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Wer Jobs sät, wird Zuwanderung ernten

Das effektivste Mittel gegen die Zuwanderung wäre es, weniger neue Stellen zu schaffen. Dafür müsste die Schweiz aber einen Wohlstandsverlust in Kauf nehmen. Ein Kommentar.

Der Schweizer Arbeitsmarkt wächst, und zwar rasant. Rund 655’000 Stellen sind in den vergangenen zehn Jahren neu geschaffen worden. Es ist eine riesige Zahl. Konkret ist es zwanzigmal so viel, wie die erwerbsfähige Bevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren im gleichen Zeitraum gewachsen ist.

Wer soll all diese Jobs besetzen? Die Antwort liegt auf der Hand: zugewanderte Arbeitskräfte. Hunderttausende von ihnen. Das provoziert Widerstand, insbesondere von der SVP. Die Partei kritisiert, es würden zu viele und die Falschen einwandern. Ihre Argumentation: Die Bevölkerung in der Schweiz wachse schneller als in fast allen anderen Ländern Europas. Der Fachkräftemangel bleibe aber bestehen. Dies, weil die meisten nicht in den Arbeitsmarkt, sondern direkt in den Sozialstaat einwandern würden.

Doch das ist zu kurz gedacht. Die Zahlen zeigen, dass die Wirtschaft und der Stellenausbau die wichtigsten Treiber für die Zuwanderung sind. Zudem fördert die Zuwanderung die Innovationskraft und den Wohlstand. In Start-ups arbeiten mehrheitlich Ausländerinnen und Ausländer. Und in die AHV zahlen Eingewanderte heute deutlich mehr ein, als sie beziehen. Anstatt dem Sozialstaat auf der Tasche zu liegen, sorgen Zugewanderte also mit dafür, dass er überhaupt finanziert werden kann.

Zugleich wäre es aber auch falsch, die Zuwanderung als Lösung des Arbeitskräftemangels zu präsentieren. Denn gemäss Schätzungen zieht jede eingewanderte Person ein bis zwei neue Zuwanderer nach sich. Schliesslich wollen sie alle hier wohnen, einkaufen, ihre Kinder zur Schule schicken. Dafür braucht es wiederum neue Arbeitskräfte. Hier hat die SVP einen Punkt: Die Zuwanderung entpuppt sich als Kreislauf, der sich selbst in Gang hält.

Ehrlicherweise müssten wir uns also eingestehen: Wer Jobs sät, wird Zuwanderung ernten. Ein effektives Mittel zur Begrenzung wäre, weniger neue Jobs in der Schweiz zu schaffen. Dafür müsste man dann aber auch die Folgen in Kauf nehmen. Die Innovationskraft würde abnehmen, die Wirtschaft würde langsamer wachsen und der AHV würde das Geld noch schneller ausgehen. Das kann nicht im Sinne der Wirtschaftspartei SVP sein.