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«Die Sprache des Tanzes ist international»: Badener Trio sorgt in Südamerika für Furore

Fast 4000 Tanzschaffende nahmen am brasilianischen Festival Fendafor teil. Das Tanztheater Baden vertrat die Schweiz und eröffnete den Anlass. Getanzt wurde um Grenzen.

Was passiert, wenn sich ein Brasilianer, eine Deutsche und eine Schweizerin zu einem Tanztrio zusammenschliessen? Es entsteht eine Formation mit einer ungewöhnlich gefühls- und ausdrucksstarken Körpersprache, die Grenzen sprengt. Marcos Bento aus Fortaleza, Anna Nowak aus Berlin und Daria Reimann aus Freienwil haben ganz verschiedene kulturelle Hintergründe, aber eine gemeinsame Leidenschaft: den Tanz.

Zu dritt sind sie seit 2016 als Tanztheater Baden unterwegs und haben sich mittlerweile international einen guten Namen geschaffen. Bereits zum vierten Mal in Folge wurde das Trio dieses Jahr an das Festival Fendafor in Brasilien eingeladen. Das riesige Happening für Tanz aller Sparten vereinte 2023 rund 4000 Profis und Laien aus Südamerika. «Wir waren die einzigen Teilnehmenden aus der Schweiz und hatten die Ehre, den Grossanlass zu eröffnen», erzählt Reimann, und ihre Freude ist offensichtlich.

Regierungsvertreter und renommierte Kulturschaffende wohnten ihrer in der Coronazeit entstandenen Produktion «Bordas» (Grenzen) bei, die so anders war als alles bisher Gesehene. Das Tanztheater Baden hatte im Vorfeld drei brasilianische Profitänzer ausgewählt, die in ihrer Heimat zum Thema «Grenzen» ihre eigenen Soli kreieren sollten. In Fortaleza traf man sich am Tag der Aufführung zum ersten Mal persönlich und fügte die verschiedenen Inputs zu einer halbstündigen Show zusammen.

«Es war ein spannendes Experiment», bekundet Reimann, «uns blieben nur wenige Stunden bis zur Vollendung. Dazu kamen Verständigungsschwierigkeiten. Aber die Sprache des Tanzes ist international, und wir fanden uns schnell.» Der Coup gelang und das Publikum zeigte sich begeistert.

«Die Festivaldirektorin war extrem ergriffen und hatte Tränen in den Augen», sagt Bento und zeigt sich berührt. Für den 40-Jährigen war der Auftritt im brasilianischen Fortaleza ein Heimspiel. Denn er ist dort in einer Grossfamilie mit fünf Geschwistern aufgewachsen. Bereits als Kleinkind entdeckte er die Liebe zur Tanzkunst, die er später studierte. Nach Weiterbildungen in Choreografie und Tanzpädagogik war er landesweit auf Tournee.

Marcos Bento, Daria Reimann und Anna Nowak vom Tanztheater Baden in einer Tanzszene mit Gummiband aus ihrer Produktion «Bordas».
Bild: zvg

Seit 2014 lebt er der Liebe wegen in Baden. Hier hat er auch Daria Reimann, 39, kennen gelernt. Die gebürtige Freienwilerin hat ihr Tanzstudium in München absolviert und unterrichtet im Badener Tanzcentrum unter anderem kreativen Kindertanz sowie Jazz- und Gesellschaftstanz für Erwachsene. Sie ist zudem Koordinatorin bei Reso –Tanznetzwerk Schweiz.

Die 36-jährige Anna Nowak vervollständigt die Formation. Die ausgebildete Tänzerin und Tanzpädagogin gründete mit ihrem Mann in Berlin das Label DNA Kultur zur Förderung der freien Tanzszene. Für ihre Verdienste wurde sie dieses Jahr am Festival Fendador mit einer Medaille geehrt. Einmal pro Monat reist sie von ihrer Heimatstadt nach Baden. Dann wird intensiv geprobt.

Nächste Produktion in Arbeit

Zurzeit bereiten sich die drei mit einem Gasttänzer auf ihre neue Produktion «Vibraktion» vor, die am 26. April 2024 im ThiK Theater im Kornhaus Premiere feiert. Choreografiert hat sie Bento, aber oft werden auch Gastchoreografen beigezogen. «Bordas» kreierte beispielsweise der bekannte Brasilianer Gleidson Vigne eigens für das Tanztheater Baden.

Das Highlight darin ist eine virtuose Szene mit einem Gummiband, das allen Beteiligten enorm viel abverlangt. «Wir sind zwar sehr unterschiedlich, aber gemeinsam stark», bekundet Reimann, «wenn wir tanzen, fliessen unsere Bewegungen ganz harmonisch ineinander. Dabei muss keiner zugunsten des anderen seine Authentizität aufgeben. Das ist unsere Stärke.»

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