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Neugestaltung der Altstadtgassen Top, Veloabstellplätze Flop

Eine Wirkungsanalyse zu den Aufwertungsmassnahmen der Aarauer Altstadt legt Erfolge und Schwachstellen offen. Die Erkenntnisse sollen nun auch anderen Aargauer Städten dienen.

Die Aarauer Altstadt hat sich in den letzten Jahren gemausert. Das hat natürlich längst gemerkt, wer hier lebt, wer regelmässig hier ist. Und das bestätigt nun auch ein Bericht mit dem Titel «Wirkungsanalyse von Aufwertungsmassnahmen in Altstädten – am Beispiel der Pilotgemeinde Aarau». In Auftrag gegeben hat diese die Aarauer Stadtentwicklung gemeinsam mit der IG Aargauer Altstädte, präsidiert von alt Regierungsrat Peter C. Beyeler. Die Interessengemeinschaft setzt sich für für den Erhalt und die Förderung der Altstädte ein und bezweckt deren Stärkung als Standort- und Wirtschaftsfaktor.

Zum Handlungsbedarf heisst es im Bericht, dass die Aufwertung von Altstädten ein anhaltendes und gegenwärtiges Thema sei. «Es ist allerdings kaum bekannt, welche Aufwertungsmassnahmen sich besonders bewährt haben.» Mit der Wirkungsanalyse überprüft wurden Effektivität und Effizienz der einzelnen Massnahmen. Dies mittels Bevölkerungsumfrage (Herbst 2022, 280 Teilnehmende), mittels Workshop mit Vertretungen von Gewerbe, Gastronomie und Liegenschaftseigentümern («Stammtisch Einkaufsstadt») sowie einer Umfrage bei drei Altstadt- und Retail-Fachkräften.

Wo die Bewertungen auseinanderklaffen

In der Wirkungsanalyse bewertet wurden zwölf Massnahmen: die Neugestaltung der Altstadtgassen, die Erweiterung des Stadtmuseums sowie die Neugestaltung des Schlossplatzes, die Neugestaltung des Schlossparks, die Neuanordnung der Gemüsemarktstände, die Einführung von Unterflurcontainern in der Altstadt, die Bewilligung von Aussenbewirtungsflächen, die nächtliche Schliessung des Spittelgartens, die markierten Veloabstellplätze, die Beleuchtung am Graben, die Musik und Kultur in der Altstadt, Märkte in der Altstadt und zu guter Letzt die Einführung des City Managements.

Bei der Bevölkerungsumfrage hat sich gezeigt: 50 beziehungsweise 29 Prozent der Teilnehmenden ist eher oder sehr zufrieden mit der Entwicklung der Altstadt, noch positiver bewertet wird diese im Vergleich zu anderen Aargauer Altstädten (30 und 37 Prozent). Als besonders wirkungsvoll bewertet werden die Neugestaltung der Altstadtgassen, die Märkte, die Veranstaltungen sowie die Einführung der Unterflurcontainer. Den geringsten Nutzen für die Altstadt sehen die Befragten bei den Veloabstellplätzen sowie der Erweiterung und Erneuerung des Stadtmuseums und des Schlossplatzes.

Augenfällig, aber nicht wirklich überraschend: Die Massnahmen mit der meisten Zustimmung bezüglich Wohlbefinden, Vielfalt und Belebung – die Bewilligung von Aussenbewirtschaftungsflächen und Veranstaltungen in der Altstadt – sind gleichzeitig auch die mit der negativsten Bewertung bezüglich Wohnqualität, Ordnung/Sauberkeit und gefühlte Sicherheit (nur Veranstaltungen).

Bei den markierten Veloabstellplätzen in der Aarauer Altstadt sehen 27 Prozent der Umfrageteilnehmenden keine Aufwertung; das ist der höchste negative Anteil von zwölf Massnahmen.
Bild: Daniel Vizentini

Auch die Umfrageteilnehmenden vom «Stammtisch Einkaufsstadt» sehen den grössten Mehrwert in der Neugestaltung der Gassen und der Boulevardgastronomie, ebenso bei den Märkten. Bemängelt wird, dass die Altstadt über zu wenig Grünfläche verfüge und bei der Gastronomie das Maximum erreicht und die Vielfalt gering seien. Als sehr positiv bewerten die Teilnehmenden die Einführung des City Managements, das die Vernetzung von Branchen und Liegenschaftsbesitzern fördert.

Bevölkerung soll bei Verbesserung mitreden

Wirklich Überraschendes fördert die Analyse nicht zutage. Das sagt auch Stadtpräsident Hanspeter Hilfiker. Und doch habe sie ihren Nutzen: «Es ist das erste Mal, dass in Bezug auf die Aargauer Altstädte eine Wirkungsanalyse gemacht wurde. Und für Aarau haben wir nun eine Bestandesaufnahme, auf die sich in Zukunft wieder zurückgreifen lässt.» Wie im Fazit zur Analyse erwähnt, ortet auch Hilfiker die grössten Herausforderungen bei der Begrünung der Altstadt, bei der Diversität der Gastronomie und dem Problem des Veloparkings. Und dann ist da natürlich die Gratwanderung zwischen Belebung und Wohnqualität, wo die Interessen auseinanderklaffen. «Hier müssen wir die Balance halten; das gelingt nur dank ständigem Austausch, dem fördern von gegenseitigem Verständnis», so Hilfiker.

Die Themen «Optimierung Veloparking», «Austarieren der Gastronomie-Aussenflächen und Nutzungsmix in Erdgeschossen» und «Anpassung der Gestaltungsgrundsätze» will die Stadt nun anpacken. Der entsprechende Prozess werde nun gestartet, heisst es in einer Medienmitteilung. Dazu wird die Bevölkerung eingeladen, in zwei Workshops ihre Meinung zu den erarbeiteten Massnahmen einzubringen. Diese finden am 26. März und 12. November 2024 statt.

Während Aarau die Schwachstellen optimieren will, sollen die erfolgreichen Aufwertungsmassnahmen im Kanton verbreitet und ihre Umsetzung gefördert werden, heisst es im Bericht. Basierend auf die Aarauer Analyse «soll für zukünftige Projekte besser eingeschätzt werden können, welche Auswirkungen die Aufwertungsmassnahmen auf die Attraktivität der Altstadt haben.»