
100 Tage Trump – 1000 Entlassungen: So hart betrifft der Kahlschlag in der Entwicklungshilfe die Schweizer NGOs
Seit Donald Trump zurück im Weissen Haus ist, haben Schweizer Hilfswerke fast 1000 Stellen abgebaut. Denn die amerikanische Regierung hat die Gelder der US-Entwicklungsbehörde USAID, mit der weltweit Projekte finanziert werden, massiv zusammengestrichen.
Nachdem einzelne Schweizer NGOs bereits über die Folgen des Kahlschlags informiert haben, liegt nun erstmals ein Gesamtüberblick für die Branche vor. Alliance Sud, das Schweizer Kompetenzzentrum für internationale Zusammenarbeit und Entwicklungspolitik, hat am Dienstag in Genf die Resultate einer von 24 Schweizer Nichtregierungsorganisationen ausgefüllten Umfrage vorgestellt.
USA hat Schulden noch nicht beglichen
Die teilnehmenden NGOs haben aufgrund der USAID-Kürzungen sechzig Personen in der Schweiz den Job gekündigt, einige Stellen nicht wie geplant ausgeschrieben und im Ausland mindestens 891 Mitarbeitende entlassen. Betroffen waren Länder wie Burkina Faso, Uganda oder Bangladesch. «Niemand von uns hatte mit dem brutalen Shutdown gerechnet», sagte Andreas Missbach, Geschäftsführer von Alliance Sud. Er betonte zudem, dass die Situation weiterhin unberechenbar sei.
Gemäss der Umfrage warten derzeit sieben Organisationen auf Zahlungen aus den USA für bereits umgesetzte Projekte, die sich auf umgerechnet über 12 Millionen Franken belaufen. Wiederum fünf NGOs mussten Projekte in der Höhe von 20 Millionen Franken annullieren.
Stark betroffen ist die Stiftung Terre des hommes. Sie baute im Ausland über 400 Stellen ab, weil 10 Prozent ihrer Ausgaben von den USA abhingen. «Die Folgen für die Organisation sind gross, aber die grössten Auswirkungen gibt es für die Personen, denen wir helfen: geschwächte und vulnerable Menschen, die nun noch verletzlicher werden», betonte die Direktorin der Kinderrechtsorganisation, Barbara Hintermann. Sie warnte davor, dass aufgrund der Kürzungen mit Todesopfern zu rechnen sei.
Insgesamt schätzen die 24 Schweizer Hilfswerke, dass sie als Folge der fehlenden USAID-Gelder rund 3 Millionen bedürftige Menschen nicht mehr erreichen können. Im Bereich der Gesundheitsprojekte etwa könnte dies zur Folge haben, dass sich Krankheiten wie Malaria ausbreiten.
Solidarität der Bevölkerung reicht nicht
Die Situation ist auch deshalb angespannt, weil die amerikanischen Kürzungen nicht die einzigen sind: Wegen steigender Militärausgaben haben mehrere europäische Länder die Gelder für die Entwicklungshilfe reduziert –im Dezember auch die Schweiz. Gemäss Alliance Sud zeichnet sich 2025 für Schweizer Hilfswerke insgesamt eine Reduktion der verfügbaren Mittel um 100 Millionen Franken ab.
Die Branche sucht händeringend nach neuen Finanzierungsquellen – wohlwissend um die Herkulesaufgabe. Haben sich zumindest private Spenderinnen und Spender im Sinne eines Anti-Trump-Effekts spendabler gezeigt?
«Wir spüren, dass die Solidarität steigt, aber das kann die Lücken niemals füllen», antwortete Karolina Frischkopf, Direktorin des Hilfswerks Heks. Gleich klang es bei Terre des hommes. Dort stellt man sich laut Direktorin Hintermann darauf ein, in Zukunft «kleiner» zu sein – mit einem Budget um die 80 Millionen statt der bisherigen 100 Millionen Franken.