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«Die grösste Liebe habe ich verloren, den Sohn habe ich verloren»: Interview gibt Einblick in die Gefühle von Freddy Nock

Der vergangene Woche gestorbene Hochseilartist war in den letzten Monaten seines Lebens traurig und verzweifelt. Freddy Nock sah keine Chance, das Sorgerecht für seinen Sohn zurückzubekommen, und fühlte sich trotz Freispruch vorverurteilt. Auch finanziell ging es ihm schlecht: Nock bezog Sozialhilfe, allerdings nur widerstrebend.

«Sein gebrochenes Herz hat es in dieser Welt leider nicht mehr ausgehalten.» Das schrieben die Kinder des verstorbenen Freddy Nock in einem Beitrag auf Instagram. Der gefeierte Hochseilartist, der zahlreiche Weltrekorde aufstellte, war am Mittwoch tot in seiner Wohnung in Uerkheim aufgefunden worden. Gemäss dem «Landanzeiger» starb er eines nicht natürlichen Todes, sein ehemaliger Manager Ferris Bühler sagte bei Tele M1, er habe sofort an einen Suizid gedacht.

Ein langes Interview, das im November und Dezember 2023 geführt und nun im «Sonntagsblick» veröffentlicht wurde, gibt Einblick in die Gefühle und Gedanken von Freddy Nock. Belastet haben ihn primär zwei Punkte: Die Vorwürfe, er habe versucht, seine Frau umzubringen, und der Entzug des Sorgerechts für seinen Sohn. Nock wurde im Dezember 2019 vom Bezirksgericht Zofingen wegen versuchter vorsätzlicher Tötung verurteilt. Elf Monate später wurde er vom Obergericht freigesprochen – nach dem Grundsatz in dubio pro reo, im Zweifel für den Angeklagten.

Entzug des Sorgerechts für Sohn schmerzt sehr

Nock sagte im Gespräch mit dem «Sonntagsblick»-Journalisten, ihm gehe es nicht besonders gut. «Die grösste Liebe habe ich verloren. Den Sohn habe ich verloren. Auch wenn ich freigesprochen wurde, bleibt die mediale Berichterstattung sozusagen an mir kleben. Es ist keine schöne Sache, so etwas zu erleben.» Auf die Frage, ob er wirklich das unschuldige Opfer sei, sagte Nock: «Ganz sicher. Ich erhielt nie eine echte Chance, mich zu rechtfertigen. Ich wurde vorverurteilt, quasi schubladisiert.»

Und was ihn besonders schmerze: «Mein Sohn wurde mir entzogen.» Seine Ex-Frau habe ein fieses Spiel getrieben, sagte Nock und erklärte: «Im Kampf um das Sorgerecht für unseren Sohn passte sie ihre Aussagen immer der Situation an. Ich sah mich immer wieder mit neuen Vorwürfen konfrontiert.» Das Gericht habe ihm im November 2022 seinen Sohn weggenommen: «Ausgerechnet in einem Moment, als es so schön war» und sich der Junge als Hochseilartist hervorragend entwickelt habe.

Nock über seinen Sohn: «Dabei wollte er immer zum Papi»

2018 stellte Freddy Nock in Zofingen einen neuen Rekord auf dem Todesrad auf, sein Sohn war dabei. «Er machte alles – fuhr Motorrad, lief übers Seil. Er ist hochtalentiert», sagte Nock gegenüber dem «Sonntagsblick». Aber jetzt stehe er extrem unter Druck, sei aus seinem Umfeld gerissen worden und lebe jetzt bei seiner Ex-Frau. Freddy Nock ist aber überzeugt: «Dabei wollte er immer zum Papi».

Als die Behörden ihm seinen Sohn weggenommen hätten, habe er die Lage völlig falsch eingeschätzt. «Ich ging immer davon aus, dass sich alles klären wird. Ich dachte immer, dass es nur ein Spiel sei – und dass es gut komme.» Mit seiner Ex-Frau habe er eine schöne Beziehung gehabt, «aber irgendwann muss in ihr eine Angst entstanden sein – eine Angst, ich könnte ihr unseren Sohn wegnehmen».

Nock bezog Sozialhilfe – aber nur widerstrebend

Auf die Frage, ob er eine realistische Chance sehe, seinen Sohn zurückzugewinnen, sagte Nock im «Sonntagsblick»-Interview: «Alle, die ich frage, antworten gleich: Ich habe keine Chance mehr.» Sein Sohn sei nun vier Jahre von ihm getrennt: «Bevor ich am 11. Dezember 2019 verurteilt wurde, nahm mir die Kesb das Kind weg», erinnerte sich Nock. Er wünsche sich nur etwas: «Dass ich wieder mit meinem Sohn zusammenleben kann – und dass Ruhe in mein Leben kommt.»

Zu seinen finanziellen Verhältnissen sagte Freddy Nock im Interview: «Ich bin nicht reich. Ich besitze nur eine Firma, aber mit Reichtum hat das nichts zu tun.» Gemäss Informationen der AZ war der Artist zuletzt sogar auf Sozialhilfe-Beiträge der Gemeinde angewiesen. Er habe das Geld aber nur widerstrebend angenommen, zwischenzeitlich wieder Beiträge zurückbezahlt und immer versucht, selber über die Runden zu kommen.

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