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So geht das nicht weiter: Nonbinäre Personen brauchen ein neues Pronomen

Es ist nicht fair, Personen zu massregeln, die Nemo aus Versehen als «er» bezeichnet haben. Ganz im Sinne von: erst das Pronomen, dann der Tadel.

Der Abend des Eurovision Song Contest war lang und früher oder später passierte es vielen: Nemo wurde als «er» bezeichnet. Von Kommentatoren, Journalistinnen und der Bevölkerung vor dem Fernseher. Doch auch in Texten, in denen der Lapsus nicht vorkam, war das Problem offensichtlich: Ein Pronomen fehlt.

Man kann statt Nemo «Star» schreiben oder «Gesangstalent», aber dann gehen einem die Alternativen aus. Sieger, Sänger, Schweizerin – das ist alles männlich oder weiblich. Nemo ist keines von beidem.

Sprache ändert sich ständig, weil wir Sprechenden uns verändern. Aber nur, wenn Alternativen da sind. Wer verwendet heute noch das veraltete «Hostess» für Flight Attendant? Wem fällt noch auf, dass Lehrpersonen eine ziemlich neue Wortschöpfung ist? Einmal hat die Mode die Sprache verändert, das andere Mal der Wille, bei Berufsbezeichnungen nicht das generische Maskulin zu verwenden.

Über nonbinäre Personen zu sprechen oder zu schreiben, ist aber umständlicher. Die Autorenperson Kim de l’Horizon selbst hätte wohl sprachlich mehr Mühe gehabt, wenn ihre Protagonistin in «Blutbuch», die Grossmutter, nonbinär gewesen wäre.

Ob «sier», «em» oder «dey» – am Ende werden wir uns an ein neues Pronomen gewöhnen. Aber solange wir keines haben, sollte man auch niemandem aus einem falschen «er» oder «sie» einen Strick drehen.