Sie sind hier: Home > Corona-Test > Dieser Corona-Test wäre die eierlegende Wollmilchsau

Dieser Corona-Test wäre die eierlegende Wollmilchsau

Das Paul-Scherrer-Institut PSI und die Uni Basel haben einen Corona-Test entwickelt, der gleichzeitig auch Grippeviren erkennt und sogar den Stand der Krankheit anzeigt.

Alle verfügbaren Corona-Schnelltests basieren heute auf der Methode der Schwangerschaftstests: Es gibt nur positive oder negative Resultate. «Bei Covid-19 will man doch auch wissen, wie krank jemand ist», sagt Yasin Ekinci, Leiter des Labors Röntgen-Nanowissenschaften und -Technologien am Paul-Scherrer-Institut in Villigen AG.

Eine solche komplett neue Test-Generation hat sein Doktorand Thomas Mortelmans nun entwickelt. Eigentlich war Mortelmans daran, einen Parkinson-Test herzustellen. Als die Pandemie ausbrach, hat er diese Aufgabe hinten angestellt.

Herausgekommen ist ein Test, auf dem man auch ablesen kann, wie viele Antikörper der Patient schon in sich trägt. Vor allem aber soll der Test zuverlässiger sein als die jetzigen Schnelltests, die selbst bei mittlerer Virenlast oft nur eine Zuverlässigkeit von 30 Prozent haben.

Die Viren bleiben an einer extrem dünnen Stelle hängen

Der Test besteht aus einer rechteckigen, zweilagigen Scheibe aus gewöhnlichem Plexiglas. Die untere Schicht prägten die Forschenden zuerst per Elektronenstrahl-Lithografie – einer extrem präzisen Fräsung – und dann mit der günstigeren und schnelleren Nanoimprint-Lithografie. So entstehen drei Kanäle in der Scheibe, welche sich an einer Stelle extrem verjüngen – die Stelle ist 100-mal dünner als ein menschliches Haar.

Die Test-Plättchen, mit deren Hilfe Antikörper gegen verschiedene Erreger im Blut erkannt werden.

Weil die Kanäle immer schmaler werden, bleiben Erreger im Blut an unterschiedlichen Stellen hängen. Ein Patient muss für diesen Coronatest also einen Piks in den Finger in Kauf nehmen. Die Blutstropfen werden mit einer speziellen Flüssigkeit gemischt. Darin schwimmen Nanopartikel, welche wie das Spike-Protein des Sars-CoV-2-Virus an die Antikörper im Blut andocken. Weil zusätzlich fluoreszierende Teilchen beigemischt werden, die sich an die Antikörper heften, kann man unter dem Mikroskop das Testergebnis ablesen: Es ist umso heller, je mehr Antikörper der Patient gebildet hat. Mortelmans erkärt:

«So kann man anhand der Signalstärke auch erkennen, ob das Immunsystem gut reagiert und ein milder Verlauf zu erwarten ist – oder ob es womöglich sogar überreagiert und Komplikationen drohen.»

Gleichzeitig kann das Blut im selben Kanal auch auf Influenza-Viren getestet werden mit Nanopartikeln, welche sich an diese Viren heften. Es wäre laut Mortelmans sogar möglich zehn verschiedene Krankheiten oder auch Corona-Varianten in einem zu testen. Für Spitäler wie auch Hausärzte könnte der Test besonders in der endemischen Phase von Covid-19 praktisch sein, wenn es darum geht, herauszufinden, ob ein Patient Corona oder etwas anderes hat.

Nachteil: Test reagiert erst bei Symptomen

Die sensiblen PCR-Tests ersetzt diese Erfindung aber nicht. Denn nur PCR-Tests reagieren auf die Virenfragmente gleich nach der Infektion. Dieser neue Test von Mortelmans reagiert wie die Antigentests erst, wenn auch im Körper eine Immunreaktion stattfindet, also nach ein paar Tagen. Dafür könnte der Verlauf bis mehrere Monate verfolgt werden, sagt Yasin Ekinci.

Der Test soll nicht mehr kosten als die bisherigen Antigen-Schnelltests und soll mit einem Adapter später sogar per Smartphone funktionieren. Das Testergebnis liegt aktuell innert zehn bis dreissig Minuten vor – das Ziel sind zwei Minuten. Doch wann er auf den Markt kommt, steht noch nicht fest.

Schreiben Sie einen Kommentar