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Mujinga Kambundji gewinnt trotz zusätzlichem Druck Silber im Sprint

Beim ersten Startversuch wird das Feld der 60-m-Läuferinnen zurückgeschossen und die Bernerin verwarnt, weil sie angeblich den Start gestört hat. «Unter Beobachtung» reicht es danach um eine Hundertstelsekunde nicht zum EM-Titel. Es ist die fünfte Medaille der Schweiz an dieser Hallen-EM.

Alles war angerichtet für eine dritte Schweizer Goldmedaille an der Indoor-EM in Apeldoorn. Sprintkönigin Mujinga Kambundji präsentierte sich im Halbfinal locker wie selten. Sie lief in 7,04 Sekunden die schnellste Zeit – schneller gar, als im Halbfinal bei ihrem späteren WM-Titel vor drei Jahren. Und die 32-jährige Bernerin schien noch nicht das Maximum erreicht zu haben.

Vielleicht war es genau diese Verwarnung gegen Kambundji beim ersten Startversuch im Final, welche ihr das entscheidende Prozent Lockerheit raubte. Im Ziel fehlte im hochklassigen Duell mit der italienischen Siegerin Zaynab Dossa (7,01) eine Hundertstelsekunde für Gold. Auch Kambundji spürte, dass ihr dritter und letzter Lauf des Tages nicht mehr ganz so locker war wie jener drei Stunden zuvor. «Der Final war technisch nicht mehr ganz so sauber, dafür war mehr Energie in meinem Lauf.»

Auf die Frage, ob «nur» Silber für sie eine Enttäuschung sei, antwortete die Bernerin mit «Jein». Sie sagte, sie habe das Gefühl, eine noch bessere Zeit in den Beinen zu haben, aber man müsse sie dann eben auch laufen. Sie habe ja nun in China nochmals eine Chance, eine Zeit unter 7 Sekunden zu laufen. «Es ist nicht Gold, aber ich bin trotzdem zufrieden. Es war eine gute Meisterschaft, aber kein ausserordentlicher Wettkampf.» Ihren nicht perfekten Start wollte Kambundji aber nicht auf die Verwarnung zuvor abschieben.

Dieses Edelmetall bedeute mehr als einfach eine nächste Medaille im Palmarès. «Es macht mich stolz, dass ich nach einer strengen Zeit im Anschluss an die Olympischen Spiele immer noch auf höchstem Niveau performen kann.» Und der erste Titelgewinn der jüngeren Schwester Ditaji mache Apeldoorn ohnehin zu einem ganz besonderen Ort.

Rachel Pellaud tröstet ihre Landsfrau Audrey Werro nach dessen Sturz kurz vor dem Ziel.
Bild: Michael Buholzer / Keystone

Audrey Werro: Sturz und Tränen anstatt Medaille

Aufgrund ihres Alters von erst 20 Jahren wäre es die überraschendste Schweizer Medaille gewesen. Aufgrund ihres Leistungsvermögens aber durchaus eine realistische. Und tatsächlich kämpfe die Freiburgerin Audrey Werro auch auf der Schlussrunde des 800-m-Finals noch um Edelmetall. Doch kurz vor der letzten Kurve stürzte die Schweizer Rekordhalterin (2:00,16), ohne dass ein unsportlicher Körperkontakt ersichtlich gewesen wäre. Werro rappelte sich auf und lief unter Tränen ins Ziel. Dort wurde sie von der zehn Jahre älteren Landsfrau Rachel Pellaud, die den Final als Fünfte beendete, in die Arme genommen.

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