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Sparziel deutlich verfehlt: Herr und Frau Schweizer sparen nur ein bisschen Strom

Zehn Prozent weniger Strom über die Wintermonate wollte der Bundesrat einsparen – auf freiwilliger Basis. Eine neue Statistik zeigt nun, dass dieses Ziel deutlich verfehlt wurde. 

Jede Kilowattstunde zählt. Mit dieser Sparkampagne wollte der Bundesrat die Haushalte und Firmen in der Schweiz zum Stromsparen animieren. Jetzt ist klar: Richtig viel zählbares ist dabei nicht herausgekommen. Im vergangenen Jahr ist der Stromverbrauch um 1,9 Prozent gesunken. Gesamthaft wurden in der Schweiz 57 Milliarden Kilowattstunden verbraucht, 1,1 Milliarden Kilowattstunden weniger als im Vorjahr. Das schreibt das Bundesamt für Energie (BFE) am Donnerstag.

Der bundesrätlich Sparappell wurde Ende August lanciert. Und für das vierte Quartal liegt der Wert mit einem Rückgang von 7,2 Prozent immerhin in der Nähe der avisierten 10 Prozent. Allerdings sind auch die Heiztage gerade in den Monaten Oktober und November deutlich zurückgegangen. «Da in der Schweiz gegen 10 Prozent des Stromverbrauchs für das Heizen verwendet werden, wirkt diese Entwicklung verbrauchssenkend», schreibt das BFE.

Auch im neuen Jahr verfehlt die Schweiz das Sparziel

Für einen gestiegenen Stromverbrauch sorgte dagegen die Zunahme der Bevölkerung in der Schweiz und die positive Wirtschaftsentwicklung. Neben dem Sparaufruf hätten sich die «eher warme Witterung» und «Effizienzsteigerungen» verbrauchssenkend ausgewirkt.

Ein Blick auf das Energie-Dashboard des Bundes zeigt, dass das Sparziel auch im laufenden Jahr nicht erreicht wird. Von Januar bis März wurden gerade einmal zwischen 2,5 und 4,1 Prozent weniger Strom verbraucht als im Durchschnitt der letzten Jahre. Und das trotz wärmeren Temperaturen.

Mehr Strom importiert als exportiert

Die Statistik gibt auch Aufschluss über die Stromproduktion. Insgesamt wurden in der Schweiz 63,5 Milliarden Kilowattstunden produziert. Der grösste Teil (52,8 Prozent) davon stammt aus Wasserkraftwerken. 36,4 Prozent des inländischen Stroms kommen aus Kernkraftwerken. Dieser Wert ist angestiegen. Unter anderem aber auch deswegen, weil im Vorjahr das KKW Leibstadt länger in Revision war. Insgesamt wurden gegenüber 2021 rund 1,1 Prozent weniger Strom erzeugt.

Von diesem erzeugten Strom gab es physikalische Exporte von 29,7 Milliarden Kilowattstunden. Demgegenüber stehen physikalische Importe von 33,1 Milliarden Kilowattstunden. So entstand ein Importüberschuss von 3,4 Milliarden Kilowattstunden. 2021 waren es 2,4 Milliarden.

Aus den Importen und Exporten erwirtschaftete die Schweiz einen «kleinen positiven Aussenhandelssaldo» von 71 Millionen Franken, wie das BFE schreibt. Auffällig sei dabei, «dass sich die Preise im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt haben.»