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Höhere Stromrechnungen: Jetzt bloss nicht den Kopf verlieren

Am Dienstag gab die Eidgenössische Elektrizitätskommission teils empfindliche Erhöhungen der Stromrechnungen bekannt. Warum das zu Recht wütend macht – und weshalb es dennoch keine fundamentale Systemänderung braucht.

Ja, die Strompreise steigen. Erneut. Und ja, das hat an manchen Orten damit zu tun, dass schlecht gearbeitet wird. War es im vergangenen Jahr noch das stümperhafte Vorgehen eines Energieversorgers, welcher der Gemeinde Oberlunkhofen im Aargau eine um 263 Prozent teurere Stromrechnung bescherte, muss in diesem Jahr die Gemeinde Büttikon für die Risikostrategie ihres Energieunternehmens bluten.

Vor diesem Hintergrund ist sehr verständlich, dass Rufe nach einer Strommarktliberalisierung laut werden. Die These: So kann sich jeder Haushalt selbst eindecken und ist nicht wohnortbedingt einem der 600 Energieversorger ausgesetzt, die sehr unterschiedlich professionell zu Werke gehen.

Wer so denkt, beweist aber ein kurzes Erinnerungsvermögen und wenig Weitsicht. Schnell geht vergessen, wie reumütig die Unternehmen in die Grundversorgung zurückkehren wollten, als die Preiskapriolen Ende 2022 ihren Lauf nahmen. Mittlerweile hat sich der Markt bereits wieder entspannt; Einkäufe sind jetzt deutlich günstiger. Das wird sich wohl bereits auf nächstes Jahr auswirken.

Die aktuellen Strompreiserhöhungen sind gerade in Zeiten von in die Höhe schnellender Krankenkassenprämien und Mietzinse eine zusätzliche Belastung fürs Portemonnaie, keine Frage. Es ist aber zu erwarten, dass sie eine kurze, vorübergehende Erscheinung sind. Statt kopflos das System umzukrempeln, wäre eines viel wichtiger: in spätestens drei Jahren peinlich darauf achten, dass die Energieversorger die tieferen Kosten ebenfalls so bereitwillig an ihre Kunden weitergeben wie jetzt deren Erhöhung.