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Natürlich ist das antisemitisch: Davoser Bergbahnen wollen keine Schlitten an Juden vermieten

Es kann sein, dass die Bergbahn Pischa besonders oft Schwierigkeiten mit jüdischer Kundschaft hat. Dennoch gäbe es andere Methoden, um die Probleme anzugehen. 

Die Bergstation in Davos Pischa hat «absolut nichts gegen Juden». Sie vermietet aber keine Schlitten mehr an Juden. Der Grund: Es habe in letzter Zeit viele ärgerliche Vorfälle mit jüdischen Kunden gegeben. Natürlich ist das antisemitisch. Aufgrund von schlechten Erfahrungen, die man mit Angehörigen einer religiösen Gruppe gemacht hat, wird die ganze Gruppe vorverurteilt.

Das geht auch dann nicht, wenn zutrifft, was die Bergstation bemängelt: Jüdische Kunden würden ihre Schlitten öfters demoliert zurückgeben, sie gar nicht zurückbringen oder aufgrund von schlechter Ausrüstung Gefahr laufen, zu verunfallen. Um diese Unannehmlichkeiten zu verhindern, gibt es andere Methoden: Das Depot kann erhöht werden, sodass die Unkosten gedeckt sind, wenn ein Schlitten nicht zurückgebracht wird. Und fürchtet man sich vor Folgekosten wegen eines Unfalls, können Schlitten nur noch an Menschen vermietet werden, die Winterschuhe mit gutem Profil tragen.

Auch wenn die Betreiber der Bergstation Pischa den falschen Schluss aus ihren schlechten Erfahrungen gezogen haben, so ist dennoch glaubhaft, dass diese der Auslöser für ihr antisemitisches Verhalten waren – und sie nicht per se antisemitisch eingestellt sind. Stereotypen entstehen im Alltag. Es ist einfach, aus dem Elfenbeinturm der praktischen Vernunft die richtigen Entscheidungen zu treffen. Schwieriger ist es, wenn das Leben dazwischen spielt.