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Vorsicht, wenn Frau Schmid anruft: Neun Fragen und Antworten zur Betrugsmasche mit falschen Polizisten

Was ist die Masche mit dem «falschen Polizisten»?

Der Polizei kann man vertrauen – genau darauf setzen auch Betrügerinnen und Betrüger beim Telefonbetrug. «Guten Tag, ich bin von der Polizei. Bei Ihnen im Quartier wurde ein Einbrecher verhaftet.» So oder ähnlich rufen Betrüger bei den möglichen Opfern an und bitten, Wertsachen und Geld bereit zu legen. Ein Polizist in Zivil würde dies abholen und im Polizeiposten sicher aufbewahren. Während die Täterschaft früher häufig Hochdeutsch sprach, kommen heute auch viele betrügerische Telefonanrufe in Mundart vor.

Was haben sich die Betrüger sonst noch für Geschichten ausgedacht?

Unter anderem wurde potenziellen Opfern erzählt, ein Verwandter sei in einen Unfall verwickelt und die Polizei hole Geld ab, um die Rettungs- oder Spitalkosten zu begleichen.

Oder: Die Polizei ermittle in einem Betrugsfall. Dabei habe man persönliche Daten über die angerufene Person gefunden. Man gehe nun davon aus, dass deren Bankkonto gehackt werden soll. Die falschen Polizistinnen und Polizisten bitten ihr Opfer, als Lockvogel für die Verbrecherjagd zu dienen und fordern Zugriff auf das Bankkonto.

Weiter ist es auch möglich, dass Betrüger sich als Bankangestellte oder Sicherheitsbeauftragte einer Bank ausgeben. Hierbei handelt es sich um dasselbe Phänomen, einfach nicht unter Vorspiegelung des Anrufs durch die Polizei.

Was hat es mit «Frau Schmid» auf sich?

In letzter Zeit hat sich in den betrügerischen Anrufen öfters eine hochdeutsch sprechende Frau als Frau Schmid von der Kantonspolizei Aargau ausgegeben. So auch in zwei Fällen aus dieser Woche, bei der sich die Anruferinnen als Vanessa Schmid und Anna Schwarz ausgaben.

Wie oft wird diese Masche versucht?

Die Kantonspolizei Aargau meldete an der jährlichen Pressekonferenz, die Fälle hätten im Jahr 2021 um über 100 Prozent zugenommen. Es gab rund 1200 Meldungen, der Deliktsbetrag beläuft sich auf rund 1,2 Mio. Franken. Und auch im laufenden Jahr gibt es schon die ersten Fälle, wie die Polizei mitteilt. Allein in den letzten zwei Tagen fielen drei Seniorinnen der fiesen Masche zum Opfer und verloren grosse Geldbeträge. In beiden Fällen meldeten sich die hochdeutsch sprechenden Anruferinnen als angebliche Kantonspolizistinnen Vanessa Schmid und Anna Schwarz. Am Dienstag nahm die Kantonspolizei zwei mutmassliche Kuriere auf frischer Tat fest.

Kann man den «falschen Polizisten» nicht an der Telefonnummer erkennen?

Nicht unbedingt. Damit die Geschichte glaubhafter wirkt, rufen die Betrüger oft unter falscher Nummer an, teilweise erscheint gar die 117 auf dem Display. Dies sei mittels technischer Manipulation problemlos möglich, heisst es seitens der Kantonspolizei. Dieses Vorgehen nennt sich Spoofing.

Wie schützt man sich vor Telefonbetrug?

Um sich und andere vor Telefonbetrüger zu schützen, rät die Polizei folgendes:

seien Sie misstrauisch, stellen Sie Kontrollfragen

wenn Sie jemand am Telefon unter Druck setzt, legen Sie den Hörer auf

gehen Sie am Telefon nie auf eine Geldforderung ein, die Polizei verlangt von Ihnen niemals Geld, Schmuck oder andere Wertgegenstände zur Aufbewahrung

geben Sie keine persönlichen Daten heraus

halten Sie Rücksprache mit Personen aus Ihrem persönlichen Umfeld

übergeben Sie niemals Bargeld oder Wertsachen an eine Ihnen unbekannte Person

nehmen Sie Warnungen von Bankangestellten ernst, wenn diese Sie beim Bezug von Bargeld am Schalter in einer Bankfiliale auf dieses Phänomen ansprechen

Fragen Sie über die Notrufnummer 117 nach, ob es diesen Polizisten tatsächlich gibt. Vergewissern Sie sich, dass Sie vorher aufgelegt haben (Summton) oder rufen Sie von einem anderen Gerät aus die 117 an, damit sichergestellt ist, dass die Kontaktaufnahme mit der echten Polizei erfolgt.

Einige der Betrüger konnten gefasst werden, indem sich die Opfer ahnungslos gaben, eine Übergabe arrangierten, und die Polizei informierten. Ist ein solches Vorgehen sinnvoll, wenn mich ein falscher Polizist anruft?

Grundsätzlich empfehlt die Kantonspolizei, die Kontaktaufnahme der Betrüger sofort zu beenden. In jedem Fall sollte sofort eine Meldung mittels Notruf 117 erfolgen. Nach einer Lagebeurteilung wird dann die Kantonspolizei im Einzelfall das weitere Vorgehen besprechen und festlegen.

Wer ist besonders von dieser Betrugsmasche betroffen?

Oft versuchen es die Betrüger bei älteren Personen. Die Polizei ruft die jüngere Generation dazu auf, alle Seniorinnen und Senioren im persönlichen Umfeld über diese Betrugsmasche zu informieren. Erklären Sie ihren älteren Mitmenschen, dass sie solche Anrufe sofort beenden und die Polizei informieren sollen.

Was gibt es sonst noch für «Maschen» im Telefonbetrug?

Berühmt-berüchtigt ist der Enkeltrick, bei dem sich Kriminelle als Verwandte ausgeben und um Geld bitten. Ein weiterer Trick sind die PC-Support-Anrufe. Hier gibt sich jemand als Mitarbeiter einer Softwarefirma aus, zum Beispiel Microsoft. Er behauptet, der PC des Opfers sei mit einem Virus befallen, oder er müsse ein Anti-Viren-Programm installieren. So versuchen die Betrüger, Zugriff auf den privaten Rechner und auf das E-Banking zu erhalten.

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