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Situation in Brienz GR spitzt sich zu: Felsabbruch in zwei bis sechs Wochen erwartet

Jetzt gehts schnell: Die Behörden rechnen damit, dass der Felssturz im bündnerischen Brienz in den nächsten zwei bis sechs Wochen passiert. Die Bewohner sollen nun ihre Vorbereitungen zur Evakuierung so schnell wie möglich abschliessen.

Im Bündner Bergdorf Brienz spitzt sich die Situation zu, der erwartete Felssturz rückt näher. Der Gemeindeführungsstab Albula/Alvra hat die Phase Gelb erklärt, wie die Gemeinde am Freitag auf Twitter mitteilte. In zwei bis sechs Wochen müsse ein Abbrechen des Bereichs «Insel» hoch über Brienz/Brinzauls erwartet werden.

Die Behörden rufen die Einwohnerinnen und Einwohner des Bergdorfs auf, die Vorbereitungen für ihre Evakuierung «so rasch wie möglich» abzuschliessen. Der Frühwarndienst, die Fachgruppe Geologie/Naturgefahren und externe Experten, hätten am Freitag den Gemeindeführungsstab Albula/Alvra informiert, dass sich die Gefährdungslage für das Dorf Brienz/Brinzauls weiter verschärft habe, schreibt die Gemeinde in einer Mitteilung.

Verschiedene Szenarien denkbar

Konkret hat sich der Teilbereich «Insel» mit einem geschätzten Volumen von rund 2 Millionen Kubikmetern weiter beschleunigt. «Die Rutschungsgeschwindigkeit ist bei allen Messpunkten auf der ‹Insel› jetzt so hoch, dass gemäss der Modellrechnung der Experten in zwei bis sechs Wochen mit einem Abbrechen der ‹Insel› gerechnet werden muss», heisst es in der Mitteilung.

Wie die «Insel» genau abbrechen wird, wissen die Experten nicht. Sie könne teilweise oder ganz abbrechen. «Am wahrscheinlichsten» seien zahlreiche Felsstürze – von einigen tausend bis mehreren hunderttausend Kubikmeter, wie es weiter heisst. Ein langsames, aber lange andauerndes Abrutschen als Schuttstrom ist laut den Experten hingegen nur halb so wahrscheinlich.

Allerdings rechnen sie damit, dass bereits vor dem grossen Ereignis laufend Felsstürze niedergehen werden. Diese stellen laut den Behörden keine Gefährdung für das Dorf dar.

Aufforderung zur Vorbereitung seit Sommer

Nach der nun ausgerufenen Phase Gelb folgt Orange. Tritt diese ein, wird die Evakuierung sofort eingeleitet. Für das Verlassen des Dorfes bleiben dann nur drei Tage Zeit, wie es weiter heisst. Die letzte Phase ist dann Rot. Dabei wird für das Dorf ein Betretungsverbot gelten und unter anderem die Albulalinie der Rhätischen Bahn gesperrt.

Brienz/Brinzauls steht seit Jahren unter Beobachtung, weil sich Gesteinsmassen über und unter dem Dorf bewegen. Erst Mitte April hatten die Behörden die Bevölkerung dazu aufgerufen, sich für eine Evakuation breit zu machen. Diese könne mit wenigen Wochen Vorlauf angekündigt werden, hiess es in der damaligen Phase Grün. (abi)