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Bösewicht oder einzige Rettung für die Weltwirtschaft? In Aarau wurde über künstliche Intelligenz diskutiert

Computer und Roboter nehmen eine immer grössere Stellung ein. In der Wirtschaft sorgt künstliche Intelligenz (KI) für mehr Effizienz. Das sei bitter nötig, legt der UBS-Chefökonom dar. Selbst im Aarauer Kantonsspital wird KI bereits eingesetzt.

Das Thema der künstlichen Intelligenz (KI) steht spätestens seit ChatGPT in aller Munde. Nicht selten werden in Zusammenhang mit KI aber Befürchtungen geäussert und nicht die positiven Seiten. Dass der Mensch zum Beispiel überflüssig wird, viele ihre Arbeitsstelle verlieren, oder dass Maschinen gar die Menschheit überlisten und wie in Science-Fiction-Filmen die Weltherrschaft an sich reissen könnten.

Auf dem Boden der wirtschaftlichen Realität aber gilt KI inzwischen als die Rettung, als der heute einzige Weg, um die Produktivität zu steigern und neues Geld zu erwirtschaften. Oder wie es UBS-Chefökonom Daniel Kalt ausdrückt: «KI ist der einzige Treiber, der uns Hoffnung bringt.» Dazu gehören Automation und Robotik, wie er am Wirtschaftsanlass im Aarauer Kultur- und Kongresshaus darlegte.

Daniel Kalt, Chefökonom der UBS, sieht in KI die aktuell einzige Chance.
Bild: Sandra Ardizzone

In der Marktwirtschaft gäbe es zum Glück noch disruptive, innovative Unternehmen, die neue Lösungen bringen. Und nötig sind diese, da die Weltwirtschaft wegen der Deglobalisierung, der Überalterung der Bevölkerung und der Abkehr von den fossilen Energieträgern auf eine immer grössere Schuldenlast zusteuert.

In Zeiten also von schwächerem Wirtschaftswachstum, Inflation, Finanzierung von immer mehr Altersrenten durch immer weniger Arbeitnehmende und einem inzwischen chronischen Arbeitskräftemangel – «dem grössten Wachstumshemmnis der Schweiz», so Daniel Kalt – ist KI ein Hoffnungsschimmer.

Sein Lösungsansatz für die Energiewende ist eine CO2-Steuer. Es brauche mehr ökonomische Denkweise in der Politik – und vielleicht weniger Juristen, wie Daniel Kalt mit Humor sagte. Die Dekarbonisierung werde mit Verboten zu erreichen versucht, was einen enormen Kontrollmechanismus nötig mache. «Über den Preismechanismus können Sie das ganz elegant viel leichter lösen.»

Auch der Kanton setzt bereits auf künstliche Intelligenz

Der Anlass in Aarau wurde organisiert von der UBS, der Aargauischen Industrie- und Handelskammer (AIHK) und Standortförderung Aargau. Dass KI, Digitalisierung und Automation vorangetrieben werden sollen, hätten auch 84 Prozent der Aargauer Unternehmen in einer letzte Woche veröffentlichten Wirtschaftsumfrage gesagt, wie AIHK-Direktor Beat Bechtold darlegte.

Erfahrungen mit KI hat auch der Kanton Aargau: Regierungsrat Dieter Egli (SP) erklärte, wie das Strassenverkehrsamt bereits auf einen Voicebot setzte – einen Telefonroboter sozusagen, der erste, einfache Fragen der Bevölkerung beantworten kann. So können sich die Angestellten für die Fragen Zeit nehmen, für die es wirklich eine Beratung braucht. Mit der wachsenden Bevölkerung und den immer höheren Anforderungen «kommen wir gar nicht um KI herum», so Egli. Sonst müsste der Kanton zusätzliche Stellen schaffen.

Regierungsrat Dieter Egli im Gespräch mit Moderatorin Sonja Hasler.
Bild: Sandra Ardizzone

Roboter analysieren Röntgenbilder

Im Podiumsgespräch mit dem Titel «Spannungsfeld Mensch und Maschine – Chancen und Risiken von KI» diskutierten Aargauer Unternehmer unter anderem, welchen Einfluss KI auf die künftigen Berufsbilder haben. Vor den rund 350 Gästen erklärte Felice Burn vom Kantonsspital Aarau, wie KI dort für das Administrative eingesetzt wird. «Die Möglichkeiten von KI in einem Spital sind sehr gross.» Zum Beispiel bei der Analyse von Röntgenbildern.

Yannick Berner, Geschäftsleiter der Urma AG, sieht KI als ein Instrument, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Seine Firma setzt KI zum Beispiel bei der Qualitätskontrolle der hergestellten Werkzeuge ein. Um zu analysieren, wo in einem Unternehmen Potenzial für einen KI-Einsatz liegt, hat Stella Gatziu Grivas die App «abiliCor» mitgegründet. Knut Hinkelmann, Studiengangleiter Information Systems an der Fachhochschule Nordwestschweiz, erklärte, wie KI dank Datenauswertung viel neues Wissen generieren kann. Es helfe zum Beispiel, die Kunden besser kennen zu lernen.

Von links: Stella Gatziu Grivas (Mitgründerin von Abilicor), Yannick Berner (Geschäftsleiter Urma AG), Moderatorin Sonja Hasler, Felice Burn (Leiter KI am Kantonsspital Aarau) und Knut Hinkelmann, Studiengangleiter Information Systems an der FHNW).
Bild: Sandra Ardizzone