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Auswüchse des Klimaschutzes: Die Post kauft in Deutschland eine Waldfläche, so gross wie die Stadt Basel

Wer Briefe oder Pakete verschickt, investiert künftig in deutsches Gehölz. Die neuste Klima-Massnahme der Post auf dem Gebiet der ehemaligen DDR ist entlarvend.

Haben wir richtig gelesen? Ja, es handelt sich um eine offizielle Mitteilung der Schweizerischen Post, und wir schreiben nicht den 1. April. Die Post kauft ein Stück Wald im deutschen Bundesland Thüringen. Es ist nicht zu knapp bemessen, 2400 Hektaren, die Fläche entspricht jener der Stadt Basel. Wie viel die Besorgung kostet, wird verschwiegen.

Der Waldkauf soll dazu beitragen, dass die Post «klimaneutral» wird. Um sich mit diesem Label zu schmücken, mag der Landerwerb auf dem Gebiet der ehemaligen DDR helfen. Aber hilft es auch der Sache, also dem Klima?

Mitnichten. Die ostdeutschen Lärchen und Fichten entziehen der Luft nicht mehr CO2, nur weil ihre Leistung künftig in der Konzernrechnung der Post verbucht wird. Der Thüringer Deal entpuppt sich als kommunikative List, der Gelbe Riese bewegt sich an der Grenze zum Greenwashing.

Die Massnahme legt die Auswüchse des Klimaschutzes von Unternehmen offen, die auf Teufel komm raus das Siegel «klimaneutral» anstreben. Bei einer privaten Firma ist dagegen wenig einzuwenden, wohl aber bei einem Bundesbetrieb, der in gewissen Märkten über ein Monopol verfügt – und der kürzlich höhere Tarife angekündigt hat. Wer Briefe oder Pakete verschickt, investiert nun also in deutsches Gehölz. Ob er will oder nicht.

Die Post soll ihre Postautoflotte elektrifizieren, ihre Gebäude isolieren und die Verteilzentren modernisieren. Wenn das nicht reicht für die Auszeichnung «klimaneutral», verzichtet sie besser auf dieses Etikett.