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Strom in Rothrist rund 60 Prozent teurer: So begründet EW-Chef Ralph Ehrismann den Preisanstieg

Auch in Rothrist, Vordemwald und Aarburg steigen die Strompreise im nächsten Jahr massiv an, wie aus Medienmitteilungen der EW Rothrist AG und der TBA Energie AG hervorgeht. «Die Beschaffung der letzten Positionen zu einem extrem hohen Preis führt im Mix zu einem markant höheren Energiepreis für unsere Kunden», sagt Ralph Ehrismann, der VR-Präsident des EW Rothrist, im Interview mit dem ZT. 

«Der Hauptgrund für die Preiserhöhungen sind die massiv teurer gewordenen Strompreise an der Strombörse EEX, auf welche die EW Rothrist AG als Stromversorger ohne eigene Gross-Kraftwerke vollumfänglich angewiesen ist», schreibt der Rothrister Stromversorger, der auch die Gemeinde Vordemwald mit elektrischer Energie versorgt. «Dank der langfristigen strukturierten Beschaffungsstrategie konnte die Kostenexplosion zwar etwas abgedämpft werden, eine markante Erhöhung lässt sich trotzdem nicht vermeiden.» Auch die Netztarife müssten auf nächstes Jahr leicht angehoben werden. «Der Treiber dafür sind die leicht höheren Preise für die Nutzung des Schweizer Übertragungsnetzes von Swissgrid und des Vorlieferanten AEW.»

Laut dem EW-Verwaltungsratspräsidenten war es die letzte Tranche, die den Preis nach oben trieb. Hätte man nicht diese nicht früher einkaufen können? «Im Nachhinein ist man immer schlauer», sagt Ehrismann (siehe unten).

Konkret heisst das: In der Grundversorgung steigt der Strompreis (Energie und Netz) nächstes Jahr um rund 60 Prozent. Je nach Kundengruppe und Verbrauchscharakteristik fällt der Anstieg jedoch unterschiedlich aus: Der Preisanstieg bedeutet für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden (5-Zimmer-Wohnung) Mehrkosten von rund 50 Franken im Monat oder 600 Franken im Jahr. «Kundinnen und Kunden, die selber Solarstrom produzieren, erhalten künftig deutlich mehr für ihre Energie vergütet», schreibt das Rothrister Elektrizitätswerk weiter.

 In Aarburg fällt der Anstieg nicht ganz so hoch aus

 Etwas weniger heftig fällt der Anstieg in Aarburg aus. «Seit Ende des letzten Jahres sind die Grosshandelspreise für Energie geradezu explodiert», heisst es in der Medienmitteilung der TBA Energie AG. Diese «extreme und noch nie dage­wesene Preisentwicklung» habe unterschiedliche Ursachen. «Seit Dezember 2021 stehen wegen technischer Probleme ein Grossteil der französischen Kernkraftwerke still. Diese Energie fehlt in Europa und in der Schweiz, insbesondere in den kalten Wintermonaten.» Zudem seien wegen der politischen Spannungen in Osteuropa seit Jahresanfang die Preise für Öl, Kohle und Gas extrem stark angestiegen. Die unsicheren russischen Gaslieferungen für den kommen­den Winter nach Europa treiben die Preise für Elektrizität weiter extrem nach oben.

Die TBA Energie AG verteile ihre Energiebeschaffung jeweils über drei Jahre, um Beschaffungspreisspitzen zu brechen. «Dies kann aber nicht verhindern, dass die Energiepreise im kommenden Jahr massiv ansteigen.» Für Privatkunden resultiert unter dem Strich eine Preiserhöhung von 364 Franken pro Jahr, umgerechnet ein Anstieg von 39 Prozent. Auch diese Angabe bezieht sich auf einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4500kWh. Auch in Aarburg gilt: Die Preisanpassungen fallen je nach Tarifgruppe und Verbraucherprofil unterschiedlich aus.

Am teuersten wird es in Murgenthal

Auch in anderen Gemeinden der Region Zofingen steigen die Strompreise nächstes Jahr stark. Ein typischer Oftringer Haushaltskunde mit einem Stromverbrauch von 4500 kWh bezahlt 2023 rund 29 Prozent oder zirka 278 Franken mehr pro Jahr als 2022. 

Im Versorgungsgebiet der StWZ Energie AG bezahlt der Durchschnittshaushalt 42 Prozent oder 403 Franken mehr. Exorbitant ist der Preisanstieg in Murgenthal. Ein Haushalt, der 4500 kWh Strom verbraucht, zahlt nächstes Jahr 2365 Franken. Bisher waren es 969 Franken. Die Rechnung fällt damit um das 2,5-Fache höher aus. 

«Wir haben an unserer bewährten Strategie festgehalten»

Ralph Ehrismann ist Verwaltungsratspräsident der EW Rothrist AG und Gemeindeammann von Rothrist.
Bild: pp

Herr Ehrismann, im Versorgungsgebiet der EW Rothrist AG kostet der Strom 2023 für einen Vier-Personen-Haushalt rund 60 Prozent mehr. Haben Sie rechtzeitig auf Entwicklung reagiert?

Ralph Ehrismann: Wir verfolgen seit langem eine Einkaufsstrategie, die auf mehrere Jahre hinaus angelegt ist. Damit sind wir in der Vergangenheit gut gefahren, wir hatten gute Strompreise in Rothrist. Davon wollten wir nicht einfach abrücken. Die Beschaffung der letzten Positionen zu einem extrem hohen Preis führt im Mix zu einem markant höheren Energiepreis für unsere Kunden.     

 Hätte man nicht früher einkaufen können?

Im Nachhinein ist man immer schlauer, wir kaufen wie andere EWs den Strom an der Börse ein. Wir haben, wie gesagt, an unserer bewährten Strategie festgehalten. Dieser Plan ist in der momentanen Situation nicht ganz aufgegangen.

Wenn die letzte Tranche so teuer war: Geht das mit dem Preisanstieg nächstes Jahr vermutlich so weiter?

Das ist Spekulation. Was man wohl sagen kann: Strom wird nie mehr so günstig wie letztes Jahr. Dass aber die Preise weiter so markant steigen, davon gehe ich persönlich nicht aus.

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