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Auswertung der Fotofallen zeigt: Wildtierbrücken sind für die Füchse – aber nicht nur

Neben Meister Reineke sind viele Rehe und zahlreiche andere Tierarten auf den Wildtierpassagen von Neuenkirch, Knutwil und Langnau anzutreffen.

Ende 2021 wurde exakt auf der Gemeindegrenze zwischen Dagmersellen und Knutwil eine Wildtierunterführung unter der Autobahn A2 eröffnet. Vor wenigen Wochen hat das Bundesamt für Strassen (Astra) erstmals eine Auswertung veröffentlicht, die zeigt, wer die Passage zwischen der Stockmatt und dem Eichbüel benützt. Es sind nämlich keineswegs nur Wildtiere, die in die Foto- und Videofallen getappt sind. Auch Haustiere, Menschen und sogar ein Auto benützten die Tierpassage.

Fotos, die etwa einen Mountainbiker oder einen Reiter mit Ross zeigen, sind im «Zwischenbericht zur Funktionskontrolle» des Wildtierkorridors Knutwil abgebildet. «Zahlreiche Menschen» hätten zu Beginn im Bauwerk beobachtet werden können, heisst es darin – vorab an Wochenenden bei schönem Wetter. «Deren Zahl lag zu Beginn über jener der querenden Wildsäuger». Tagelang seien die Tiere wegen den Neugierigen gänzlich weggeblieben.

Im Winter kamen weniger Menschen zur Passage. Im Sommer, als die letzten Bauarbeiten stattfanden, wurden es wieder mehr. Seither ist die menschliche Präsenz auf dem Wildtierkorridor zurückgegangen. Im vergangenen Jahr tauchten nur noch vereinzelt Leute, die dort nichts verloren hatten, bei der Unterführung auf.

Erster Hirsch kam erst nach eineinhalb Jahren

Die Wildtierunterführung wurde relativ schnell von Füchsen genutzt, später trauten sich auch Rehe, die A2 zu queren – bevorzugt nachts. Diese beiden Arten benützen die Wildtierunterführung am häufigsten. Gedacht ist sie für die Zielarten Reh, Rothirsch und Wildschwein.

Hirsche kommen allerdings in der Umgebung wenige vor, lediglich südlich der Autobahn am Santenberg sind sie anzutreffen. So dauerte es bis 10. Juni 2023, bevor ein Hirschstier rund eineinhalb Jahre nach Beginn der Beobachtungen die Passage erstmals und in beiden Richtungen durchmass. Wildschweine fehlen bis heute. Von allen drei Luzerner Wildtierpassagen über die A2 wurden sie erst in Neuenkirch fotografiert. Das Schwarzwild ist also noch sehr selten.

Neben den drei grösseren Tierarten nützen die Unterführung auch kleinere gerne. Der Steinmarder wird regelmässig abgelichtet, vereinzelt spazieren Feldhasen, Dachse, Iltisse, Mauswiesel und Eichhörnchen hindurch. Vögel könnten eigentlich über die Autobahn fliegen, aber Fischreiher mögen die Unterführung und bleiben regelmässig in den Fotofallen hängen. Möglicherweise werden sie durch das Bächlein, das unter der A2 hindurchfliesst, angezogen.

Das Astra hat auch die Wildtierquerungen in Neuenkirch ausgewertet, wo zwar selten Wildschweine anzutreffen sind, aber die Iltisse und anderen Kleinsäuger von Knutwil fehlen.

In Langnau queren Dachse und Hermeline die A2

Noch nicht systematisch ausgezählt sind die Tierpassagen über die kürzlich eröffnete Wildtierbrücke in Langnau, wo der Strauchsaum, der den Tieren Deckung verschafft, erst am Wachsen ist. Aber das Astra hat dem ZT auf Anfrage Bilder von Tieren zur Verfügung gestellt, die in Langnau die A2 queren.

Zudem hat der Wildtierbiologe, der im Auftrag des Bundesamts die Situation beobachtet, auch schon eine Liste mit den gesichteten Tieren erstellt. Demnach fehlt der Hirsch in Langnau noch, aber Rehe und Füchse passieren die Brücke bereits häufig. Ebenso wie Dachse, die hier öfter anzutreffen sind als in Neuenkirch und Knutwil. Als Spezialität wurde ein Hermelin fotografiert.

In Langnau werden auch mehr Vögel beobachtet, die Rabenkrähe etwa fühlt sich im Bereich der Brücke sehr wohl und auch die Störche aus Brittnau schauen regelmässig vorbei.

Der Wolf sucht sich andere Wege

Neben den Wildtieren benutzen die Brücken auch Haustiere. Katzen queren die Autobahn selbstständig, Hunde wurden in Knutwil zu Beginn in Begleitung ihrer Halter fotografiert. Gelegentlich erwischte die Kamera einen Hund aber auch alleine.

Was uns zur Frage führt, wie der Wolf die Autobahn überquert. Denn das allein streifende Männchen M362 riss im vergangenen Herbst im Luzerner Hinterland bei Ohmstal drei Schafe und tauchte einige Tage später in der Nähe der Stadt Zug auf, wo es 14 Schafe riss. Dies bestätigen DNA-Tests. Auf seinem Weg muss der Wolf die Autobahnen A2, A14 sowie die Reuss passiert haben.

Wäre es möglich, dass die allein fotografierten Hunde mit einem Wolf verwechselt wurden? «Bei guter Fotoqualität sollte es möglich sein, einen Wolf von einem Hund zu unterscheiden», sagt der Luzerner Wildhüter Daniel Schmid auf Anfrage. Ihm seien die Bilder aber nicht bekannt.

«Ein Wolf ist nicht zwingend auf Autobahn Über- oder Unterführungen angewiesen», so Schmid. Es gebe für ihn zahlreiche weitere Möglichkeiten wie etwa normale Brücken um Hindernisse zu queren.

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