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Er ruft in den Saal: «Ich werde nicht zurücktreten» – Spanien-Boss will im Amt bleiben

Es kommt anders als erwartet: Trotz des unangemessenen Kusses an der WM-Feier will sich der Präsident des spanischen Fussballverbandes im Amt halten. Stattdessen ruft er gleich fünfmal: «Ich werde nicht zurücktreten».

Trotz seines übergriffigen Verhaltens beim WM-Finale verzichtet Luis Rubiales auf einen Rücktritt als Präsident des spanischen Fußballverbandes RFEF. Das teilte der 46-Jährige am Freitag auf einer ausserordentlichen Generalversammlung des Verbandes in Madrid mit. Er rief den Zuhörern inmitten seiner Rede gleich fünfmal nacheinander zu: «Ich werde nicht zurücktreten.»

Nachdem Rubiales die Nationalspielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung nach dem Endspiel gegen England (1:0) fünf Tage zuvor unvermittelt auf den Mund geküsst hatte, verteidigte er sein Verhalten. Es sei «ein spontaner, gegenseitiger und einvernehmlicher Kuss» gewesen, sagte der Verbandschef. Rubiales bezeichnete zudem den Druck, der in dieser Woche auf ihn ausgeübt wurde, als einen Versuch, «mich öffentlich zu ermorden», er wolle bis zum Ende kämpfen.

Dafür bat Rubiales für seine Geste auf der Ehrentribüne, als er sich nur wenige Meter entfernt von Spaniens Königin Letizia jubelnd in den Schritt gegriffen hatte, um Entschuldigung. Dies sei «in einem Moment der Euphorie passiert. Ich war so emotional, dass ich die Kontrolle verloren habe und meine Hände dorthin genommen habe.»

Dabei erregten die Vorfälle zum Abschluss des Turniers in Australien und Neuseeland international Aufsehen und sorgten selbst in spanischen Regierungskreisen für Empörung. Ministerpräsident Pedro Sanchez sprach von einer «inakzeptablen Geste», Felix Bolanos, Minister des Präsidialamtes, drohte am Donnerstag, die Regierung werde handeln, sollte der Verband nicht die nötigen Schritte tätigen.

Auch die Fifa verurteilt den Kuss

Auch die FIFA schaltete sich am Donnerstag ein. Der Weltverband eröffnete ein Disziplinarverfahren und prüft einen möglichen Verstoss gegen Artikel 13 des eigenen Reglements. «Die FIFA bekräftigt ihr uneingeschränktes Bekenntnis zur Achtung der Integrität aller Personen und verurteilt deshalb jedes gegenteilige Verhalten aufs Schärfste», hiess es in einer Mitteilung.

Hermoso hatte nach dem Vorfall in Sydney in einem Instagram-Livestream gesagt, dass ihr die Aktion «nicht gefallen» habe. Später veröffentlichte der Verband eine Mitteilung mit relativierenden Aussagen von ihr. Unter der Woche forderte Hermoso aber in einer Stellungnahme mit der Spielerinnengewerkschaft Futpro «beispielhafte Massnahmen» gegen den Verbandschef.

Rubiales war im Mai 2018 zum Präsidenten des spanischen Verbandes gewählt worden. Der Funktionär sitzt auch als Vizepräsident im UEFA-Exekutivkomitee, die Europäische Fußball-Union hat sich bislang nicht zu dem Vorfall geäussert. (sid)

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