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Sehnsuchtsort Wolfwil

Letzte Woche schrieb mein lieber Kollege Marco an dieser Stelle darüber, wie er mit seinen Wolfwiler Kollegen einen Fasnachts-Wagen gebaut hat. Ich muss gestehen: Ich bin schon seit Jahren etwas neidisch auf meinen 25 Jahre jüngeren Arbeitskollegen. Nicht auf die Wolfwiler Fasnacht, die brauche ich nicht unbedingt. Wobei: Die selbstgebaute Konfetti-Kanone der «Chien Rouge»-Zunft, die ist schon ziemlich cool. Getestet wurde sie auf freiem Feld mit  Halbliter-Bierdosen (Videobeweis liegt vor). Ich kann Ihnen versichern, die Dosen flogen mindestens 50 Meter weit! Die Wolfwiler scheinen mir generell praktisch veranlagte und handwerklich geschickte Menschen zu sein. Man kennt einander und weiss einander und auch sich selber zu helfen.

Die Coronazeit überstanden Marco und seine Wolfwiler jedenfalls entspannter als andere. Ich will jetzt nicht ins Detail gehen, aber die Eckpfeiler der Geschichte wären: 1. Stall (privat), 2. Gastrokühlschrank (riesig), 3. Feldschlösschen-Hülsen (viele) und 4. Öffnungszeiten (à discrétion). Wolfwil zählt zwar keine zweieinhalbtausend Einwohner, dennoch gibt es noch vier Beizen im Ort. Das sagt doch alles, oder? In Wolfwil hat man gute Laune und gesunden Durst, aber man bewegt sich halt auch: Gut ein Fünftel der Bevölkerung ist Mitglied im Turnverein! Viel Bewegung macht natürlich auch extra hungrig, deshalb hat man in Wolfwil etwas grössere, leistungsstärkere Grills als anderswo. Ein spezielles Dorf braucht einen speziellen Chef, und auch den hat Wolfwil: Gemeindepräsident Lindemann heisst nicht nur wie der Rammstein-Sänger, er ist auch eine ähnliche Rampensau, wenn er mit seinen «Gäuländer Wolfsbuam» das Dorf aufmischt. Obligatorische Zugabe beim Auftritt nach dem traditionellen Dorfturnier, vom rammelvollen Festzelt lautstark mitgesungen: «Feliz Navidad». (Nebenbei: Das Turnier findet im August statt!) Kurz gesagt: In Wolfwil scheint mir die Welt noch ziemlich in Ordnung zu sein. Sogar das Gemeindewappen (roter Wolf auf Doppel-W) hat Kult-Potential. Das einzige, allerdings nicht unlösbare Problem: Ich war noch gar nie da.

Bsetzistei ist die wöchentlich erscheinende Kolumne aus der Feder der Redaktorinnen und Redaktoren des Zofinger Tagblatts.

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