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«Güggelglück» – das Projekt vom Schütz-Hof ist nominiert für den Agropreis 2023

Kein Kükentöten mehr – dafür hat sich die Familie Schütz vor zwei Jahren entschieden und geht mit gutem Beispiel voran. Das innovative Projekt sorgt in der Branche für Aufmerksamkeit.

«Wir haben die Entscheidung vor zwei Jahren getroffen», sagt Barbara Schütz während sie Butterzopf schneidet. Sie und ihr Mann Markus haben damals entschieden: «Wir wollen kein Kükentöten mehr!» Die Brüder der Legehennen hätten auch einen Anspruch auf ein Leben. Seitdem werden auf dem Schütz-Hof in Strengelbach nicht nur Legehennen, sondern auch die Bruderküken aufgezogen. «Wir wollen als Beispiel vorangehen und andere dazu inspirieren, dieses ethische Problem ebenfalls anzugehen», sagt Markus Schütz.

Der Entscheid hat sich gelohnt; das Projekt «Güggelglück» ist für den Agropreis 2023 nominiert. «Diese Entscheidung war mutig und ist herausfordernd, aber wegweisend», sagt Urs Brändli, Präsident von «Bio Suisse» an der Medienkonferenz am Donnerstagmorgen auf dem Schütz-Hof. Die Eierbranche stehe vor einer Herausforderung aufgrund der steigenden Nachfrage nach Bio-Eiern. «Projekte mit Pioniergeist wie Güggelglück brauchen wir. Mit Erfolg kann man andere motivieren, mitzumachen», führt Brändli während der Begehung des Hofs aus.

Eines von vier innovativen Landwirtschaftsprojekten

«Güggelglück» ist eines der vier Landwirtschaftsprojekte, das für den Agropreis nominiert ist. Der Agropreis ist ein seit 1993 jährlich stattfindender Wettbewerb, den die «Emmental Versicherung» unter dem Patronat des Schweizer Bauernverbandes durchführt. An der Agropreis-Verleihung am 2. November im Kursaal Bern werden die vier innovativen Projekte präsentiert und erhalten eine Prämie von je 5000 Franken. Ausserdem wird über das Gewinnerprojekt entschieden und dieses schliesslich mit 20’000 Franken prämiert.

Ethisch ist es völlig korrekt, was wir machen, und zweifelsfrei der richtige Weg.»

Markus Schütz

Landwirt

«Das Kükentöten ist ein schweizweites Thema und sollte an eine grosse Öffentlichkeit gelangen. Der Agropreis ist eine Chance», sagt Markus Schütz und zeigt auf die flauschigen Bruderküken, die seit Montag auf dem Hof leben. «Unser Ziel haben wir auf dem Schütz-Hof erreicht.» Nun gelte es, andere mit dieser Idee zu überzeugen. «Es braucht Kommunikation und Erklärung», meint Schütz. Das Aufziehen von Hähnen sei neu in der Landwirtschaft. Es bringe Aufwand mit sich und fordere ein Umdenken. Schütz ist überzeugt: «Ethisch ist es völlig korrekt, was wir machen, und zweifelsfrei der richtige Weg.»

In den ersten 24 Lebensstunden kommen die Küken auf den Hof

Die Küken schlüpfen in der Bio-Brüterei Lindenberg im luzernischen Schongau. Bereits vor der Lieferung werden die Hennen von den Güggeln getrennt. In ihren ersten 24 Lebensstunden kommen dann die Küken auf dem Hof an und erhalten ihren Platz im Aufzuchtstall.

Auf dem Schütz-Hof in Strengelbach tummeln sich um die 5500 Hühner. In zwei Ställen leben je 2000 Legehennen und zurzeit werden 1500 Bruderküken aufgezogen. «Jedes Huhn hat fünf Quadratmeter Platz», sagt Barbara Schütz vor dem Gehege. Auf dem Hof entspricht alles den Richtlinien von «Bio Suisse».

Seit dem Beginn des Projekts «Güggelglück» hat ein generelles Umdenken auf dem Hof begonnen. Die Legehennen werden nicht mehr 18, sondern 15 Wochen aufgezogen. Und statt ein Jahr lang, legen sie 15 bis 16 Monate lang Eier. Die Legeleistung verringert sich so nur minimal. Die Bruderküken werden zwölf Wochen lang aufgezogen. Durch die Verlängerung der Lebenszeit von Legehennen müssten weniger Jungtiere aufgezogen werden und man spare Ressourcen, erklärt Markus Schütz und blickt in den vom Gackern gefüllten Stall: «Das Aufziehen der Hähne ist nicht günstig, denn Ertrag erhält man nur durch den Verkauf des Fleisches.» Das hat Konsequenzen: Beim Verkauf der Bio-Eier wird für die Aufzucht der kleinen Güggel jeweils ein Rappen aufgeschlagen.

Geschlachtet werden die Güggel in Begleitung von Barbara Schütz und einigen Mitarbeitern in der «Kopp’s Metzg» in Heimisbach BE. Aus den Legehennen entstehen verschiedene Produkte, die Güggel werden unverarbeitet verkauft. Das Fleisch wird im Hoflädeli angeboten. Von den Eiern gehen Dreiviertel an Grossverteiler.

«Konsumenten sind Teil des Projekts»

«Die Konsumentinnen und Konsumenten sind nicht nur Kunden, sie sind ein Teil des Projekts», erklärt Markus Schütz vor dem neuen Tiefkühler. «In unserem Hoflädeli haben wir die Gelegenheit, mit ihnen zu sprechen und ihnen unsere Gründe zu erklären.»

Mit dem wöchentlichen Zopfverkauf an Samstagen oder dem Hühnersuppenfest am 23. September wollen Barbara und Markus Schütz so vielen Menschen wie möglich das Projekt «Güggelglück»vorstellen, erklären und vor allem inspirieren.

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