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Wie eine missglückte Bewerbung: Ein harmloser FC Aarau verliert das Spitzenspiel gegen Winterthur 0:3

Ohne Stolz, ohne Leidenschaft, ohne Feuer – Aarau ist gegen Winterthur ohne seinen gesperrten Trainer Stephan Keller in jeder Beziehung unterlegen. Es ist die vierte Niederlage in den letzten fünf Spielen.

Die Bilder nach dem Schlusspfiff sind ein Stich ins Herz aller Aarauer Anhänger. Während die FCA-Spieler mit hängenden Köpfen vom Feld trotten, feiern die Gäste den 3:0-Sieg ausgiebig. Der Traum vom Aufstieg, er ist nach diesem garstigen Abend nur in Winterthur präsent.

Beim FCA dagegen muss nach der vierten Niederlage in den letzten fünf Spielen dringend eine Reaktion her. Ansonsten wird es auch im nächsten Sommer nichts mit der Super League.

Weil Trainer Stephan Keller gesperrt fehlte, analysiert sein Assistent Norbert Fischer die Niederlage. Auf die Bemerkung, dass dieses 0:3 nicht gerade eine tolle Bewerbung für die Super League gewesen sei, sagt er: «Dieses einzelne Spiel war nicht gut. Aber normalerweise gehört zu einer Bewerbung ein ganzes Dossier.» Einverstanden. Aber allzu viele Fehltritte sind gleichwohl nicht mehr erlaubt.

Der gesperrte Keller musste die miserable Leistung seiner Mannschaft von der Tribüne aus verfolgen. «Ich bin gespannt auf die gemeinsame Manöverkritik – er wird, wie wir alle auch, ziemlich enttäuscht sein», sagt Fischer. Abschlussfrage an den Ein-Tages-Chef: Woraus schöpft er die Zuversicht, dass der FC Aarau am Ostermontag in Thun die Trendwende einleiten kann? «Wir haben eine Mentalität entwickelt, dass wir mit Rückschlägen umgehen können. Und nun sind wir wieder die Jäger, nicht mehr die Gejagten.» Vielleicht ist das tatsächlich die einzige Hoffnung, an die sich der FCA im Moment klammern kann.

Logisch, dass die Stimmung auf der Gäste-Seite ganz anders ist nach diesem Abend. Auch Winterthur musste auf seinen Chef verzichten. Alex Frei leidet an Corona, verfolgte das Spiel zu Hause. Seine Assistenten Dario Zuffi und Davide Calla vertraten ihn gemeinsam. Einmal während des Spiels hatten die beiden kurz mit Frei Kontakt, als es darum ging, einen Notfallplan zu entwickeln, falls Spielmacher Alves verletzt ausgewechselt werden müsste. Alvas konnte weitermachen. Und Zuffi resümieren: «Ich glaube, Alex konnte mit jeder Minute ruhiger werden, als er merkte, dass wir das Spiel im Griff haben.»

Und Callà, einer der Aarauer Aufstiegshelden von 2013, fügte an: «Das war eine Prüfung, die wir bravourös bestanden haben. Das stimmt zuversichtlich, denn in den letzten Runden geht es ja vor allem darum, die Nerven im Griff zu haben – und nicht ausschliesslich um die fussballerische Qualität.»

Balajs fataler Fehlpass und die fehlende Reaktion

Knapp ein Monat ist vergangen, seit Aarau in Winterthur dieses hochemotionale Spiel 2:4 verlor. Der Becherwurf von damals erzürnte die Gemüter heftig. Gestern nun war die Partie derart einseitig, dass gar nie Emotionen aufkommen konnten. Es schien jedenfalls nicht, als hätten sich  die Spieler die Aufforderung der Fans via Choreografie zu Beginn («Brönned für de Traum») zu Herzen genommen.

Balaj leitete den Aarauer Untergang mit seinem fatalen Fehlpass nach 26 Minuten ein. Und als Tushi in der 39. Minute nach einer wunderbaren Kombination auf 2:0 stellte, war das Spiel entschieden.

Direkt nach der Pause gab es zwar einige Momente der Hoffnung. Doch eine echte Chance erspielten sich die Aarauer nie. Winterthur verfolgte seinen Plan souverän und kam nie in Bedrängnis. Und mit jeder Minute wurde, offensichtlicher, dass der FCA diese Lektion einfach über sich ergehen lässt.  Es fehlt das Feuer, der Stolz, die Leidenschaft. Einfach alles, was einen Super-League-Anwärter auszeichnen würde.

Anstatt einer Aarauer Reaktion folgte das dritte Tor der Gäste, Buess erzielte es nach 78 Minuten. Es war die definitive Entscheidung. Zwei Punkte liegen nun zwischen den beiden Kontrahenten. Der Blick auf die Tabelle ist das einzig erfreuliche aus Aarauer Sicht. Denn das bedeutet: Rang 1 bleibt in Sichtweite.

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