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«Ein Teil der Wählerinnen und Wähler glaubt, Trump sei der Auserwählte»: US-Expertin über die Vorwahl in New Hampshire

Es gilt für Nikki Haley ernst: Die Wahl in New Hampshire am Dienstag könnte ihrer Kampagne mächtig Auftrieb verleihen - oder sie ganz beenden. USA-Kennerin Claudia Brühwiler beantwortet die vier drängendsten Fragen.

Könnte Nikki Haley in New Hampshire wirklich gewinnen?

Claudia Brühwiler: «Ausgeschlossen ist es nicht. Anders als in Iowa, wo Haley deutlich hinter Trump lag, können in New Hampshire neben Republikanern auch unabhängige Wählerinnen und Wähler abstimmen. Ihre Message, sie sei eine moderate und vernunftgeleitete Alternative zu Donald Trump, soll also auch Unabhängige animieren, ohne sie direkt anzusprechen.

USA-Expertin Claudia Franziska Brühwiler von der Uni St. Gallen (HSG) über die Chancen von Nikki Haley.
Bild: Ralph Ribi

Es ist eine schwierige Linie, die Haley fahren muss. Einerseits will sie Trump-Wähler für sich gewinnen, andererseits muss sie auch Distanz zum Ex-Präsidenten markieren. Dies tut sie vor allem durch einen anderen, respektvolleren Stil. Sie will sich als vernunftgeleitete Alternative zu Trump verkaufen. Bei der traditionell republikanischen Wählerschaft ist dies gern gesehen.

Bei vielen Themen, wie bei der Abtreibungsfrage, sind sich die republikanischen Kandidaten einig. Lediglich in Hinsicht auf den Krieg in der Ukraine hat sich nur Nikki Haley klar für die Unterstützung der Ukraine ausgesprochen.

Mal angenommen, sie würde die Sensation schaffen und Donald Trump in den Vorwahlen schlagen, wäre ihre Linie aber auch gegen Joe Biden schwierig. Sie müsste wieder sagen, dass sie anders als Trump ist, gleichzeitig hat sie in seiner Regierung gedient. Egal, wie es kommt, es bleibt ein Hochseilakt.

Man sollte in Bezug auf Nikki Haley aber auch nicht in ein Wunschdenken verfallen. Trotz viel Aufmerksamkeit liegt sie in allen Umfragen hinter Donald Trump. Ihn in den Schatten zu stellen, ist eine Herkulesaufgabe.»

Was macht Trump so stark?

«Trump hat eine sehr starke Basis. Laut einer Umfrage der <New York Times> würden 37 Prozent der republikanischen Wählerinnen und Wähler für ihn stimmen, selbst wenn er nicht als Republikaner antreten würde, sondern sich zum Beispiel für eine unabhängige Kandidatur entschliessen würde.

Innerhalb der Evangelikalen gibt es ausserdem eine Teilgruppe, die glaubt, dass Trump auserwählt sei als ihr Präsident. Ihre Unterstützung geht über einen Personenkult hinaus, sie ist glaubensgestützt.»

Nikki Haley war unter Donald Trump die US-Botschafterin bei der UN.
Bild: Seth Wenig/AP

Wie geht es nach New Hampshire weiter?

«Nach New Hampshire wird es wohl am 5. März spannend. Dann ist <Super Tuesday>. In 16 der 50 Bundesstaaten finden dann Vorwahlen statt. Trump könnte im März also schon einen Grossteil der Delegierten auf seiner Seite haben. Wenn nicht, könnte das Rennen noch spannend werden.»

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