiter-Stv. beim AGV.

Spitzenreiter im Sorgenbarometer bleibt Bürokratie

Rund zwei Drittel der Betriebe geben an, dass sie vom Einfluss der steigenden Energiekosten mittel bis sehr stark betroffen sind. Der AGV wünscht sich, dass der Kanton künftig die Betriebe bei Investitionen in Solartechnik besser unterstützt. Bisher nutzten nur rund ein Viertel der befragten KMU Strom aus Eigenproduktion.

«Ebenfalls zeigen die Umfrageresultate auf, dass die Hürden (Kapitalbedarf, bauliche Vorschriften etc.) für die Anschaffung einer Versorgung weiterhin zu hoch sind», schreibt Erdin. Knapp 13 Prozent der Unternehmen planen aktuell eine Investition in diesem Bereich.

Nebst den steigenden Energiekosten haben viele KMU inflationsbedingt mit Mehrausgaben für Personal, höheren Transportkosten und steigenden Preisen beim Einkauf von Halbfabrikaten zu kämpfen. Diese Aufschläge müssten teilweise an die Kunden weitergegeben werden.

Unverändert an der Spitze des Sorgenbarometers der Unternehmerinnen und Unternehmer stehen der zu hohe administrative Aufwand und bürokratische Vorschriften, dies beklagen 67 Prozent der KMU.