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Hemd und Hose hat er selbst geschneidert: Yanik Nyffeler (JSVP) will sich für Traditionen und den dualen Bildungsweg einsetzen

Er hat das KV, eine Lehre als Damenschneider und den «Durchdiener» im Sack. Damit, findet der 27-jährige Yanik Nyffeler aus Niederwil, kennt er die Anliegen der Handwerker, der Büromenschen und der Armee. Jetzt möchte er sich politisch für sie einsetzen und kandidiert für die SVP für den Nationalrat. 

Yanik Nyffeler wollte Schneider werden. Seine Eltern fanden eine kaufmännische Lehre besser, denn auch sein Vater hatte das KV gemacht, eine solide Grundausbildung eben. Also bewarb sich Nyffeler für beide Berufe, und «die Gemeinde Wohlen war schneller», erinnert er sich. Doch nach dem KV auf der Gemeindekanzlei, das er als sehr lehrreich empfunden hat, wollte er immer noch Schneider werden.

So kam es, dass der 27-jährige Yanik Nyffeler mit Anzugjacke und roter Krawatte im Jubla-Heim in Niederwil zum Interview mit der AZ erscheint. Hemd und Hose hat er selbst geschneidert. Denn im vergangenen Sommer hat er seinen Traum wahr gemacht und die Lehre als Damenschneider abgeschlossen – oder Bekleidungsgestalter, wie man heute sagt.

Aus erster Hand weiss er nun, mit welchen Problemen sich Handwerker, aber auch Büroangestellte herumschlagen. Das hat seinen Horizont erweitert – und dieses Wissen möchte der Niederwiler in der Politik einbringen. Er macht sich für den dualen Bildungsweg stark und findet eine Maturitätsquote schwierig, sagt er.

Mittlerweile arbeitet er temporär bei der Kantonspolizei Zürich, wo rund tausend Polizistinnen und Polizisten eine neue Uniform erhalten, die er ihnen passgenau bestellt und aushändigt. «Da kann ich mein Wissen aus beiden Jobs einbringen», freut sich Nyffeler. Sein grosser Traum ist es, einmal ein eigenes Herrenmodeatelier aufzumachen.

Jungbürgerfeier und Militär waren die Auslöser

Es war die Niederwiler Jungbürgerfeier, bei der er erstmals mit der Politik in Kontakt kam. «Dort stellten sich die Niederwiler Ortsparteien vor.» Wie es der Zufall wollte, war der SVP-Vertreter ein ehemaliger Jungwacht-Gruppenleiter, mit dem Nyffeler ins Gespräch kam.

Doch um sich wirklich für Politik zu begeistern, brauchte Nyffeler noch ein paar Jahre. Und den Militärdienst. Als Durchdiener empfand er: «Die Landesverteidigung ist sehr wichtig. Trotzdem wird die Armee kaputtgespart. Ich will mich dafür einsetzen, dass das nicht passiert. Und da sich die SVP als Einzige für die Armee, aber auch für Handwerker einsetzt, war sie für mich die erste Wahl.»

Er kannte die Tochter des damaligen Niederwiler Vizeammanns, der ihn zur SVP-Generalversammlung einlud. Eins kam zum anderen, und schon bald war Nyffeler im Vorstand der SVP-Ortspartei.

Bügelfaltenhose, Schwingerhemd oder Lederjacke

Yanik Nyffeler ist breit interessiert und wandelbar. Ganz wichtig sind ihm die Schweizer Traditionen. Zum Beispiel die Jubla, die für ihn ein zweites Zuhause ist. «Ausserdem mag ich Schwingfeste, und auch Ländler höre ich sehr gern ab und zu. Auch wenn ich eher an Konzerte der Rolling Stones gehe.» Das passt wiederum zu seiner Liebe zum Motorradfahren.

Kleidung ist dem Damenschneider generell wichtig. «Ich trage meist mindestens Bügelfaltenhose und Hemd, darin fühle ich mich wohl. Zum Schwingfest gehe ich natürlich im Schwingerhemd, und ich finde es schade, dass man darin oft komisch angeschaut wird.» Mit einem breiten Grinsen fügt er an: «Aber ans Höllefäscht gehe ich schon in Jeans und Lederjacke.»

Auch der katholische Glaube ist ihm sehr wichtig. Genauso wie Gespräche mit seiner Grossmutter. «Obwohl wir manchmal genau gegenteilige Meinungen zu gewissen Dingen haben. Beispielsweise findet sie, man sollte sozialer sein. Das finde ich schon gut, nur kann ein soziales System sehr schnell ausgenützt werden.»

Eher ein stiller Schaffer als ein lauter Politiker

Seine Vorbilder sind Adolf Ogi und Christoph Blocher. «Dabei finde ich es überhaupt nicht richtig, wie in der Politik manchmal miteinander umgegangen wird. Da stehe ich eher auf der Seite von Ogi, der ein stiller Schaffer war, während Politiker wie Blocher und Glarner laut sind. Sie braucht es auch, aber ich gehöre eher zur leiseren Art.»

Für die Zukunft hat er im Moment nur einen Fixpunkt: Im Januar wird er vier Monate in Dublin Englisch lernen und in einem Modeatelier arbeiten. «Ich weiss noch nicht, wo ich danach wohnen möchte. Aber ich könnte mir gut vorstellen, mich irgendwann für den Gemeinderat aufstellen zu lassen. Wer weiss, wie weit meine politische Karriere dann noch führen wird.»

Dass er auf dem Listenplatz 10 der Jungen SVP wohl kaum Chancen auf einen Nationalratssitz hat, ist ihm klar. «Aber ich finde es spannend, den Wahlkampf mitzuerleben und mit so vielen Menschen ins Gespräch zu kommen.» Augenzwinkernd fügt er an: «Nach dem Wahlkampf habe ich aber wohl für eine Zeit lang genug Bratwürste gegessen.»