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Lehren aus dem Kanonen-Unfall fliessen ins Sicherheitskonzept des historischen Gefechts am Kinderfest Zofingen

Die Ermittlungen zum Kanonen-Unfall am Kinderfest Zofingen im Jahr 2019 sind schon vor zwei Jahren eingestellt worden. Auflagen fürs Kinderfest resultierten daraus keine. Trotzdem hat die Kinderfestkommission in einem Sicherheitskonzept möglichst alle Sicherheitsaspekte im Zusammenhang mit dem historischen Gefecht festgehalten.

Fürs Kinderfest Zofingen gibt es neu ein verbindliches Sicherheitskonzept. Dieses beinhaltet möglichst alle Sicherheitsaspekte im Zusammenhang mit dem historischen Gefecht, beispielsweise den Umgang mit Waffen und Kanonen. Es regelt aber auch die Vorbereitung, die Durchführung und die Nachbereitung des Gefechts. Und es definiert Handlungsabläufe, die bei einem Zwischenfall und möglichen Abbruch des Gefechts angewendet werden.

Bisher habe es zwar verschiedene Bestimmungen zum Ablauf des Gefechts und den dafür nötigen Sicherheitsvorkehrungen gegeben, diese seien aber nicht alle verschriftlicht und vor allem nicht in einem Dokument zusammengefasst gewesen, sagt Stadtrat Lukas Fankhauser (SP). Er ist Präsident der Kinderfestkommission, die das Sicherheitskonzept erarbeitet hat. Der Stadtrat hat es vergangene Woche genehmigt.

Lehren aus dem Kanonen-Unfall von 2019

Ein vereinheitlichtes Sicherheitskonzept hat sich nach dem Kanonen-Unfall im Jahr 2019 aufgedrängt. Damals wurde ein Freischärler beim Stopfen einer Kanone am Unterarm verletzt. «Der verunfallte Freischärler hat zum Glück keine bleibenden Schäden davongetragen», sagt Lukas Fankhauser. Wie die Pressestelle der Oberstaatsanwaltschaft Kanton Aargau mitteilt, ist das Strafverfahren bereits im Juni 2020 eingestellt worden. «Bei dem Unfall zog sich der Verursacher selbst Verletzungen zu, so dass von einer Strafverfolgung abgesehen und eine Strafe als unangemessen betrachtet wurde», schreibt Adrian Schuler, Mediensprecher der Oberstaatsanwaltschaft. Und Fankhauser sagt: «Obwohl das Verfahren ohne Auflagen fürs Kinderfest eingestellt worden ist, war es der Kinderfestkommission wichtig, ein Sicherheitskonzept zu verschriftlichen.» Dabei sei insbesondere angeschaut worden, was im Zusammenhang mit dem Kanonen-Unfall gelernt werden könne.

Obwohl das Verfahren ohne Auflagen fürs Kinderfest eingestellt worden ist, war es der Kinderfestkommission wichtig, ein Sicherheitskonzept zu verschriftlichen.

Lukas Fankhauser

Präsident Kinderfestkommission Zofingen

Das Sicherheitskonzept widmet sich nun in einem separaten Abschnitt dem Umgang mit den Kanonen. «Ein Learning aus dem Unfall ist, dass die Kanonen nicht mehr in Richtung Heiternplatz gerichtet werden dürfen. Sie müssen aufs freie Feld zeigen», sagt Lukas Fankhauser. Im Umkreis von 10 Metern um die Kanonen dürfen sich nur Erwachsene aufhalten. Wichtig ist gemäss Sicherheitskonzept auch, dass die Kanonen nur einmal geladen werden dürfen. Kommt es zu einer Fehlzündung, darf nicht nachgeladen werden. 

Wer sich nicht gemäss Sicherheitskonzept verhält, kann weggewiesen werden

Das Sicherheitskonzept hält auch fest, wie mit den Waffen der Freischärler und der Kadetten umgegangen wird. Ausserdem werden die Teilnehmer des Gefechts angehalten, bis nach dem Gefecht auf Alkohol zu verzichten. Dies sei auch früher schon so gewesen, sagt Lukas Fankhauser. Neu ist jedoch, dass Personen, die sich nicht daran halten oder sich auffällig verhalten, vom Gefecht weggewiesen werden können. Ebenso am Gefecht nicht teilnehmen darf, wer an den diversen Instruktionen, Proben und Begehungen nicht anwesend ist. Ein Rauchverbot gibt es auch weiterhin nicht. Die Freischärler zünden oft die Lunten mit einem Stumpen, den sie während des Gefechts rauchen. «Hier sehen wir nicht die gleiche Gefahr wie beim Alkohol», sagt Lukas Fankhauser.

Ein weiterer Abschnitt des Sicherheitskonzepts widmet sich der Frage, wie bei Zwischenfällen reagiert wird und wann das Gefecht abgebrochen werden sollte. Über einen Abbruch entscheidet der Chef Kadetten in Absprache mit dem Chef der Subkommission Polizei. Szenarien, die zu einem Abbruch führen könnten, sind ein Wetterumschwung, ein schlimmer Unfall oder ein kinderfestunabhängiger Feuerwehralarm. Da zahlreiche Feuerwehrleute als Freischärler während des Gefechts im Einsatz stehen, wäre die Feuerwehr nicht einsatzfähig. Bisher sei das Gefecht noch nie abgebrochen worden, sagt Lukas Fankhauser. Er erinnert sich aber an ein Gefecht in seiner Jugendzeit, das erst knapp vor einem drohenden Gewitter beendet werden konnte.

Wegen Ukraine-Krieg: Erfolgreiche Friedensverhandlung am Kinderfest Zofingen

Das historische Gefecht am Kinderfest Zofingen soll trotz des Ukraine-Krieges stattfinden. Anders als in Lenzburg, wo der Stadtrat eine Absage des  Freischarenmanövers aufgrund des Krieges in Betracht zieht, hält die Kinderfestkommission Zofingen wie bereits kommuniziert am historischen Gefecht fest (wir berichteten). «Würde sich der Krieg auf weitere Länder ausweiten, würden wir die Lage sicher noch einmal neu beurteilen», sagt Lukas Fankhauser. Er betont, dass das Gefecht kein Kriegsschauspiel sei, sondern einen historischen Hintergrund habe. Dieser soll der Zofinger Bevölkerung, aber auch den aus den Ukraine geflohenen Menschen in einer Infokampagne näher gebracht werden. «Wir bewegen uns hier auf einem schmalen Grat», sagt Lukas Fankhauser, denn man müsse sowohl akzeptieren, dass Menschen diese Tradition schätzen, andere sie aber in der heutigen Zeit nicht mehr für angemessen halten. Darum soll das Gefecht nun für alle Schüler, nicht nur für die Oberstufenschüler, freiwillig sein. Wer nicht daran teilnimmt oder zuschauen möchte, bekommt in der Altstadt ein Alternativprogramm geboten.

Der Frieden solle auch während des Gefechtes sichtbar sein, beispielsweise mit Peace-Fahnen oder mit Kopfbedeckungen in den Friedens-Farben, sagt Lukas Fankhauser. «Man soll sehen, dass uns der Frieden wichtig ist.» Darum werden dieses Jahr die Friedensverhandlungen erfolgreich zu Ende geführt. Bisher ging das Gefecht zwischen Freischaren und Kadetten nach den Friedensverhandlungen weiter und endete mit dem Kampf um die Fahne. Diesen zweiten Teil des Gefechts wird es aufgrund der erfolgreichen Friedensverhandlungen nicht geben. «Das Gefecht wird einen zweiten Teil haben. Wie dieser aussieht, soll aber eine Überraschung sein», sagt Lukas Fankhauser.

Die Friedensverhandlungen während des historischen Gefechts am Kinderfest Zofingen sollen dieses Jahr erfolgreich verlaufen.
Bild: Lilly-Anne Brugger (Juli 2019)