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Bisher kamen nur 874 ukrainische Flüchtlinge – doch es stehen fast 35’000 private Betten zur Verfügung

Die Solidarität und Hilfe aus der Bevölkerung für ukrainische Flüchtlinge ist sehr gross. Und Bund und Kantone bereiten sich auf steigende Zahlen flüchtender Menschen aus der Ukraine vor.

874 ukrainische Staatsbürger haben sich bisher in den Bundesasylzentren gemeldet. Rund 90 kommen jeden Tag hinzu. Es sind weniger, als zehn Tage nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs zu erwarten waren.

Bald zwei Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer sind bisher aus ihrer Heimat geflohen. Viele wollen im Nachbarland Polen bleiben. Die Zahl der ukrainischen Flüchtlinge in Polen liegt bereits bei über einer Million.

In Polen arbeiten viele Ukrainer; manche Flüchtlinge kommen bei Verwandten und Bekannten unter. Und die Solidarität der Polen ist riesig: Die Behörden haben bekannt gegeben, dass die Kapazität für die Aufnahme von Flüchtlingen noch lange reiche.

Viele Ukrainer bleiben in Nachbarländern

Die Schweiz gehört bisher nicht zum bevorzugten Ziel ukrainischer Flüchtlinge. Anders als in Deutschland, Italien und Spanien gibt es hierzulande keine grosse ukrainische Diaspora. Zudem ist die Schweiz kein Nachbarland der Ukraine. Nach Rumänien sind schon 400’000 Ukrainer eingereist – die Aufnahme läuft ohne grössere Probleme.

Trotzdem bereiten sich die Behörden auch in der Schweiz vor. Was geschieht mit einem ukrainischen Flüchtling, der in der Schweiz ankommt? Er wird in einem Bundesasylzentrum registriert. Ein Asylverfahren wird nicht durchgeführt – die ukrainischen Flüchtlinge erhalten einen vorübergehenden Schutzstatus und können für die Dauer von mindestens einem Jahr im Land bleiben. Nach der Registrierung im Zentrum werden die Vertriebenen den Kantonen zugeteilt.

Diese entscheiden dann, wo die Flüchtlinge unterkommen. Christine Schraner Burgener, Staatssekretärin für Migration, erklärt, dass es drei Gruppen von Vertriebenen gebe: Ukrainer, die von Verwandten oder Freunden aufgenommen werden. Zweitens ukrainische Flüchtlinge, die Verwandte in der Schweiz haben, aber nicht bei ihnen wohnen können. Für sie versucht man, möglichst in der Nähe einen Platz zu finden. Die dritte Gruppe sind jene Flüchtlinge, die niemanden in der Schweiz kennen.

Mindestens 11’000 private Plätze für Flüchtlinge

Schraner Burgener betont: «Viele Schweizerinnen und Schweizer sind bereit, ukrainische Flüchtlinge bei sich aufzunehmen.» Es ist nicht klar, wie viele Menschen bereits einen Platz angeboten haben – die Zahlen reichen von 11’000 bis 35’000.

Die Unterstützung für das schwer geprüfte ukrainische Volk ist jedenfalls gross. In den Sammelstellen vieler Gemeinden stapeln sich Hilfsgüter, die entweder für die Ukraine bestimmt sind oder an Flüchtlinge verteilt werden, die hier ankommen.

Was ist, wenn die Russen nicht ablassen von ihrer Barbarei und der Krieg noch einige Zeit andauert? Schraner Burgener hält fest, dass die Schweiz viele Ukrainerinnen und Ukrainer aufnehmen könne. In den Kantonen gebe es Kapazitäten für die Aufnahme vieler Menschen. Und sollten diese nicht mehr ausreichen, könne man das VBS, das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport einschalten. Dieses habe verschiedene Optionen für die Unterbringung vieler Menschen.

Anlaufstellen, wo Plätze für Ukrainer gemeldet werden

Die Kantone nehmen nun Anlaufstellen in Betrieb; bei ihnen können sich Private melden, die einen Platz anbieten wollen. Im Kanton Zürich hat das Sozialamt eine Ukraine-Anlaufstelle eingerichtet.

Die Luzerner Dienststelle für Asyl- und Flüchtlingswesen nimmt Mitte März eine Unterkunft mit Platz für 80 Personen in Betrieb, der Kanton Neuenburg plant das Gleiche für 135 Personen.

Sobald der Schutzstatus für die ukrainischen Flüchtlinge ab Samstag in Kraft tritt, erhalten die Kantone für jede geflüchtete Person eine Globalpauschale vom Bund. Es ist der gleiche Betrag wie für Asylsuchende und vorläufig Aufgenommene: rund 1500 Franken pro Monat.

Wenn Vertriebene privat untergebracht werden, geht ein Teil der Pauschale für Unterkunft und Logis an die Gastfamilie. Dies wird in den Verträgen zwischen den Gastfamilien und den Betroffenen geregelt. Denn es gibt viele verschiedene private Initiativen, die Unterkünfte vermitteln, zum Beispiel die Organisation Campax.

Ab Dienstag ist zudem die Schweizerische Flüchtlingshilfe in den Bundesasylzentren anwesend. Die Flüchtlingshilfe ist zuständig für die landesweite Koordination zwischen den Behörden, Campax und den Privatpersonen.