
Israelischer ESC-Beitrag: eine Provokation
Die Sängerin steht fest. Yuval Raphael wird Israel am Eurovision Song Contest vertreten, der im Mai in Basel über die Bühnen geht. Der Song ist noch nicht festgelegt. Die Botschaft aber schon: Als Überlebende des Terror-Überfalls vom 7. Oktober 2023 will sie «der Welt ihre Geschichte erzählen». Das ist eine Provokation.
Um die Abgrenzungen zu benennen: Selbstverständlich ist die singende Verarbeitung eines traumatischen Erlebnisses mehr als legitim. Und ebenso verständlich ist das Bedürfnis, der eigenen Sicht der Dinge eine Plattform zu geben. Doch ist dafür der ESC die richtige Bühne?
Um auch diese Abgrenzung zu benennen: Selbstverständlich hat Israel das Recht am ESC teilzunehmen. Politische Boykottaufrufe sind ebenfalls legitim. Doch sind auch damit verbundene militante Protestaktionen gerechtfertigt, die den ESC zur Bühne der politischen Auseinandersetzung und zum Sicherheitsrisiko machen?
Zwei Fragen, eine Antwort: Nein.
Natürlich hat der ESC immer eine politische Komponente. Die Tatsache etwa, dass Nemo im vergangenen Jahr gewonnen hat, ist nicht allein seiner musikalischen Qualität geschuldet; Nemo hat auch den Nerv einer spezifischen gesellschaftspolitischen ESC-Community getroffen. Will sich der ESC jedoch nicht zugrunde richten, muss er im Kern bleiben, was er vor allem ist: Eine medial riesig aufgeblasene Trallala-Veranstaltung.