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Mehr Nachhaltigkeit: Alain Berset will die Kultur grüner machen

Die Covid-Krise deckte Systemschwächen des Kultursektors auf, etwa die prekäre soziale Sicherheit vieler Kulturschaffender oder die Veränderungen im Konsumverhalten des Publikums. Zur Umsetzung der Kulturpolitik 2025–2028 beantragt der Bundesrat Finanzmittel in der Höhe von einer Milliarde Franken. 

Es gebe eine hohe Kontinuität bei den Fördermitteln in der Kultur, betonte Bundespräsident und Kulturminister Alain Berset mehrfach, als er die neue Kulturbotschaft für die Jahre 2025–2028 präsentierte. So stehen im Fokus weiterhin der Kulturförderbetrieb Pro Helvetia sowie das Schweizerische Nationalmuseum in Zürich.

Gleichzeitig habe die Corona-Krise mehrere Schwachstellen des Kulturbetriebs offengelegt, so Berset. Für die neue Kulturbotschaft hat der Bundesrat darum zusammen mit den Kantonen und den Gemeinden sowie den Kulturschaffenden sechs Handlungsfelder definiert.

Im Vordergrund stehen dabei die Armutsrisiken der rund 270’000 Kulturschaffenden im Land, weil viele von ihnen nur schlecht sozial abgesichert sind. Verantwortlich dafür sind unter anderem mehrere und wechselnde Arbeitgeber und damit auch befristete Anstellungsverhältnisse. Über eine Dienststelle will das Bundesamt für Kultur (BAK) nun Betroffene beraten, aber auch Dienstleistungen anbieten wie beispielsweise eine «Art Personalverleih», wie BAK-Direktorin Carine Bachmann ausführte.

BAK-Direktorin Carine Bachmann.
Bild: Keystone

Weiter soll das Förderinstrument des Bundes auch einen Beitrag an die Nachhaltigkeit leisten. Gemeint sind damit zwei Schwerpunkte, wie Bachmann ausführte. Einerseits soll die Kultur einen Beitrag leisten zur Abwendung der Energie-, Klima- und Biodiversitätskrise. So will der Bund die Baukultur nicht nur nach Schönheit und Funktionalität ausrichten, sondern auch energetische Nachhaltigkeit. Ein weiterer Ansatz ist ressourcenschonende Produktion wie «green filming».

Auch soziale Nachhaltigkeit wird gefördert: Der Zugang zu Kultur soll für alle Menschen verbessert werden. So erhält die Amateurkultur künftig mehr Geld. Mittel brauche dieser Bereich auch, um die digitale Transformation zu bewältigen.

Kleine Schlappe für Alain Berset

Zwar musste Berset eine Niederlage einstecken: Die von ihm beantragten zusätzlichen Millionen (plus zwei Prozent) für die Kulturförderung hat der Bundesrat nicht bewilligt. Der Kulturminister quittierte eine entsprechende Frage mit einem Seufzer: «Alle leiden.» Dem Bundeshaushalt fehlten die Mittel. Trotzdem wächst der Etat für die Kulturförderung von rund 960 auf 1002 Millionen Franken für die vier Jahre ab 2025.

Berset erinnerte dabei an die Wichtigkeit der Kultur in «unruhigen» Zeiten. Die Vermittlung von Wissen über die Vergangenheit, Fragen zu Identität und der Zukunft seien elementar. «Aktives kulturelles Leben ist Ausdruck einer lebendigen und offenen Gesellschaft», so Berset. Davon muss er dereinst auch das Parlament noch überzeugen.