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Masken im öffentlichen Verkehr ‒ mal so, mal so? SBB & Co. warnen vor Flickenteppich

Fällt Ende März trotz rekordhohen Fallzahlen die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr? Der oberste Gesundheitsdirektor sagt, einzelne Betriebe könnten die Maskenpflicht ja selbstständig weiterführen. Keine gute Idee, finden ÖV-Vertreter.

Kommt die Endstation für die Maskenpflicht? In zehn Tagen entscheidet der Bundesrat, ob die Maskenpflicht gegen das Coronavirus auch im öffentlichen Verkehr per Ende März fällt. Alain Berset hatte ein Ende in Aussicht gestellt. Klar ist: Sobald die besondere Lage aufgehoben wird, gibt es keine Grundlage mehr für eine einheitliche Regelung. Wegen der hohen Fallzahlen mehren sich bereits mahnende Stimmen. So hat unter anderem die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli gesagt, dass sie eine Verlängerung der Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr bis Ende April als sinnvoll erachte.

Nun bringt Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren, eine differenzierte Lösung ins Spiel. In der «Sonntags-Zeitung» sagt er, dass die Maskenpflicht von den Transportunternehmen «eigenständig weitergeführt» werden könnte.

In der ÖV-Branche kommt dieser Vorschlag ganz schlecht an. «Unser Hauptanliegen ist es, dass schweizweit eine einheitliche Lösung gilt», sagt Ueli Stückelberger, der Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr (VöV), zu CH Media. Und er liefert auch gleich eine Begründung: «Nur so ist sichergestellt, dass alle Leute die Regelung möglichst einfach verstehen.»

«Das versteht kein Mensch»

Auch für SP-Nationalrat Jon Pult, Präsident der Verkehrskommission, gibt es nur ein Entweder-oder: «Alles ausser einheitlichen Regeln macht keinen Sinn.» Ob es weiterhin eine Maskenpflicht brauche, möchte er nicht beurteilen, da er die epidemiologische Lage nicht genau abschätzen könne. Wenn nun bei einem ÖV-Anbieter weiterhin eine Pflicht gelte, beim anderen aber nicht, «dann versteht dies kein Mensch», so Pult.

Noch nicht festlegen wollen sich SBB und Postauto. «Wir warten auf den Entscheid des Bundes Ende März», sagt eine Bahnsprecherin. Und ein Postauto-Sprecher schreibt: «Wir haben uns als Systemführer während der Pandemie immer an die Vorgaben des Bundes gehalten.»

Beim Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) gibt man sich auf Anfrage wenig begeistert über einen möglichen kantonalen Flickenteppich: «Für die Konsumentinnen und Konsumenten wäre das schwierig und schlecht nachvollziehbar», sagt Sprecher Thomas Kellenberger. Die angeschlossenen Verkehrsunternehmen hätten sich stets an die Weisungen des Bundes beziehungsweise der Gesundheitsbehörden gehalten. Im Falle eines Fallens der Maskenpflicht wären deshalb Absprachen innerhalb der Branche wünschenswert.

In Österreich wird verschärft statt gelockert

Wie unterschiedlich die Beurteilungen der aktuellen Lage aussehen, zeigt ein Blick über die östliche Landesgrenze. In Österreich wird ab dieser Woche die Maskenpflicht wieder verschärft. Künftig muss auch in öffentlich zugänglichen Innenräumen wieder eine Maske getragen werden. Ein entsprechendes Regelwerk wird ausgearbeitet. Erst am 6. März war diese Pflicht bei unserem Nachbar gekippt worden. Der Gesundheitsminister Johannes Rauch begründet den Schritt mit den hohen Fallzahlen.

Auch in der Schweiz steigen die Fallzahlen wieder. «Der Patient Schweiz ist fiebrig. Wir haben eine sehr hohe Virusaktivität, und die manifestiert sich auch an den Spitalzahlen», sagt Rudolf Hauri, oberster Kantonsarzt, zur «NZZ am Sonntag». Der Zuger Kantonsarzt vermutet eine hohe Dunkelziffer und schätzt die effektive Zahl der täglichen Neuinfektionen derzeit auf 150’000. Hauri sagt, es wäre «sicher nicht verkehrt», mit weiteren Lockerungen zuzuwarten, «bis die Temperaturen so richtig frühlingshaft sind.»

Für Lukas Engelberger dagegen ist die Zeit für das Ende der Maskenpflicht reif. Der Basler Gesundheitsdirektor sagt der «Sonntags-Zeitung», dass der Zeitpunkt ab April «saisonal günstig» scheine. Es zeichne sich «ein Übergang von der behördlichen Anordnung hin zur Eigenverantwortung ab», so Engelberger.

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