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Grösstes Solarmobil-Rennen der Welt: Student gewann einst mit Gefährt in Baden – nun will er Australien erobern

2015 gewann Gian-Leo Willi das Solarmobil-Rennen des Kindermuseums. Jetzt baut der 21-Jährige zusammen mit anderen Studierenden der ETH Zürich ein Fahrzeug, das 3000 Kilometer im Outback zurücklegen soll. An der Entwicklung sind auch Aargauer Firmen beteiligt.

Alle zwei Jahre organisiert das Kindermuseum ein Solarmobil-Rennen auf dem Bahnhofplatz in Baden. Angetrieben von der Kraft der Sonne flitzen die kleinen Gefährte auf einer Strecke von 15 Metern um die Wette. 2015 ging Gian-Leo Willi aus dem Kanton Zürich gemeinsam mit Bruder Armon als Sieger des Rennens hervor. Jetzt, mit 21 Jahren, wird er im Oktober erneut an einem Solarmobil-Rennen teilnehmen. Dieses Mal jedoch in sehr viel grösseren Dimensionen.

Gian-Leo – bei seinem Vornamen genannt zu werden, findet er ansprechender – studiert mittlerweile Maschineningenieurwissenschaften an der ETH Zürich und ist Teil von αCentauri, einem Forschungsteam aus Studierenden. Ziel des rund 40-köpfigen Vereins: die Bridgestone World Solar Challenge in Australien zu gewinnen.

Das Rennen startet in Darwin, einer Grossstadt ganz im Norden, und führt 3000 Kilometer lang quer durch das raue Outback bis nach Adelaide im Süden. Dazwischen finden immer wieder Fahrerwechsel und Kontrollstopps statt.

Gian-Leo selbst wird ebenfalls nach Australien reisen: Er gehört dem Reparaturteam an, das allfällige Defekte am Gefährt während des mehrtägigen Rennens ausmerzen soll. «Wir arbeiten seit über einem Jahr an diesem Projekt», sagt er. «Das Abenteuer in Australien wird bestimmt der krönende Abschluss.» Doch auch schon die Vorbereitungszeit und der lange Weg bis hierhin haben sich gelohnt.

Baden ist der Ursprung seiner Faszination

«Seit ich am Solarmobil-Rennen des Kindermuseums teilgenommen habe, fasziniert mich, wie Sonnenenergie in Bewegungsenergie umgewandelt wird», sagt Gian-Leo. Der Ursprung für seine Teilnahme an der World Solar Challenge liegt also tatsächlich in Baden. Auch wenn die beiden Rennen nur wenig gemeinsam haben.

Gian-Leo Willi ist Teil des Studierenden-Teams αCentauri.

«Das Prinzip mag im Grundsatz ja dasselbe sein», sagt der 21-Jährige. «Aber die Dimensionen lassen sich überhaupt nicht mehr vergleichen.» So ist nicht nur die Strecke deutlich länger, das Gefährt ist auch um einiges grösser. Ausserdem wird es von einem Fahrer gesteuert, statt nur auf einer geraden Linie zu fahren. Letzteres habe ausserdem zur Folge, dass in Australien ganz andere Faktoren ausschlaggebend sein werden als in Baden.

«Bei kurzen Strecken wie in Baden geht es vor allem darum, möglichst schnell zu beschleunigen», erklärt Gian-Leo. «Dabei spielen ein geringes Gewicht und eine gute Haftreibung der Räder eine zentrale Rolle.» Für das lange Rennen quer durch das Outback sei hingegen die Aerodynamik viel wichtiger. Schliesslich soll der Energieverlust auf einer solch langen Strecke möglichst gering gehalten werden.

Das Gefährt erreicht eine Top-Geschwindigkeit von 130 km/h

«Ich war hauptsächlich an der aerodynamischen Entwicklung unseres Solarautos beteiligt», verrät Gian-Leo – nicht ohne Stolz. Noch existiert das fertige Rennauto aber nur als Visualisierung auf dem Computer. Futuristisch sieht es aus, mit seiner abgerundeten Nase, der schnittigen Form und der vier Quadratmeter grossen Tragfläche, die einem Schweif ähnelt. 140 Kilogramm schwer ist es und erreicht eine Top-Geschwindigkeit von 130 km/h.

Gian-Leo Willi (blauer Pulli) und Bruder Armon gingen 2015 als Sieger des Solarmobil-Rennens des Kindermuseums in Baden hervor.
Bild: zvg

Designt haben es die Mitglieder des αCentauri-Teams. Auch einzelne Komponenten wie das Fahrwerk, die Platinen oder die Federdämpferelemente haben die jungen Ingenieurinnen und Ingenieure mit Unterstützung von externen Fachpersonen sowie von Professorinnen und Professoren der ETH selbst entwickelt.

Bauteile wie Widerstände und Kondensatoren wurden hingegen eingekauft. Die Herstellung des Canopies – die Haube, unter der der Fahrer sitzt – sowie viele weitere Bauteile aus Verbundwerkstoffen werden die Studierenden bei einem Sponsor in Villmergen übernehmen. Die Form dazu wurde vom Sponsor Carbomill AG in Seon gefräst.

Nach dem Rennen will er sein Wissen anderen Teams weitergeben

«Ein Auto zu erschaffen, das die Schweiz an einem technisch so fortgeschrittenen und internationalen Rennen repräsentieren kann, ist eine echte Herausforderung», sagt Gian-Leo. «Ich bin von Anfang an im Team dabei, und es ist schön zu sehen, wie schnell das Projekt wächst und grösser wird.»

Aufzuzeigen, was man mit Solarenergie alles erreichen kann, und andere Leute dafür zu begeistern, mache ihm viel Spass. Ausserdem habe er sich dank des Projekts ein enormes Wissen aneignen und extrem viel lernen können.

So soll das Solarmobil von αCentauri aussehen. Das Auto soll die Schweiz am grössten Solarmobil-Rennen der Welt repräsentieren.
Visualisierung: zvg

Ende September fliegt das Team um Gian-Leo nun nach Australien, um sich auf das Rennen vorzubereiten. Am 22. Oktober startet dann die Challenge. «Langfristig ist unser Ziel natürlich, als erstes Auto über die Ziellinie zu fahren», sagt er und lacht. Noch stünden aber der Autobau und der Lernprozess im Vordergrund. Wie es danach weitergeht, wisse er noch nicht.

Nur so viel: «Ich werde nach dem Bachelor bestimmt auch noch den Master abschliessen», sagt Gian-Leo. Und das Solarmobil-Projekt werde er auch nicht aufgeben. «Ich verstehe mich nicht nur als Entwickler des Autos, sondern sehe meine Aufgabe auch darin, das dabei erworbene Wissen weiterzugeben», sagt er. «Was wir aufgebaut haben, soll Bestand haben und andere Teams dabei unterstützen, ihre Projekte zu verwirklichen.»

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