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«Wir wollen immer 100-prozentig authentisch bleiben»: Slampoet Manuel Diener zeigt eine noch unbekannte Seite

Spokenword-Künstler Manuel Diener aus Bad Zurzach bringt mit seiner Band «Lasla Guzzi» die zweite EP heraus. Für den Erfolg verbiegen wollen sie sich nicht.  

Eine Flasche Whiskey ist der übliche Preis für den Sieg bei einem Slam Poetry-Wettbewerb. Manuel Diener kann viele davon sein Eigen nennen. Obwohl das Bühnendebüt alles andere als vielversprechend war. Beim ersten Auftritt am Zurzi Slam in seiner Heimat Bad Zurzach schaffte er es nicht einmal ins Finale. Doch er wurde mit jedem Wettbewerb besser.

Seit 2012 ist Diener erfolgreich unterwegs und zeitigt sowohl solo als auch mit Valerio Moser als Duo InterroBang Erfolge. Die Zwei sind Schweizermeister und deutschsprachige Champions im Team-Poetry-Slam. Ein neues Bühnenprogramm steht nicht an. «Die Zeit ist reif für etwas Neues», sagt der Wortakrobat, der mit dem Projekt «Diener & Bachmann» auch erfolgreich literarische Texte mit Cellomusik auf die Bühne bringt.

Seit 2020 ist der 33-Jährige Mitglied der Band «Lasla Guzzi» und in dieser Funktion für die tiefgründigen bis absurd-witzigen Texte verantwortlich. Nach Corona legte die Formation in neuer Besetzung mit den Profi-Musikussen Elina Bächlin (Keyboard, Gesang), Jonas Glatthard (Bass) und Ramzi Hammad (Schlagzeug) richtig los. Im Januar 2023 erschien die Debüt-Single «Motor», im Frühling folgte die erste EP «Riise Durenand». EP (Extended Play) ist ein Tonträger, der zwischen Single und Album einzuordnen ist.

Die Band «Lasla Guzzi»: Elina Bächlin (v.l.), Jonas Glatthard, Ramzi Hammad und Manuel Diener.
Bild: zvg/Corina Rainer 

Nun holt das Quartett bereits zum nächsten Wurf aus und präsentiert seine zweite EP «Lasla ga». Im September wurde daraus «Eifach öppis» veröffentlicht, am 13. Oktober kommt die Single-Auskoppelung «Lamila» auf den Markt. An der Badenfahrt zeigte sich das Publikum begeistert vom treibenden, gradlinigen Sound der Band, den Diener als Mundart-Poetry-Pop umschreibt. Die Lyrics sind dabei genauso wichtig wie die Musik. «Wir spielen für Leute, die gerne richtig zuhören», meint Diener dazu. Der nächste Auftritt in der Region steht am 28. Oktober im Odeon Brugg bevor.

Manuel Diener stand schon früh auf der Bühne

Bühnenluft schnupperte Diener schon als kleiner Knirps. Im Schulalter übernahm er kleine Rollen in den Stücken seiner Eltern Gisela Aeschbach und Fredy Diener, die Gründer des Bad Zurzacher Theatervereins Latz waren. Bis zum heutigen Zeitpunkt sind die Zwei der Schauspielerei treu geblieben und leiten an ihrem aktuellen Wohnort Wettingen das Theater Winkelritt. In der Schule wurde Diener gemobbt. «Ich war froh, dass ich später aus der Provinz ausbrechen konnte», gesteht er.

Mittlerweile in Altstetten wohnhaft, erinnert er sich allerdings gerne an die Kindheit und Jugend in Bad Zurzach zurück. «Heute weiss ich das Persönliche und Vertraute von kleinen Wohnorten mehr zu schätzen als in meiner Jugend», bekundet er. Nach seinem Deutsch- und Philosophiestudium in Zürich arbeitete Diener zweieinhalb Jahre als Redaktor bei Radio SRF 1.

Seit Kurzem ist er bei einer Podcast-Agentur tätig und kreiert Features über Fachthemen und Hörspiele. Zugute kommt ihm dabei seine angenehme, sonore Sprechstimme. Mit der Heimatregion Zurzach verbindet ihn bis heute der Samichlaus-Verein: Seit bald 20 Jahren zieht Diener am 6. Dezember als Chlaus von Haus zu Haus.

Mit guter Live-Musik und spannenden Geschichten möchte Manuel Diener mit seiner Formation «Lasla Guzzi» und der neuen EP «Lasla ga» die Herzen des Publikums erobern. Verbiegen will sich der Bühnenkünstler allerdings nicht für den Erfolg. «Wir haben hohe Ansprüche an die Qualität unseres Sounds. Berühmt werden à tout prix wollen wir aber nicht. Uns ist es enorm wichtig, immer 100-prozentig authentisch zu bleiben», betont er. Wenn «Lasla Guzzi» mit der Zeit ein gewisses Stammpublikum erreichen kann, ist für Diener schon ein grosses Ziel erreicht.

«Früher strebte ich manchmal etwas verbissen nach Anerkennung. Das hat nichts gebracht. Jetzt gehe ich die Dinge unverkrampft an. Es kommt, wie es kommen muss.» Die begeisterten Reaktionen bisher lassen allerdings auf eine vielversprechende Zukunft schliessen.