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Mehr Organe transplantiert – dabei gilt die neue Regelung gar noch nicht

Die Warteliste ist noch immer lang, doch nun gibt es Hoffnung. Denn die Zahl der gespendeten Organe hat vergangenes Jahr deutlich zugenommen. Es gibt aber auch einen traurigen Rekord.

Die Schweiz hat im Jahr 2023 einen neuen Höchstwert bei der Anzahl der Organspenderinnen und Organspender erreicht. Mit 200 verstorbenen Organspendenden gab es im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von mehr als einem Fünftel (plus 22 Prozent).

Letztes Jahr erhielten in der Schweiz 565 Personen ein Spenderorgan aus einer Organspende von Verstorbenen, das sind 111 Personen mehr als 2022. Es wurden 584 Organe transplantiert (2022: 469) bei 565 Personen. 19 Patientinnen oder Patienten erhielten gleich mehrere Organe.

Erweiterte Widerspruchslösung gilt noch nicht

Dieser Anstieg kommt zu einem unerwarteten Zeitpunkt. Denn noch ist die erweiterte Widerspruchslösung nicht in Kraft. Die neue Regelung kann frühestens im Jahr 2026 eingeführt werden. Wer nach dem Tod keine Organe und Gewebe spenden möchte, muss dies künftig festhalten. Ohne Widerspruch dürfen nach dem Tod Organe und Gewebe für Transplantationszwecke entnommen werden. Bei der Klärung der Frage müssen auch die Angehörigen einbezogen werden.

Die am 15. Mai 2022 angenommene Änderung des Transplantationsgesetzes ist ein indirekter Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Organspende fördern – Leben retten». Diese forderte ebenfalls die Einführung einer Widerspruchslösung, ohne aber die Rechte der Angehörigen explizit zu regeln. Mit der vom Volk angenommenen erweiterten Widerspruchslösung werden die Angehörigen in den Entscheidungsprozess einbezogen.

Bessere Erkennung von Spenderinnen und Spendern

Der aktuelle Anstieg geht unter anderem auf eine neu eingeführte Unterstützung der Entnahmespitäler bei der Erkennung von potenziellen Organspenderinnen und Organspendern durch den medizinischen Dienst von Swisstransplant zurück. Zudem werden seit Ende 2022 in der Schweiz gewisse Herztransplantationen nach vorgängiger Ex-vivo-Herzperfusion durchgeführt.

Diese Technik ermöglicht die Herzfunktion ausserhalb des Körpers zu erhalten, um die Zeitspanne zwischen Organentnahme und Transplantation zu verlängern. Dank dieser Technik können neu auch Herzen von Organspendenden im Hirntod nach Herz-Kreislauf-Stillstand transplantiert werden. Im Jahr 2023 kam es so zu neun Transplantationen.

Die neue Technik stiess auf Kritik bei der Gegnerschaft von Organspenden. Sie stellten laut «Tages-Anzeiger» erfolglos Strafanzeigen gegen Spitäler, die die Methode anwandten.

Trotz des Anstiegs der Organspenderinnen und Organspender warteten Ende 2023 immer noch 1391 Personen auf mindestens ein Spenderorgan, was eine hohe Zahl darstellt. 92 Personen starben 2023 auf der Warteliste. Auch bei dieser traurigen Zahl waren es so viele wie noch nie.