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Lage an der Front: Die Ukraine tut sich schwer mit ihrer Offensive

Seit gut einem Monat befinden sich die ukrainischen Streitkräfte nicht mehr in der Verteidigung, sondern in der Offensive. «Frühjahrsoffensive», «Grossoffensive», «Gegenangriff» oder wie auch immer man die Aktion nennen will – besonders erfolgreich ist sie nicht.

Trotz massiver Waffenlieferungen aus dem Westen scheint der ukrainische Vorstoss nicht so weit gekommen zu sein, wie er wohl sollte. Ein Überblick über die verschiedenen Fronten.

Bachmut

Mehrere Monate lang war Bachmut der Brennpunkt im Krieg. Wagner-Truppen bissen sich die Zähne an der ukrainischen Verteidigung aus und triumphierten schlussendlich mit der Einnahme der Stadt. Nun hat sich die Lage um 180 Grad gedreht – russische Truppen halten die Stellung, die Ukraine kommt nur schleppend voran.


Bild: watson / Quelle: ISW

Das «Institute for the Study of War» (ISW) berichtete am Sonntag, dass ukrainische Kräfte weiterhin kontinuierlich Siedlungen nördlich und südlich der Stadt angriffen.

Der ukrainische Milblog-Kanal «Bachmutskij Demon» meldete am Sonntagabend, dass die Russen ihre Stellung bei Klischtschijiwka (südlich von Bachmut) trotz hoher Verluste weiter halten würden. Dies deckt sich mit einer Meldung des russischen Verteidigungsministeriums.

Laut der Agentur sda unter Berufung auf Berichte des ukrainischen Militärs soll die Ukraine bereits rund 35 Quadratkilometer um Bachmut zurückerobert haben. Diese Angaben liessen sich jedoch nicht unabhängig prüfen.

Saporischschja

Auch an der Saporischschja-Front scheint der ukrainische Vorstoss nur langsam voranzugehen. Meldungen des ISW besagen, dass ukrainische Truppen weiterhin auf das Dorf Robotyne, rund 30 Kilometer südöstlich des teilweise ausgetrockneten Kachowka-Staudamms, vorrücken.


Bild: watson / Quelle: ISW

Tatsächlich dauern die Kämpfe um das Dorf jedoch bereits länger an – schon vor einem Monat berichtete watson von Zusammenstössen. Russische Quellen geben derweil an, dass in den Nächten von Samstag und Sonntag mehrere ukrainische Angriffe auf Robotyne zurückgeschlagen wurden.

Auch weiter westlich geht es für die Ukraine nur langsam vorwärts: Laut dem ISW sind ukrainische Truppen von Norden her ins Dorf Staromajorske eingebrochen, der Umfang ihres Erfolgs ist jedoch nicht klar. Geolocation sowie ein russischer Milblogger bestätigen dies, ein anderer berichtet, dass russische Truppen weitere ukrainische Vorstösse bei Staromajorske zurückschlagen konnten.

Swatowe

Im Norden der Front, westlich der Stadt Swatowe, haben die ukrainischen Streitkräfte in den letzten Tagen Rückschläge erlitten. Russland habe scheinbar entlang der Swatowe-Kremmina-Linie «signifikante Fortschritte» erzielt, so das ISW. Die Informationen hierfür stammen jedoch mehrheitlich aus russischen Milblog-Quellen und konnten vom ISW nicht unabhängig geprüft werden.


Bild: watson / Quelle: ISW

So hätten russische Truppen den Fluss Sherebets auf Höhe Karmasyniwka überschritten und weiteres Gelände am westlichen Flussufer eingenommen, berichtet ein Milblogger. Ein anderer meldet, dass die ukrainischen Verteidigungen an dieser Stelle bis zu vier Kilometer tief durchbrochen wurden.

Gebiet um Cherson

Am linken Ufer des Dniper ist es erneut zu Auseinandersetzungen zwischen ukrainischen Spezialkräften und russischen Truppen gekommen. Konkret sondieren kleine ukrainische Einheiten russische Verteidigungsstellungen bei Hola Prystan und Krynyk, so das ISW.


Bild: watson / Quelle: ISW

Die Ukraine hält weiterhin kleine Gebiete auf der russisch kontrollierten Seite des Flusses. Natalija Humenjuk, Sprecherin des südlichen Verteidigungskommandos, meldete, dass Russland Fallschirmtruppen entlang des Dnipers abgesetzt habe, um ukrainische Vorstösse zu sabotieren.

Laut Humenjuk soll die russische Armeeführung diverse ausgelaugte Einheiten in die Oblast Cherson verlegt haben, damit diese sich dort ausruhen können.(cpf, watson.ch)