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Acht mal mehr Autoaufbrüche innert vier Jahren – und was die Kantonspolizei 2023 sonst noch beschäftigte

Kantonspolizei, Staatsanwaltschaft und Jugendstaatsanwaltschaft geben an einer gemeinsamen Medienkonferenz bekannt, was sie im letzten Jahr beschäftigt hat.

Jetzt live: Verfolgen Sie die Medienkonferenz im Stream

Die Sicherheitslage und damit auch die Arbeit der Sicherheitskräfte im Aargau werden zunehmend von externen Faktoren beeinflusst, die der Kanton nicht direkt steuern kann. An der Medienkonferenz «Sicherheit Aargau» stehen Cyberkriminalität, Menschenhandel und ähnliche Delikte im Fokus. Geopolitische Konflikte wie der Angriffskrieg in der Ukraine und Konflikte im Nahen Osten sowie Migrationsbewegungen wirkten sich auf die Sicherheitslage im Kanton aus. Auch die Individualisierung in der Gesellschaft, die Etablierung der 24-Stunden-Gesellschaft und die zunehmende Mobilität beeinflussen die Arbeit der Strafverfolgung.

So haben beispielsweise die Vermögensdelikte stark zugenommen – die Fahrzeugdelikte haben sich seit 2019 gar verachtfacht. «Wir befinden uns in einer veritablen Kriminalitätswelle im Bereich der Vermögensdelikte. Bei der Täterschaft, die Diebstähle aus Fahrzeugen verübt, handelt es sich oft um junge Männer aus Maghrebstaaten, die in Asylunterkünften inner- und ausserhalb des Kantons wohnen», sagt Michael Leupold, Kommandant der Kantonspolizei. Es würden gezielt Patrouillen eingesetzt, um einerseits präventiv zu wirken, und anderseits, um bereits begangene Delikte rasch klären zu können.

Vor allem an Bahnhöfen wie Aarau und Brugg sowie in Innenstädten haben sich im letzten Jahr sogenannte Hotspots gebildet – Treffpunkte, an denen Drogen gedealt und konsumiert werden, an denen sich Asylsuchende treffen und Randständige aufhalten. «Die Bevölkerung rechnet bei solchen Szenen mit erhöhter Kriminalität, was sich negativ auf das Sicherheitsgefühl auswirkt», sagt Leupold. Um solche Brennpunkte zu bekämpfen, sei es wichtig, die Kontrollen zu verstärken, was auch mehr Ressourcen erfordere, so Leupold weiter. Dazu sei vernetzte Polizeiarbeit und Schwerpunktsetzung zwingend notwendig.

Nach Gewalteskapaden führte die Kantonspolizei Aargau im Dezember mehr Kontrollen am Bahnhof Aarau durch.
Bild: Dominic Kobelt

Nach vielen Verkehrstoten im 2022 geht die Zahl zurück

Eine Herausforderung stelle auch die Strukturkriminalität dar, erklärt der Kapo-Kommandant. Im Aargau gebe es eine grosse Anzahl an Lokalen und Betrieben, bei denen die Polizei immer wieder Missstände, wie zum Beispiel Menschenhandel, Betäubungsmittelwiderhandlungen, ausländerrechtliche Widerhandlungen oder illegales Geldspiel feststelle. «Diesem Phänomen begegnen wir mit präventiven Kontrollen und mit behördenübergreifender Zusammenarbeit», sagt Leupold. Denn der Schaden für den Staat sei beträchtlich.

Doch es gibt auch positive Nachrichten: Nachdem im Vorjahr 22 Personen im Strassenverkehr tödlich verunglückten, waren es im 2023 Jahr nur noch zehn Personen.

Die Verkehrssicherheit im Kanton Aargau sei damit weiterhin hoch. Dennoch betont Kommandant Michael Leupold, dass vor allem Unfälle mit Fussgängern, E-Bikes und Trendfahrzeugen markant zugenommen hätten.

Ebenfalls erfreulich: Dank guter Zusammenarbeit zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft konnten alle der 19 Tötungsdelikte – 4 vollendete und 15 versuchte – aufgeklärt werden.

Verfahrensdauer bei der Staatsanwaltschaft hat zugenommen

Alleine 35’000 Strafbefehle hat die Staatsanwaltschaft Aargau im vergangenen Jahr ausgestellt. Die Dauer der Verfahren hat allgemein zugenommen. «Das ist auch darauf zurückzuführen, dass die Anzahl der Verfahren, die mit einer Anklage erledigt werden müssen, deutlich gestiegen ist», hält Philipp Umbricht, Leiter Oberstaatsanwaltschaft fest.

Weiter machen die gesetzlichen Vorgaben bei Landesverweisen und Tätigkeitsverboten bereits bei geringfügigen und mittleren Delikten eine Anklage-Erhebung vor Gericht notwendig und führen so ebenfalls zu einem grösseren Aufwand.

«Die Fallzahlen haben auch bei der Jugendanwaltschaft gegenüber dem Vorjahr beträchtlich zugenommen, auch werden die beschuldigten Jugendlichen jünger», sagt Beatriz Gil Fernandez, Leiterin Jugendanwaltschaft. Gerade in den Bereichen Körperverletzungen und Cyberkriminalität ist ein Anstieg zu vermerken. Die Jugendanwaltschaft hat erneut mehr Zwangsmittel angeordnet. Die Anordnung vorsorglich stationärer Massnahmen verharrt dagegen auf dem Vorjahresniveau.

Im Verlauf des Freitagnachmittags wird an dieser Stelle eine ausführlichere Berichterstattung über die Medienkonferenz aufgeschaltet (abo+).