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Vom staatlich gestützten Sorgenkind zum Vorzeigeschüler: Axpo versechsfacht den Gewinn

So schnell kann sich die Situation ändern: Nach dem Bittgang zum Staat macht Axpo in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres wieder kräftig Kasse. Und der Energiekonzern will nun auch wieder kräftig investieren.

Der Energiemarkt sorgt für viel Bewegung: Zuerst kletterten die Energiepreise in unendliche Höhen, nun sind es die Gewinne der Schweizer Energiefirmen. Nicht einmal ein Jahr ist es her seit die Axpo-Gruppe zum Bund gehen und um Staatsgarantien im Wert von 4 Milliarden Liquiditätsfranken betteln musste. Nun präsentiert sie einen Milliardengewinn.

Konkret hat der Energiekonzern sein operatives Ergebnis in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2022/23 praktisch verdoppelt – auf 2,242 Milliarden Franken, wie er am Montag mitteilt. Der Umsatz stieg leicht auf 6,5 Milliarden Franken. Der Gewinn, in welchen auch die Erfolge des Fonds für die Stilllegung und Entsorgung der AKW, einfliessen, fiel mit 3,214 Milliarden Franken gar sechsmal höher aus.

«Marktopportunitäten» genutzt

Zum «ausserordentlichen Ergebnis» beigetragen hat namentlich das viel kritisierte Handelsgeschäft, wo der Axpo-Konzern nach eigenen Angaben «die sich bietenden Marktopportunitäten» ausnutzte. Auf dem Energiemarkt war gemäss Axpo eine gewisse Beruhigung festzustellen – auch dank des relativ milden Winters und der in vielen Ländern getroffenen Vorsorge- und Sparmassnahmen.

Zurückgegangen sind im Vergleich zur Vorjahresperiode hingegen die Liquiditätspolster, welche die Axpo-Gruppe bei der Strombörse als Sicherheiten hinterlegen muss. «Die aufgrund der gestiegenen Strompreise zusätzlich notwendig gewordenen finanziellen Sicherheitsleistungen fliessen mit der Erfüllung der Verträge und der Auslieferung des Stroms wieder in das Unternehmen zurück», hält das Unternehmen fest. Als Folge ist auch die Bilanz wieder deutlich kleiner geworden – von 79,7 auf 53,7 Milliarden Franken.

Investitionen in die Solarenergie

Die zurückfliessenden Mittel würden nun einerseits zum Schuldenabbau verwendet, andererseits für den geplanten Ausbau bei den erneuerbaren Energien – auch in der Schweiz, wo der Energiekonzern mit seinen Ausbauplänen bis anhin eher zurückhaltend war.

So will die Axpo-Gruppe ihre «Ambition im Bereich Solarstrom» deutlich erhöhen und bis 2030 in den Alpen und im Schweizer Mittelland insgesamt 1,2 Gigawatt Leistung zubauen. Das allerdings nur, falls die Bewilligungsverfahren oder Netzanschlüsse dies zulassen würden. «Es braucht nun in erster Linie die regulatorische Grundlage, dass überhaupt gebaut werden darf», sagt Axpo-Chef Christoph Brand.

Die hierfür vorgesehen Investitionssumme beträgt 1,5 Milliarden Franken. Damit kann der Jahresbedarf von mehr als 300’000 Haushalten gedeckt werden. Nach dem bereits umgesetzten Projekt Alpinsolar am Muttsee (GL) und dem Projekt Nalpsolar am Nalps-Stausee (GR) hat Axpo mit Ovra Solara Magriel bei Disentis (GR) ein weiteres alpines Solarprojekt vorgestellt. Und was Photovoltaikanlagen auf Gebäuden angeht, verweist der Energiekonzern auf seine Zentralschweizer Tochterfirma CKW, die hier eine «führende Rolle» einnehme und heute mehr als 700 Anlagen auf Einfamilien- und Gewerbehäusern pro Jahr installiere.

Mit 14,2 Terawattstunden leistete Axpo nach eigenen Angaben in der Berichtsperiode den grössten Beitrag zur Schweizer Stromversorgung und deckte rund 40 Prozent des hiesigen Stromverbrauchs ab.